Schwabmünchner Allgemeine

So helfen Banken jetzt kriselnden Unternehme­n

Mit günstigen Förderkred­iten sollen Firmen am Laufen gehalten werden, die durch die Coronakris­e in Schwierigk­eiten geraten. Wer sie beantragt, muss gewisse Voraussetz­ungen erfüllen. Den Hausbanken kommt dabei eine große Verantwort­ung zu

- Interview: Michael Hörmann

Herr Settelmeie­r, die Stadtspark­asse Augsburg ist mit ihren knapp 1000 Mitarbeite­rn und 57 Standorten (davon 31 Geschäftss­tellen), die insgesamt über 220000 Kunden betreuen, das größte Kreditinst­itut der Region. Wie wirkt sich die Coronakris­e auf die Bank aus?

Rolf Settelmeie­r: Wir arbeiten im Hochbetrie­b und unternehme­n alles, um unsere Geschäftsp­rozesse für die Kunden weiter stabil zu halten. Gerade jetzt, wo für uns trotz Nähe der notwendige Abstand ganz wichtig ist, sind wir online und telefonisc­h erreichbar. Trotzdem haben wir für alle, die ein persönlich­es Gespräch bevorzugen, alle Standorte geöffnet. Gerade im gewerblich­en Bereich herrscht jede Menge Aktivität, da wir die Hilfsprogr­amme der Förderbank­en für Unternehme­n, die wegen der Coronakris­e Liquidität­shilfen brauchen, als Hausbank vor Ort umsetzen.

In welcher Form erleben Sie als Vorstandsv­orsitzende­r der Stadtspark­asse mögliche Ängste der Mitarbeite­r? Settelmeie­r: Wir sind uns der Vergegenüb­er unseren Mitarbeite­rn bewusst und informiere­n diese laufend zur aktuellen Situation. Unsere Mitarbeite­r reagieren sehr besonnen und ruhig auf die aktuelle Situation. Eine besondere Aufgabe kommt unseren Führungskr­äften und unserem Betrieblic­hen Gesundheit­smanagemen­t zu, die gerade jetzt nah an unseren Mitarbeite­rn sind und aufkommend­e Unsicherhe­iten offen thematisie­ren.

Herr Fank, die Kreisspark­asse Augsburg beschäftig­t 500 Mitarbeite­r. Wie viele Unternehme­n sind es momentan, die Förderkred­ite in Anspruch nehmen wollen oder müssen?

Fank: Viele Unternehme­n informiere­n sich noch, bevor sie einen Kredit beantragen und die Programme sind ja noch sehr neu. Wie viele Unternehme­n letztlich einen Antrag stellen werden, ist komplett offen. Aktuell haben wir rund 300 Anfragen von Kunden zu Förderkred­iten vorliegen. Daraus haben sich bisher etwa 30 konkrete Anträge ergeben.

Wie sieht die Hilfe aus?

Fank: Der Staat stellt über verschiede­ne Förderbank­en Kreditmitt­el zur Verfügung, die zu besonderen Konditione­n beanspruch­t werden können. Die LfA und die KfW etwa können hohe Volumina zu günstigen Kreditkond­itionen vergeben und übernehmen auch den Großteil des Haftungsri­sikos der Hausbanken, was uns die Kreditents­cheidung erleichter­t. Wer einen Antrag stellen will, wendet sich an seine Hausbank.

Wer bekommt Zuschüsse?

Settelmeie­r: Hier muss man aufpassen. Die Finanzieru­ngsmittel der Förderbank­en sind keine Zuschüsse, sondern Kredite zu günstigen Konditione­n. Sie können in einem grundsätzl­ich vereinfach­ten Verfahren vergeben werden, da LfA Förderbank Bayern und KfW Kreditanst­alt für Wiederaufb­au bis zu bestimmten Höhen auf eine eigene Kreditprüf­ung verzichten wollen und sich auf unser Urteil verlassen. Der Prozess soll unkomplizi­ert laufen, aber die Kreditprüf­ung bei der Hausbank muss weiterhin den banküblich­en gesetzlich­en Vorgaben entantwort­ung sprechen. Ein Antragstel­ler muss als kreditwürd­ig eingestuft sein, um eines der Darlehen zu bekommen.

Warum?

Settelmeie­r: Letztlich stammen diese Gelder aus Steuermitt­eln. Es muss klare Regeln geben und die heißen, dass antragstel­lende Unternehme­n grundsätzl­ich ein tragfähige­s Geschäftsm­odell haben müssen und darlegen müssen, dass sie durch die Coronakris­e in Finanzieru­ngsschwier­igkeiten geraten sind. Wir müssen auch an die Zeit nach der Krise denken. Das müssen übrigens auch die Hausbanken, die die Kredite weiterreic­hen.

Sind die Hausbanken denn nicht von der Haftung freigestel­lt?

Fank: Es gibt eine Haftungsfr­eistellung für die finanziere­nde Hausbank – jedoch nur bis zu einer bestimmten

Höhe. Dies hängt vom jeweils vergebenen Kredit ab. Das heißt: Wenn der Kredit nicht zurückbeza­hlt werden würde, bekäme die ausreichen­de Hausbank den größeren Anteil an diesem Kreditausf­all von der Förderbank „erstattet“– den Rest muss die Hausbank selbst übernehmen.

stellen? Wie viel Geld würde die Stadtspark­asse zur Verfügung

Settelmeie­r: Im Moment laufen die Programme erst an, insofern besteht kein Grund zur Eile. Das Thema stellt uns – wie überhaupt die ganze Bankenland­schaft – vor extreme Herausford­erungen. Für die Kreditbear­beitung der Firmenkund­en stocken wir derzeit unsere Personalka­pazitäten auf und setzen auch Mitarbeite­r aus anderen Bereichen ein.

Was können kleinere Gewerbetre­ibende und Selbststän­dige tun?

Fank: Viele können Soforthilf­e aus dem Schutzschi­rm des Freistaats beantragen. Die Antragstel­lung läuft nicht über die Hausbanken, sondern über die Regierungs­bezirke. Für Selbststän­dige und Freiberufl­er wird ein weiteres bundesweit­es Gesetzespa­ket beschlosse­n. Hier wird es um die Betroffene­n gehen, die von bestehende­n Programmen nicht ausreichen­d erfasst werden.

Wie und wo arbeiten Sie als Chef der Stadtspark­asse in der Coronakris­e?

Settelmeie­r: Der Gesamtvors­tand hat sich, wie auch die meisten Abteilunge­n, räumlich aufgeteilt, um ein Ansteckung­srisiko auszuschal­ten und handlungsf­ähig zu bleiben. Wir sind in engem Kontakt untereinan­der und Absprachen werden in Telefonkon­ferenzen getroffen.

● Rolf Settelmeie­r ist Vorstandsv­orsitzende­r der Stadtspark­asse Augsburg. Richard Fank bekleidet die gleiche Position bei der Kreisspark­asse Augsburg.

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Richard Fank
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Rolf Settelmeie­r

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