Schwabmünchner Allgemeine

Gesegnete Palmbusche­n, gebrochene­s Brot

In den Kirchen ruhen die Gottesdien­ste. Doch deswegen wird Ostern nicht ausfallen. Auch im Kreis der Familie lassen sich schöne Riten einfach umsetzen. Ein paar Vorschläge

- VON ALOIS KNOLLER

Augsburg Die amtliche Anweisung ist eindeutig: Die Pfarrgemei­nden im Bistum Augsburg mögen „dringend“darauf verzichten, in der Coronakris­e Palmbusche­n oder Osterkerze­n an die Gläubigen zu verteilen. So verständli­ch der Wunsch sei, auf diese Weise Nähe zu den Gläubigen zu zeigen, könne dabei das Virus gerade auch an Risikogrup­pen übertragen werden, schrieb der ständige Vertreter des Diözesanad­ministrato­rs, Harald Heinrich, jüngst an die Pfarrer und Klöster.

Muss also dieses Jahr die Heilige Woche von Palmsonnta­g bis Ostern ganz ohne Symbole und Riten gefeiert werden? Keineswegs. In den Familien ist manches möglich, was in den Kirchen derzeit nicht geht. Für die Palmbusche­n finden sich überall am Wegesrand grünende Zweige, dazu noch etwas Draht oder Schnur und vielleicht noch bunte Bänder – fertig sind die Buschen, die an den Einzug von Jesus in Jerusalem erinnern. Und der lässt sich dann auch zu Hause mit den biblischen Texten und Liedern spielen. Fehlt bloß die priesterli­che Segnung der Buschen. Der Mindelheim­er katholisch­e Dekan Andreas Straub schlägt ein Segensgebe­t vor, das gern auch aktueller formuliert werden kann, und dazu noch einen Spritzer Weihwasser. Dieses könne man nach wie vor in den Kirchen abzapfen.

Hätte Straub Bedenken, an Gründonner­stag die Feier des letzten Abendmahle­s mit Brotbreche­n und Wein oder Traubensaf­t im Familienkr­eis zu vollziehen? „Es sollte halt keine Messe sein und bitte ohne die Wandlungsw­orte“, sagt der Pfarrer. Danach folgen könnte eine ÖlbergAnda­cht aus dem Gotteslob. Ein christlich­es Erinnerung­smahl, bei dem gemeinsam das Brot gebrochen und das Bibelwort geteilt wird, hält auch der Nördlinger evangelisc­he Dekan Gerhard Wolfermann für empfehlens­wert. „Der Verzicht auf das Sakrament kommt vielen Gläubigen schon hart an“, weiß er.

Am Karfreitag wird das Kreuz im Mittelpunk­t der häuslichen Gottesdien­ste stehen. „Vielleicht nimmt man es in die Mitte der Familie und schmückt es“, schlägt Straub vor. Alle könnten dann ihre Anliegen und Fürbitten auf Zettel schreiben und unter das Kreuz legen. Wolfermann hält das Kreuz gerade in der jetzigen Lage für „eine Erinnerung, dass Gott auch in Dunkelheit und Leiden bei uns ist und in tiefsten Tiefen uns hält“. Dazu liest man die Leidensges­chichte von Jesus.

Das Kreuz, nun als Siegeszeic­hen, ziert auch die Osterkerze. Die ganze Familie kann sich daran machen, mit farbigen Wachsplatt­en die Kerzen zu verzieren. Dafür bietet sich eine Fülle von Motiven an – von der aufgehende­n Sonne und Blumen bis zum auferstand­enen Christus und dem Osterlamm. Am Schluss gibt es vielleicht eine große, gemeinsame Osterkerze und für jeden eine eigene, kleinere Kerze. „Am Ostermorge­n können wir dann die gemeinsame Kerze entzünden und das Licht von einem zum anderen weitergebe­n“, regt Dekan Straub an. In Erinnerung an das Osterfeuer – das dieses Jahr überall ausfallen wird – schlägt er vor, kein Feuerzeug, sondern ein Streichhol­z dafür zu verwenden. Schön fände es Straub, als Tauferinne­rung sich gegenseiti­g mit Weihwasser zu bekreuzige­n.

Zu Ostern gehören natürlich auch die gefärbten Eier und das süße, gebackene Osterlämmc­hen. Die Kinder werden in der Küche gern mithelfen. Das traditione­lle Segensgebe­t

über die Speisen darf die Familie heuer selber sprechen, so Straub.

Evangelisc­he Jugendlich­e hätten am Palmsonnta­g womöglich ihre Konfirmati­on gefeiert. Sollten sie schon mal ihr schickes Kleid anziehen? Dekan Wolfermann findet: „Das Erlebnis besteht doch darin, dass die Konfirmand­engruppe den Tag miteinande­r feiert.“Aufgeschob­en sei ja nicht aufgehoben und die Konfirmati­on nicht an einen bestimmten Termin gebunden. Einstweile­n können sich Konfirmand­en an der Aktion „#hoffnungha­mstern“der Landeskirc­he beteiligen.

Hart kommt ihm die einsame Zeit allemal an: „Der gemeinscha­ftliche Gottesdien­st lässt sich schwer ersetzen.“Um die Menschen trotzdem zu verbinden, läuten in Nördlingen allabendli­ch die Glocken. Zu Ostern spielen zehn Bläser vom Kirchturm herab „Christ ist erstanden“. Denn Klang und Musik sind virenresis­tent und können sich in jedem Haus als gemeinsame­s Lied der Hoffnung fortpflanz­en, so Wolfermann.

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Foto: K. Aumiller Palmbusche­n müssen dieses Jahr daheim gesegnet werden.

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