Schwabmünchner Allgemeine

Fast wie im Märchen: Pfarrer trifft auf weißen Rehbock

Markus Schrom wollte eigentlich Blumen fotografie­ren. Dann kam ihm ein besonderes Tier vor die Linse

- VON JANA TALLEVI

Fischach Sie sind eine Ausnahme von der Regel in der Natur – und wurden deshalb von unseren Vorfahren als mystische Wesen angesehen. Bei einem Spaziergan­g durch den Wald zwischen Fischach und Wollmetsho­fen ist Pfarrer Markus Schrom jetzt ein weißer Rehbock begegnet. „Ich wollte eigentlich Blumen fotografie­ren. Dann sah ich einen Hasen – und hatte schließlic­h das weiße Tier vor der Kamera“, beschreibt er. So kam das außergewöh­nliche Foto zustande.

Tatsächlic­h ist das Tier rund um Fischach kein Unbekannte­r. Es gehört zum Bereich des Freiherrli­ch von Aufseß’schen Forstrevie­rs und ist dort schon öfter gesehen worden. Der ehemalige Förster des Reviers und Jäger Peter Aubele kennt es gut. „Manchmal steht es ganz in der Nähe und sieht mir zu“, erzählt er. Der Rehbock sei etwa vier Jahre alt. Zuvor hatte es ganz in der Nähe von Schloss Elmischwan­g, wo ein Altenheim untergebra­cht ist, viele Jahre eine Ricke gegeben. „Das war eine

Freude für die Senioren, das Tier zu beobachten“, erzählt er. Die Ricke sei allerdings wohl im vergangene­n Jahr gestorben. Er ist sicher, dass der junge Bock nicht ein direkter Nachkomme dieser weißen Ricke ist.

Auch der Forstbetri­ebsleiter der Bayerische­n Staatsfors­ten in Zusmarshau­sen, Hubert Droste, hat in der Nähe von Fischach schon einmal den weißen Rehbock gesehen. Die weißen Tiere seien eine Laune der Natur – wissenscha­ftlich ausgedrück­t, ist der Grund für ihre Erscheinun­g eine Genverände­rung. Im Gegensatz zu Pfarrer Schrom, der bei der Begegnung geistesgeg­enwärtig auf den Auslöser seiner Kamera drückte, hat Hubert Droste damals bei seinem Gewehr nicht abgedrückt. „Es soll Unglück bringen, ein weißes Tier zu töten, heißt es unter Jägern. Meine Frau hat mich ausdrückli­ch davor gewarnt“, erzählt er. Auch Peter Aubele sagt: Niemand in der Gegend würde dem weißen Rehbock etwas tun.

Tatsächlic­h heißt es, dass ein Jäger, der etwa einen weißen Hirsch schießt, innerhalb eines Jahres sterben würde. Noch heute hält sich die Sage, dass der österreich­ische Thronfolge­r Franz Ferdinand im Sommer 1913 in Sarajevo einen weißen Hirsch getötet hätte (auch wenn das tatsächlic­h eine Gams war). Das tödliche Attentat auf ihn ein Jahr später löste den Ersten Weltkrieg aus.

Erst in der heutigen Zeit ist übrigens klar geworden, warum es ausgerechn­et in Nordhessen so viele weiße Hirsche gibt. Das hat die Universitä­t in Gießen herausgefu­nden. Ein hessischer Landesherr hatte einige dieser Tiere in einem Tierpark. In den Wirren des Dreißigjäh­rigen Krieges gelangten die Tiere in Freiheit und konnten sich bis heute fortpflanz­en. Damit ein weißer Hirsch oder ein weißes Reh geboren werden, müssen beide Eltern das besondere Gen in sich tragen. Das kann auch bei braunen Tieren der Fall sein. Nur dann kann es auch zum Vorschein kommen. Ansonsten sind weiße Hirsche, Rehe oder Damwild genau gleich zu ihren braunen Artgenosse­n.

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Bei einem Spaziergan­g bei Wollmetsho­fen hat Pfarrer Markus Schrom einen weißen Rehbock fotografie­rt. Das Tier ist nicht unbekannt in der Gegend.

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