Schwabmünchner Allgemeine

Stoppt der DFB alle Amateurfuß­baller?

Wegen der Pandemie ruht der Ball bis auf Weiteres. Ein Saisonabbr­uch ist längst ein realistisc­hes Szenario – auch für die 3. Liga. Dagegen stemmen sich die bayerische­n Aufstiegsa­spiranten TSV 1860 und FC Ingolstadt

- VON FLORIAN EISELE

Augsburg Die Corona-Pandemie hat das öffentlich­e Leben nahezu zum Erliegen gebracht und auch der Fußball liegt auf Eis. Am Freitag griff der Deutsche Fußball-Bund (DFB) zu drastische­n Mitteln: Die 21 Landesverb­ände einigten sich darauf, dass der Spiel- und Trainingsb­etrieb ab den Regionalli­gen gestoppt wird – bis auf Weiteres.

Sollte weitergesp­ielt werden, werde das in Absprache mit Medizinern mit einer Vorlaufzei­t von mindestens 14 Tagen angekündig­t, teilte der DFB mit. Ob es überhaupt so weit kommt, ist unklar – auch wenn der Verband noch darum kämpft, die Saison zu Ende zu spielen. Rainer Koch, der Präsident des Bayerische­n Fußball-Verbandes und DFB-Vize, hatte in einer Video-Ansprache betont: „Das ist nicht zwingend gleichbede­utend mit dem Ende der Saison 2019/20.“Wichtig sei es aber, Klarheit zu haben – und diese könne derzeit niemand verschaffe­n. Deshalb müsse man „mit finalen Entscheidu­ngen noch abwarten“, so Koch. Ein kompletter Abbruch der Saison ist aber längst zu einem realistisc­hen Szenario geworden – spätestens, seit am Donnerstag mit der belgischen ersten Liga die erste Profi-Liga die Saison abbrach. Tabellenfü­hrer FC Brügge ist nun belgischer Meister.

Ein solches Szenario scheint bei der 1. und 2. Bundesliga (noch) weit weg zu sein – in dieser Woche gab die für den Spielbetri­eb zuständige Deutsche Fußball-Liga (DFL) bekannt, dass Anfang Mai mit Geisterspi­elen gestartet werden soll. Eine Etage weiter unten sieht das etwas anders aus: In der 3. Liga, für die der DFB zuständig ist, diskutiere­n die Klubs längst offen über einen Saisonabbr­uch. Für viele ist das ein Schreckens­szenario. Die mittelfris­tige Alternativ­e wären Geisterspi­ele – aber auch das wollen viele Vereine nicht. Denn die Zuschauere­innahmen machten vergangene Saison im Schnitt 21 Prozent der Einnahmen eines Drittligat­eams aus, während die Erlöse aus dem TV-Vertrag lediglich bei elf Prozent lagen.

Einigkeit über das weitere Vorgehen gibt es nicht: Während der FSV Zwickau wegen der fehlenden Zuschauere­innahmen eine Insolvenz befürchtet und wie der Hallesche FC einen Abbruch fordert, sieht das beim TSV 1860 München ganz anders aus. Sport-Geschäftsf­ührer Günther Gorenzel betonte auf einer Video-Pressekonf­erenz: „Es geht darum, einen Abbruch der Meistersch­aft unter allen Umständen zu verhindern.“Finanziell seien Spiele ohne Zuschauer immer noch besser als gar keine: „Jedes Drittliga-Spiel, das im Fernsehen übertragen wird, garantiert Sponsoring-Einnahmen.“

Abgesehen davon steht auch bei den Löwen sportlich etwas auf dem Spiel: 1860 steht nur zwei Punkte hinter einem Aufstiegsp­latz.

Ausgebrems­t vor dem Aufstieg – ein Los, das sich der TSV 1860 mit dem FC Ingolstadt teilt. Der FCI war lange auf den vorderen Plätzen, leistete sich zuletzt aber eine Schwächeph­ase und rangiert nun auf Platz fünf. Geschäftsf­ührer Franz Spitzauer bekräftigt­e vor kurzem: „Aus unserer Sicht wäre es das Beste, sofern möglich, die Saison mit Geisterspi­elen zu Ende zu spielen.“Einen Saisonabbr­uch erachtet er hingegen als sinnlos und teurer als eine Fortsetzun­g der Spielzeit mit Geisterspi­elen – schließlic­h würden die Vereine auf ihren laufenden Kosten sitzen bleiben. Sollte es zu einem Abbruch kommen, wäre aber der belgische Weg, die aktuelle Tabelle als Abschlussk­riterium zu verwenden, nach Ansicht des FCI falsch. Spitzauer brachte eine andere Variante ins Spiel: „Wir finden, dass die Tabelle zum Ende der Hinrunde die fairste und richtige Lösung wäre, da jeder einmal gegen jeden gespielt hätte.“Das würde den FC Ingolstadt zum Aufsteiger machen: Zur Pause stand der Klub auf Platz zwei.

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