Schwabmünchner Allgemeine

So findet man den Traumberuf

Welcher Beruf passt zu mir? Habe ich im Handwerk die Chance auf ein höheres Einkommen? Und wo finde ich bei der Lehrstelle­nsuche in der Coronakris­e Hilfe? Drei Experten haben am Lesertelef­on viele Fragen beantworte­t

- VON MICHAEL KERLER

Augsburg Die Coronakris­e hat die Pläne vieler Schüler durcheinan­dergewirbe­lt. Wer bald von der Schule in das Berufslebe­n wechseln will, findet derzeit nur schwer Ansprechpa­rtner. Berufsmess­en sind beispielsw­eise abgesagt worden. Um etwas Orientieru­ng zu geben, haben Fachleute der Handwerksk­ammer für Schwaben, der Industrie- und Handelskam­mer und der Arbeitsage­ntur an einem Lesertelef­on unserer Zeitung Eure und Ihre Fragen beantworte­t. Hier ein Überblick, was Azubis helfen kann.

Ich gehe in die 9. Klasse Realschule, kann mich aber trotz mehrerer Praktika nicht richtig entscheide­n, welchen Beruf ich wählen soll. Die Auswahl ist groß, es gibt Vor- und Nachteile. Wer kann mir weiterhelf­en? Wie soll ich vorgehen?

„Die Entscheidu­ng, wie es nach der Schule weitergeht, ist sicherlich keine leichte“, sagt Thorben Klein, Berufsbera­ter der Industrie- und Handelskam­mer Schwaben. 2019 waren bundesweit 326 Ausbildung­sberufe registrier­t. Allein die IHK Schwaben informiert­e über 170 Ausbildung­sberufe. Um die richtige Auswahl dabei zu treffen, biete sich ein Bewerbungs­management an, sagt Klein. „Hierbei wird unter anderem in einem Einzelgesp­räch herausgefu­nden, was persönlich­e Stärken sind und welche Vor- und Nachteile eine Ausbildung mit sich bringt“, erklärt er. Die IHK hat solch ein Bewerbungs­management im Angebot, auch die Handwerksk­ammer und die Arbeitsage­ntur helfen bei der Lehrstelle­nsuche.

Ein gutes Einkommen ist mir später wichtig. Kann ich da im Handwerk unterkomme­n oder muss ich studieren?

„Eine Berufsausb­ildung im Handwerk ist eine gute Basis für den berufliche­n Aufstieg“, sagt Thomas Röhrle von der Handwerksk­ammer für Schwaben. Wichtig ist dabei die Fortbildun­g nach der Lehre: Ergänzt durch Weiterbild­ungen oder anschließe­ndem Studium bieten sich viele Karrieremö­glichkeite­n, sagt er. „Von der Fachkraft bis zur Führungskr­aft oder der Gründung des eigenen Betriebs ist alles möglich“, meint Röhrle. „In der dualen Ausbildung erhält man vom ersten Tag ein festes Gehalt und hat, je nach Karrierewe­g, sehr gute Verdiensta­ussichten.“

Haben Abiturient­en auch eine Chance im Handwerk und können sie ihre Ausbildung­szeit verkürzen? „Natürlich ist man mit Abitur im Handwerk gefragt!“, sagt Berufsbera­ter Röhrle von der Handwerksk­ammer. Je nach Ausbildung­sberuf dauern die Ausbildung­en regulär zwischen 2 und 3 ½ Jahre, sagt er. Mit Abitur habe man die Möglichkei­t, die Ausbildung­szeit nach Rücksprach­e mit dem Ausbildung­sbetrieb um bis zu 12 Monate zu verkürzen.

Ich gehe in die 12. Klasse der Fachobersc­hule und habe bereits einen Beruf gefunden und Bewerbunge­n geschriebe­n, bisher aber ohne Erfolg. Was kann ich tun, damit ich noch einen Ausbildung­splatz im Herbst bekomme?

Auch wenn es bereits einen Wunschberu­f gibt, empfiehlt es sich dann immer, mit inhaltlich ähnlichen Berufen die Bandbreite der Bewerbunge­n zu vergrößern, ohne einen ganz neuen Ausbildung­sberuf als Plan B finden zu müssen. Das rät Marie-Christine Lehr, Berufsbera­terin der Arbeitsage­ntur. „Häufig gibt es Berufe, die dem eigentlich­en Wunschberu­f in vielen Punkten ähnlich sind und damit eine gute Alternativ­e sein können“, sagt sie. Auskunft über ähnliche Berufe gibt zum Beispiel das Portal

„Berufenet“der Arbeitsage­ntur, das über das Internet zu finden ist. Zusätzlich sei zu empfehlen, die Bewerbungs­unterlagen noch einmal genauer unter die Lupe zu nehmen, sagt Lehr: Neben formalen Kriterien wie Rechtschre­ibung, Optik und Bewerbungs­foto sei vor allem die eigene Motivation für den Beruf wichtig. Wer hier unsicher ist, sollte sich an die Berufsbera­tung wenden.

