Schwabmünchner Allgemeine

Hier kommt die neue Rathausche­fin

CSU-Kandidatin Eva Weber gewinnt die Stichwahl gegen Dirk Wurm (SPD). Es ist ein historisch­er Moment für Augsburg. In ersten Reaktionen wird deutlich, vor welchen Herausford­erungen die künftige Stadtregie­rung steht

- VON MICHAEL HÖRMANN

Es war um 19.23 Uhr, als das erste Zwischener­gebnis auf der städtische­n Internetse­ite erkennen ließ, was rund 80 Minuten später offiziell bestätigt wurde: Augsburg wird erstmals von einer Frau regiert. Eva Weber (CSU) ist neue Oberbürger­meisterin. Sie löst im Mai Rathausche­f Kurt Gribl (CSU) ab, der nach zwei Amtsperiod­en nicht mehr zur Wahl angetreten war.

Finanz- und Wirtschaft­sreferenti­n Eva Weber setzte sich in der Stichwahl gegen Ordnungsre­ferent Dirk Wurm (SPD) durch. Weber erhielt 62,3 Prozent der Stimmen, auf Wurm entfielen 37,7 Prozent. Die Stichwahl stand wegen der Coronakris­e unter besonderen Vorzeichen: Die Stimmabgab­e war nur per Briefwahl möglich. Die Wahlbeteil­igung stieg von 46,3 Prozent im ersten Wahlgang auf 48,2 Prozent. Dass Weber ihrer Favoritenr­olle gerecht wurde, war absehbar. Am 15. März erzielte die CSU-Kandidatin 43,1 Prozent. Wurm, der es als Zweitplatz­ierter in die Stichwahl schaffte, kam auf 18,8 Prozent.

Ungewöhnli­ch war am Tag der Stichwahl, dass es nach der Auszählung eine gemeinsame Pressekonf­erenz im Rathaus gab, an der auch OB Gribl teilnahm. Weber sagte: „Die wirklichen Herausford­erungen stehen uns bevor.“Damit spielte sie auf die Coronakris­e an. Der unterlegen­e Kandidat Wurm sagte: „Ich gratuliere Eva Weber herzlich.“Er selbst sprach von einem „ehrenwerte­n Ergebnis“, das er erzielt habe. Den persönlich­en Bezug zu Eva Weber unterstric­h er deutlich: „Ich bleibe jetzt beim Du, weil wir uns schon lange kennen. Ich bin überzeugt, dass du die Aufgaben meisterst.“

Am Abend waren Weber und Wurm gemeinsam im Rathaus. Bei Eva Weber war Ehemann Florian Weber mit von der Partie. Wurm kam ohne Familie, seine Ehefrau Tatjana kümmerte sich zuhause um die drei Buben. Auch in dieser Situation wirkte sich das Coronaviru­s aus. „Wegen der Ausgangsbe­schränkung­en sollten die Großeltern nicht einspringe­n“, sagte Wurm.

Der Erfolg von Eva Weber kam aufgrund des Ergebnisse­s im ersten Wahlgang nicht überrasche­nd. Sie war klare Favoritin für die Stichwahl. Davon war auch Altoberbür­germeister Peter Menacher (CSU) ausgegange­n, der von 1990 bis 2002 Rathausche­f war. Er hatte seine Parteifreu­ndin Eva Weber im Wahlkampf unterstütz­t. Menacher sagte am Sonntag: „Ich gratuliere ihr herzlich, denn sie hat den Sieg durch Kompetenz verdient. Eva Weber wird die erfolgreic­he Arbeit von Kurt Gribl mit Elan fortsetzen.“Sie habe jetzt allen Grund, „ihr offenes, sympathisc­hes Lachen auf den Plakaten auch im Amt zu behalten“.

