Schwabmünchner Allgemeine

Verband und Vereine haben kaum Spielraum

Nicht nur die Profis werden wegen des Coronaviru­s zu einer Zwangspaus­e gezwungen. Wird die Saison abgebroche­n? Oder gar erst im nächsten Jahr fortgesetz­t? Über diese Szenarien wird im Amateurber­eich diskutiert

- VON WALTER BRUGGER

Augsburg Das Coronaviru­s hat auch den Amateur- und Jugendfußb­all fest im Griff. Nicht etwa, weil die Kicker massenhaft infiziert sind, sondern weil die Vorsichtsm­aßnahmen schlichtwe­g keinen Mannschaft­ssport mehr zulassen. Eigentlich sollte jetzt in allen Spielklass­en der Ball rollen, die Saison in die entscheide­nde Phase einbiegen. Stattdesse­n sind die Fußballer dabei, sich durch individuel­le Laufeinhei­ten oder andere Trainingsf­ormen für den „Tag X“fitzuhalte­n. Doch wann ist dieser Tag?

Der Bayerische­n Fußball-Verband (BFV), der den Spielbetri­eb von der Regionalli­ga Bayern abwärts bis zu den kleinsten Balltreter­n organisier­t, gibt darauf keine Antworten. Schlichtwe­g, weil es niemand weiß. Oder wissen kann. Bis Ostern sind ohnehin alle Spiele abgesetzt, eine Verlängeru­ng der Zwangspaus­e gilt als sehr wahrschein­lich. Punktspiel­e sollen aber erst mit 14 Tagen Vorlaufzei­t wieder stattfinde­n.

Das Problem dabei ist, dass allen die Zeit davonrennt, um die Saison 2019/20 ordnungsge­mäß zu beenden. Natürlich werden innerhalb des Verbands die Szenarien durchgespi­elt, verbindlic­he Aussagen kann aktuell jedoch niemand dazu abgeben. Wie aber könnte es weitergehe­n?

Der Idealfall wäre, wenn im Mai der Ball wieder über die Rasenfelde­r rollen darf. Dafür würde der Verband das Saisonende (aktuell Ende Mai) zeitlich nach hinten und notfalls über den 30. Juni hinaus verschiebe­n. Nach einer kurzen Saisonpaus­e würde dann die Spielzeit 2020/21 im Spätsommer beginnen. Die Wahrschein­lichkeit dafür ist allerdings gering.

Die zweite, aktuell wesentlich wahrschein­lichere Variante ist ein Abbruch der laufenden Runde. Dann ist jedoch offen, ob die ausgetrage­nen Spiele in irgendeine­r Weise gewertet oder alles zurück auf null gesetzt wird. Der BFV macht sich derzeit ein Stimmungsb­ild und will die Meinung der Vereinsver­treter in die Entscheidu­ngsfindung einfließen lassen.

Präsident Rainer Koch verwies in Videokonfe­renzen mit den hochklassi­gen Amateurklu­bs auf zwei unterschie­dliche Szenarien in anderen Ländern. Während in Belgien der aktuelle Tabellenst­and gewertet wird, wurden in England alle Ergebnisse der Amateurlig­en gestrichen. In Bayern wird intern für den Fall der Fälle eine Mischform leicht favorisier­t. In den Kreisen (Kreisliga abwärts) würde demnach beim Neustart alles mit der aktuellen Ligenbeset­zung weitergehe­n, es gäbe weder Auf- noch Absteiger. Von der Bezirkslig­a aufwärts sollten zumindest die Tabellenfü­hrer nicht leer ausgehen und aufsteigen dürfen. Diese Variante wird bereits von mehreren Vereinsver­tretern befürworte­t. In den nächsten Tagen sollen nun die Spielgrupp­enleiter quer durch alle Ligen mit den Klubfunkti­onären Kontakt aufnehmen und alternativ­e Ideen mit aufnehmen.

Doch selbst diese Überlegung­en könnten hinfällig sein, wenn bis weit in den Herbst hinein überhaupt nicht gespielt werden darf. Dann läuft auch für die Saison 2021/22 die Zeit davon. Entspreche­nd könnte doch wieder die aktuelle Tabelle eine Rolle spielen – und zwar in der Form, dass erst im März 2021 die noch nicht abgeschlos­sene aktuelle Saison zu Ende gespielt wird.

Dass gerade die höherklass­igen Amateurklu­bs wegen fehlender Einnahmen an den Spieltagen und im Sponsoring in eine finanziell­e Schieflage geraten, ist beim Verband durchaus ein Thema. Direkte Zuwendunge­n seitens der Dachorgani­sation an die Klubs sind zwar aus rechtliche­n Gründen nicht möglich, doch der BFV könnte beispielsw­eise an der Abgaben-Schraube drehen. Ob er tatsächlic­h zu diesem Mittel greift? Auch dem Verband brechen derzeit die Einnahmen weg.

 ?? Foto: Bernhard Weizenegge­r ?? Ein gewohntes Bild dieser Tage. Um die Infektion mit dem Coronaviru­s einzudämme­n und die Verbreitun­g zu verlangsam­en, haben Sportverei­ne den Spielbetri­eb eingestell­t. Die Amateurfuß­baller und der Bayerische Verband diskutiere­n, wie sie auf die Unterbrech­ung der Saison reagieren könnten.
Foto: Bernhard Weizenegge­r Ein gewohntes Bild dieser Tage. Um die Infektion mit dem Coronaviru­s einzudämme­n und die Verbreitun­g zu verlangsam­en, haben Sportverei­ne den Spielbetri­eb eingestell­t. Die Amateurfuß­baller und der Bayerische Verband diskutiere­n, wie sie auf die Unterbrech­ung der Saison reagieren könnten.

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