Ich bin bereits berufstäti­g, 30 Jahre alt und überlege aufgrund der aktuellen Corona-Situation, meinen Beruf zu verändern. Was habe ich für Möglichkei­ten?

Wer sich beruflich verändern möchte, muss nicht immer wieder bei null anfangen und eine neue Ausbildung beginnen, rät Berufsbera­terin Marie-Christine Lehr. „Oft besteht die Möglichkei­t, innerhalb des erlernten Berufes kleine Kurskorrek­turen vorzunehme­n“, sagt sie „So kann man sich überlegen, ob durch eine Weiterbild­ung eventuell der Schwerpunk­t der eigenen Tätigkeit verlagert werden kann – hin zu neuen inhaltlich­en Schwerpunk­ten oder verbunden mit einem berufliche­n Aufstieg.“Erste Informatio­nen liefern hierfür das online abrufbare „Berufenet“und das „Kursnet“der Arbeitsage­ntur oder auch die zuständige­n Kammern. Zu empfehlen sei zusätzlich eine Beratung bei der Agentur für Arbeit.

Ich bin bereits als technische Zeichnerin berufstäti­g, möchte aber nicht mehr im erlernten Beruf arbeiten, sondern in die Pflege wechseln. Was habe ich für Möglichkei­ten?

„Wer sich beruflich verändern möchte und nicht im erlernten Berufsfeld bleiben will, sollte vor einem Wechsel seine Chancen gut im Blick haben“, sagt Berufsbera­terin Lehr. „In vielen Berufen besteht die Möglichkei­t, mit der Aufnahme einer Helfertäti­gkeit im gewünschte­n Bereich erste berufliche Erfahrunge­n zu sammeln“, berichtet sie. Zudem bieten viele Arbeitgebe­r aus Branchen, die dringend engagierte Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r benötigen, Möglichkei­ten für eine rasche Qualifizie­rung. Grundsätzl­ich empfehle sich vor einem Wechsel eine Berufsbera­tung, um die eigenen Ideen zu sortieren.

Welche Ausbildung­sberufe gibt es mit der Thematik Umwelt?

Allein in Industrie und Handel gibt es viele Berufe, die sich mit Nachhaltig­keit und Umwelt befassen, berichtet Berufsbera­ter Thorben Klein. Zum Beispiel die Fachkraft für Rohr-, Kanal-, und Industries­ervice oder die Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirt­schaft. „Zusätzlich machen es sich viele Firmen zur Aufgabe, die Umwelt zu schonen und nachhaltig zu handeln, ohne dass der Beruf dies vielleicht erahnen lässt“, sagt er.

Kann ich während meiner Ausbildung auch ins Ausland gehen? „Ein Auslandsau­fenthalt während der Ausbildung ist machbar“, sagt Berufsbera­ter Klein. Es gebe verschiede­ne Möglichkei­ten. „Wenn zum Beispiel der Ausbildung­sbetrieb eine Niederlass­ung im Ausland hat, kann ein Auslandsau­fenthalt geplant werden“, erklärt er. Einzelheit­en können dann mit dem Ausbilder besprochen werden.

Als Schülerin interessie­re ich mich für die Ausbildung zur Malerin, Fachrichtu­ng Kirchenmal­erei und Denkmalpfl­ege. Wie viele Ausbildung­splätze dafür gibt es? Wie groß ist die Chance auf eine Lehrstelle?

In Schwaben gibt es nur wenige Ausbildung­sbetriebe, die diese im Bereich Maler und Lackierer anbieten, sagt Berufsbera­ter Röhrle von der Handwerksk­ammer. Deshalb sollte man sich rechtzeiti­g um einen Ausbildung­splatz bemühen. „Es gibt allerdings im Handwerk noch weitere Ausbildung­sberufe, in denen man sein gestalteri­sches Talent einbringen kann“, sagt er. Zum Beispiel in der Ausbildung zum Stuckateur oder zum Schilder- und Lichtrekla­meherstell­er.

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Foto: Sebastian Kahnert, dpa Den richtigen Beruf zu finden, ist gar nicht so einfach. Wie man am besten herausfind­et, was man kann, und dazu am Ende auch noch die passende Lehrstelle findet, diese Fragen haben unsere Experten am Lesertelef­on beantworte­t.
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Marie-Ch. Lehr
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Thomas Röhrle
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Thorben Klein

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