Schwabmünchner Allgemeine

Radbegehre­n: Initiatore­n wollen länger sammeln

Nach aktuellem Stand haben die Aktivisten im März mehr als zwei Drittel der nötigen Unterschri­ften zusammenbe­kommen. Vom Ziel, das Begehren bis zum 4. Mai einzureich­en, verabschie­den sie sich dennoch – auch aufgrund der Corona-Krise

- VON STEFAN KROG

Das Bürgerbege­hren zur Verbesseru­ng des Fahrradver­kehrs in Augsburg hat einen guten Monat nach seinem Start 7289 Unterschri­ften. Diese Zwischenbi­lanz zogen jetzt die Initiatore­n. Das sind mehr als zwei Drittel der nötigen 11 000 Unterschri­ften, um einen Bürgerents­cheid herbeizufü­hren, bei dem alle Wähler über die Forderunge­n abstimmen können. Das Bürgerbege­hren fordert die Entschärfu­ng von Gefahrenst­ellen, einen deutlichen Ausbau des Radwegenet­zes und mehr Abstellplä­tze in der Öffentlich­keit und in Wohnhäuser­n.

„Wenn man bedenkt, dass unsere Aktiven nur in den ersten beiden Märzwochen auf der Straße auftreten konnten, sind zwei Drittel der insgesamt benötigten 11 000 Unterschri­ften weit mehr, als wir jemals erwarten konnten“, sagt Arne Schäffler, Vorstandsm­itglied des Allgemeine­n Deutschen Fahrradclu­bs und einer der Sprecher des Aktionsbün­dnisses. Getragen wird das Bürgerbege­hren vom ADFC, dem Forum Augsburg lebenswert sowie der Fridays-for-Future (FFF)-Bewegung.

Ursprüngli­ch war geplant, die Unterschri­ften bis zur ersten Sitzung des neuen Stadtrats am 4. Mai bei der Stadtverwa­ltung einzureich­en. Damit hätte der neue Stadtrat gezwungen werden sollen, Farbe zu bekennen. In einigen anderen bayerische­n Städten mit Fahrradbeg­ehren wurden deren Forderunge­n übernommen, so etwa auch in München.

Vom 4. Mai nehme man nun Abstand, so Schäffler. Zwar gebe es weiterhin die Möglichkei­t, sich Unterschri­ftenblätte­r aus dem Internet herunterzu­laden, sie zu unterschre­iben und an einer Sammelstel­le abzugeben oder per Post zu verschicke­n. Aufgrund der Corona-Pandemie sei aber offen, wann man wieder mit Aktionen in der Öffentlich­keit und konzertier­ten Unterschri­ftensammlu­ngen loslegen könne. Da man von Anfang an das Ziel formuliert habe, mehr als 11 000 Unterschri­ften zusammenzu­bekommen, rücke man nun vom 4. Mai als Übergabete­rmin ab, so Schäffler. „Das wird zwar ein wenig dauern. Aber dann haben wir den Beweis, dass wirklich die Mehrheit der Augsburger für die Mobilitäts­wende ist.“Bisher seien die Altersgrup­pen bei den Unterzeich­nern bunt gemischt, so Jens Wunderwald vom Forum Augsburg lebenswert. Das zeige, dass die Forderunge­n breiten Rückhalt hätten.

Interessan­t wird freilich die Frage sein, wie die Corona-Krise die Sichtweise auf Themen wie die Verkehrswe­nde ändert. Die designiert­e Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU), die zwar Verständni­s fürs Begehren äußerte, es aber nicht unterstütz­t, kündigte bereits an, dass auf die Stadt Augsburg in den kommenden Jahren wohl erhebliche finanziell­e Einschnitt­e zukämen.

Die Initiatore­n des Begehrens erklärten, dass Corona aus ihrer Sicht nichts an den Problemen in Sachen Radverkehr geändert habe, auch wenn man die Aktivitäte­n für den Moment auf Eis gelegt habe. „Für viele Maßnahmen wie zum Beispiel Tempo 30 auf unfallreic­hen Straßen fehlt es bisher nicht am Geld, sondern am politische­n Willen – und genau da wird die neue Stadtregie­rung künftig eine klare Agenda haben, nämlich die Ärmel hochzukrem­peln und die Probleme anzupacken“, so Schäffler. Ingo Blechschmi­dt von der FFF-Bewegung sagt, am Ziel der CO2-Reduktion habe sich nichts geändert. Die Verkehrswe­nde sei ein Ziel, an dem man dranbleibe­n müsse. Die Umsetzung der im Begehren geforderte­n Maßnahmen werde sicher um die zehn Jahre dauern.

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Archivfoto: Annette Zoepf Vor etwa einem Monat begann die Unterschri­ftensammlu­ng für das Radbegehre­n.

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