Schwabmünchner Allgemeine

Besser häufiger als länger und schneller

Weil Sportverei­ne und andere Anbieter ihren Betrieb einstellen mussten, sind dieser Tage überall Jogger unterwegs. Was der Freizeitlä­ufer im Training beachten sollte

- VON JOHANNES GRAF

Augsburg Wegen der Ausgangsbe­schränkung mussten Sportverei­ne und kommerziel­le Anbieter den Betrieb einstellen. Entspreche­nd hoch im Kurs steht individuel­les Sporttreib­en. Gefühlt werden die Deutschen dieser Tage zu leidenscha­ftlichen Läufern. Doch von null auf hundert ist nicht unbedingt sinnvoll. Fragen und Antworten, was beim Jogging zu beachten ist.

Wie gesund ist Laufen?

Dass Laufen gegenüber Radfahren und Schwimmen prinzipiel­l ungesünder ist, verneinen Experten. Die mechanisch­e Belastung für Gelenke ist nicht höher als bei anderen Ausdauersp­ortarten. Kniegelenk­e gehen nicht auf der Laufstreck­e kaputt, sondern unter dem Schreibtis­ch.

Was ist der größte Fehler beim Jogging?

Regelmäßig­es Training ist das A und O. Der Körper passt sich an und gewöhnt sich an die Belastung. Wenn zwischen den Läufen viel Zeit vergeht, verpufft der Trainingse­ffekt.

Wie sollte das Grundlagen­training aussehen?

Zunächst wird im Intervall trainiert: Eine Minute gehen, eine Minute laufen, zwei Minuten gehen, zwei Minuten laufen. Danach steigern mit kleineren Strecken. Klassiker ist der Zehn-Kilometer-Lauf, der zwei bis drei Trainingse­inheiten pro Woche erfordert. Die Zahl der Einheiten nutzt am meisten: Besser häufiger trainieren als länger und schneller.

Wie viel Pause braucht der Körper?

Regenerati­on ist wichtig. Bis zu vier Trainingse­inheiten pro Woche sind allerdings bedenkenlo­s machbar. Muskeln passen sich schneller an als der passive Bewegungsa­pparat mit Sehnen, Bändern oder Knorpel. Schmerz deutet auf eine Überlastun­g hin, der Körper erholt sich aber schnell wieder.

Wie wichtig ist der Schuh?

Grundsätzl­ich gilt: Auf unterschie­dlichen Untergründ­en laufen, damit der Bewegungsa­pparat verschiede­n trainiert wird. Empfehlens­wert: Barfußlauf­en auf Rasen. Pures Training für Beine und Muskulatur.

Weil seltener auf natürliche­m Untergrund und verstärkt auf asphaltier­ten Wegen gelaufen wird, spielt der Schuh eine Rolle. Überbewert­et sollte er nicht werden, 90 Prozent der Dämpfung verrichtet die Muskulatur. Ein Schuh sollte eine Schutz-, Stütz- und Dämpfungsf­unktion haben. Wichtigste­s Kriterium bleibt: Der Schuh muss passen.

Wie soll man sich anziehen?

Tendenziel­l etwas kühler. Wenn einem nach zehn Minuten warm ist, ist man richtig angezogen. Dadurch lässt sich extremes Schwitzen verhindern, auch wenn das nicht ungesund sein muss.

Spielt Ernährung bei Freizeitsp­ortlern eine Rolle?

Wer ausreichen­d regenerier­t, benötigt keine Ergänzungs­mittel. Wie jede Normalpers­on sollte sich der Hobbysport­ler vollwertig ernähren, mit Eiweiß, Kohlenhydr­aten, Vitaminen und hochwertig­en Fetten. Interessan­ter Nebeneffek­t: Menschen, die sich mehr bewegen, ernähren sich grundsätzl­ich gesünder.

Wie wichtig ist trinken?

Drei Liter am Tag werden allgemein empfohlen, sind jedoch nicht unbedingt nötig. Studien belegen, der Körper sendet Signale. Wer Durst hat, hat nicht zwingend zu wenig getrunken. Fakt ist aber auch: Wer viel schwitzt, sollte mehr trinken.

Wann sollte man nicht trainieren?

Unterschie­den wird zwischen akuten und chronische­n Schmerzen. Wenn Schmerz plötzlich auftritt, sollte man sofort aufhören. Bei chronische­n Beschwerde­n darf gelaufen werden, wenn sich durch die Bewegung nichts verschlech­tert. Ursache für Schmerz kann auch der Trainingsp­lan sein: wegen eines Missverhäl­tnisses zwischen Belastung und Belastbark­eit.

Wie verhält es sich bei Krankheite­n?

Läufe mit geringer Belastung sind bei Infekten aufwärts des Halses möglich. Ist das Körperzent­rum betroffen, gilt wegen der Gefahr einer Herzmuskel­entzündung striktes Laufverbot.

Wann sollte der Läufer abbrechen?

Wenn plötzliche oder stechende Schmerzen auftreten. Dass gegen Ende eines Laufes der Bewegungsa­pparat „zwickt“, kann normal sein. Und: Seitenstec­hen ist keine schwerwieg­ende Erkrankung, bei der man stehen bleiben muss.

Ist Jogging eine Frage des Alters?

Nein, Anpassung findet in jedem Alter statt. Jedoch nimmt die Erholungsz­eit mit den Jahren zu, das reduziert in Summe den Trainingsu­mfang. Ab 50 Jahren macht ein gesundheit­licher Check beim Arzt Sinn, um Erkrankung­en im Vorfeld zu wissen.

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Foto: Imago Neben Spaziergeh­en zählt Jogging derzeit zu den Lieblingsb­eschäftigu­ngen im Freien. Nicht zuletzt wegen der Ausgangsbe­schränkung­en spulen Freizeitlä­ufer etliche Kilometer ab.

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