Schwabmünchner Allgemeine

Andreas Luthe: „Wir wollen es zu Ende spielen“

Der Torhüter hofft auf eine Fortsetzun­g der Bundesliga. Dabei geht es ihm aber nicht um sich und seine Kollegen

- VON ROBERT GÖTZ

Augsburg Normalerwe­ise geht es in der Kabine des FC Augsburg vor jedem Training hoch her. Kein Wunder, wenn 30 Männer Spaß haben. Für die Musikauswa­hl sind meist Rani Khedira oder Georg Teigl zuständig. Hip-Hop und Rap stehen auf der Play-Liste ganz oben. Die Kabine ist der Ort, in der das besondere Mannschaft­sgefühl besonders spürbar ist, egal ob man Profifußba­ller oder Amateurkic­ker ist.

Zwar trainiert der FCA seit wenigen Tagen wieder auf dem Platz, doch in Zeichen der Corona-Epidemie ist dies eine ernste Angelegenh­eit. Die Trainingse­inheiten werden in Kleingrupp­en zu verschiede­nen Zeiten abgehalten, die wenigen Spieler sind auch auf mehrere Kabinen verteilt. Kabinengeq­uatsche gibt es da nicht. Ganz im Gegenteil, wie Andreas Luthe erklärt: „Es ist ziemlich trist. Es läuft keine Musik. Jeder kommt so spät wie möglich, man geht sofort raus zum Training. Es ist sehr ruhig geworden“, sagt der FCA-Torhüter und fügt in einem Interview mit dem vereinseig­enen Fan-TV an: „Beim einen oder anderen Spieler merkt man schon, dass er mit seinen Gedanken bei seiner Familie ist. Er sieht das Training als Job: Ich gehe hin, halte mich fit und fahre wieder nach Hause.“

Die FCA-Spieler üben ihren Beruf aus. Mehr ist derzeit nicht. Und genau das dürfen die Augsburger Profis in Zeiten der Ausgangsbe­schränkung­en unter Einhaltung aller Auflagen. Wie viele andere Arbeitnehm­er auch.

Seit ein paar Tagen trainiert der FCA nun als einziger Profiverei­n auf dem Rasen, auch wenn die DFL empfohlen hat, bis 5. April damit auszusetze­n, um die Wettbewerb­sgleichhei­t zu gewährleis­ten. Doch der Profifußba­ll ist längst ein knallharte­s Geschäft, zumal der FCA wenige Tage vor dem abrupten Ende durch das Corona-Virus den Trainer

getauscht hat. Da kann man eine Empfehlung schon mal Empfehlung sein lassen. Zudem bekommt der FCA langsam Gesellscha­ft. So beginnt auch Borussia Dortmund am Montag mit Übungsform­en auf dem Rasen.

Dass aber gerade Amateurspi­eler neidisch auf die FCA-Profis schauen, weiß Luthe. Der 33-Jährige ist ein Mensch, der reflektier­t, der sich sozial engagiert. Der einen Verein (Insafehand­s) ins Leben gerufen hat, der sozial benachteil­igten Kindern über den Sport hilft. Er erklärt, dass die Vereinsfüh­rung in Abstimmung mit den Spielern und unter Einhaltung aller Bestimmung­en eine Übungsart gefunden hat, die von normalem Training aber weit entfernt ist. „Es ist eine Form des Fußballs, die wir so praktizier­en können und die uns Profis hilft, fit zu bleiben.“Nicht mehr.

Wann die Bundesliga fortgesetz­t wird, ist in diesen Tagen nicht absehbar. Die DFL wird wohl am Dienstag beschließe­n, den Punktspiel­betrieb erst einmal bis 30. April auszusetze­n. Was dann kommt? Keiner weiß es. Der Zeitpunkt und das Wie spielen für Luthe keine so große Rolle. „Wir wollen es zu Ende spielen, wenn es gesundheit­lich akzeptabel ist. Wann, in welchem Monat und in welchem Modus ist uns gleich. Damit die Liga im Jahr 2021 ganz normal weitergehe­n kann.“Das geht aber nur, wenn die letzte Tranche der Fernsehgel­der fließt.

Ein Spieltag soll 68 Millionen Euro wert sein, schreibt die Süddeutsch­e

Zeitung. Luthe geht es dabei aber nicht so sehr um seinen Berufsstan­d („Wir Profis sind eine ganz kleine Gruppe.“), sondern um die Menschen, deren Beruf vom Profifußba­ll irgendwie abhängig ist. Geschätzt sind es rund 50000 Arbeitsplä­tze. Luthe hofft, dass der Profifußba­ll in seiner jetzigen Form überlebt. Tut er das, dann könne auch das Thema Finanzen überdacht werden.

Doch in den nächsten Wochen und Monaten appelliert er an die Solidaritä­t aller. „Wir müssen es als Gesellscha­ft durch die Kontaktver­bote und Ausgangsbe­schränkung­en schaffen, dass wir das Virus so in den Griff bekommen, dass unsere Wirtschaft wieder hochgefahr­en werden kann.“Er denkt da gerade an die Kleinstbet­riebe und mittelstän­dische Unternehme­n. Luthe weiter: „Wenn wir das schaffen, dann werden auch die Stadien irgendwann mal wieder voll sein.“

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Foto: Wagner Torhüter Andreas Luthe ist mit dem FCA wieder im Training.

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