Gefreut hat sich am Sonntagabe­nd auch Margarete Rohrhirsch­Schmid. Die frühere CSU-Bürgermeis­terin stand im Jahr 2002 davor, erste Oberbürger­meisterin in Augsburg zu werden. Rohrhirsch­Schmid scheiterte in der Stichwahl gegen SPD-Mann Paul Wengert. Nun, 18 Jahre später, hat Weber etwas Historisch­es zu erreicht. Dazu sagte Margarete Rohrhirsch­Schmid am Sonntag auf Anfrage: „Ich freue mich wie ein Schnitzel, dass Eva Weber die erste Oberbürger­meisterin in der Geschichte Augsburgs ist. Bravo, bravissimo!“

Baureferen­t Gerd Merkle ist Vertrauter und privater Freund von Weber. Er stand auf Platz 2 der und sagt: „Mich freut ihr Wahlerfolg beruflich als auch privat. Als erste Oberbürger­meisterin wird sie die Stadt empathisch, kommunikat­iv, diplomatis­ch und organisier­t auch in der nächsten Ratsperiod­e erfolgreic­h führen.“Durch ihre langjährig­e Erfahrung werde Eva Weber für Augsburg eine verlässlic­he Gestalteri­n auch in schwierige­n Zeiten sein.

Menacher, Rohrhirsch-Schmid und Merkle hatten sich in der Einschätzu­ng, dass Eva Weber gewinnen dürfte, zuvor bereits Gedanken gemacht, welches die vorrangigs­te Aufgabe für die Rathausche­fin und die künftige Stadtregie­rung sei. Menacher sagt: „Angesichts einer so noch nie da gewesenen Zersplitte­rung des Stadtrats kommt es zuallerers­t darauf an, eine stabile ,Stadtregie­rung‘ zu bilden.“Die Folgen von Corona brächten zusätzlich zum Wahlprogra­mm neue Herausford­erungen, die noch gar nicht alle abCSU-Stadtratsl­iste sehbar seien. Vorrangig gelte es dann, das gebremste Leben von Wirtschaft bis Kultur wieder zu stabilisie­ren. Margarete Rohrhirsch­Schmid hält sich zurück: „OB, Stadtregie­rung und Stadtrat werden ihren Job ohne meine klugen Ratschläge erledigen“. Sie wünsche allen viel Kraft, gute Nerven und motivierte Mitstreite­r „beim Gestalten dessen, was auf dem Trümmerfel­d der Coronakris­e herumliege­n wird“.

Baureferen­t Merkle sagt: „Sicherlich werden die nächsten Wochen, vielleicht auch Monate die Bewältigun­g der aktuellen Ausnahmesi­tuation vordringli­che Aufgabe und größte Herausford­erung für uns darstellen. Hier gilt es, kühlen Kopf zu bewahren und strukturie­rt Lösungen zu finden.“

Mit welchem Team und welcher Referatsst­ruktur die neue Oberbürger­meisterin die Arbeit aufnimmt, dürfte sich sehr schnell entscheide­n, hieß es am Abend. Erste Sondierung­sgespräche hat es bereits in den letzten Wochen gegeben.

 ?? Fotos: Klaus Rainer Krieger ?? Kurz vor der Pressekonf­erenz im Rathaus kommt Eva Weber mit Schwung aus dem Fraktionsz­immer der CSU. Hinter ihr ihr Mann Florian Weber und ihr Wahlkampfm­anager Richard Goerlich (verdeckt).
Fotos: Klaus Rainer Krieger Kurz vor der Pressekonf­erenz im Rathaus kommt Eva Weber mit Schwung aus dem Fraktionsz­immer der CSU. Hinter ihr ihr Mann Florian Weber und ihr Wahlkampfm­anager Richard Goerlich (verdeckt).
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 ??  ?? Dirk Wurm (SPD) erzielte in der Stichwahl 37,7 Prozent.
Dirk Wurm (SPD) erzielte in der Stichwahl 37,7 Prozent.
 ??  ?? Noch-OB Kurt Gribl gratuliert­e am Sonntagabe­nd seiner Nachfolger­in.
Noch-OB Kurt Gribl gratuliert­e am Sonntagabe­nd seiner Nachfolger­in.

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