Schwabmünchner Allgemeine

CSU und Grüne vertiefen die Sondierung­en

Kommende Woche sollen inhaltlich­e Fragen im Detail erörtert werden. Noch ist nichts entschiede­n, aber Schwarz-Grün zeichnet sich immer deutlicher ab. Die SPD signalisie­rt weiterhin ihren Willen, mitzumache­n

- VON STEFAN KROG

CSU und Grüne werden, nachdem es diese Woche erste Sondierung­sgespräche über eine künftige Regierungs­koalition gab, in den nächsten Tagen genauer untersuche­n, wo es Schnittmen­gen gibt und wo nicht. CSU-Parteivors­itzender Volker Ullrich, der zusammen mit der designiert­en Oberbürger­meisterin Eva Weber die Verhandlun­gen auf CSUSeite führt, sagte am Freitag auf Anfrage, dass man im Lauf der Woche mit Grünen, SPD und Freien Wählern die Lage sondiert habe. Die CSU wolle kommende Woche die Sondierung­sgespräche mit den Grünen vertiefen, um bei einer Reihe von Einzelthem­en wie Wohnen, Mobilität, Bildung, Wirtschaft oder Kultur die jeweiligen Gemeinsamk­eiten und Unterschie­de auszuloten. Das sei am Donnerstag im Bezirksvor­stand der Partei so besprochen worden. Auch die Sondierung­sgruppe der Grünen beschloss am Freitagabe­nd, mit der CSU in inhaltlich­e Detailsond­ierungen zu gehen.

Damit wird die Marschrich­tung zur Bündnisfin­dung, die sich ohnehin abgezeichn­et hatte, immer deutlicher. Ullrich betonte, dass aber noch nichts entschiede­n sei. „Wichtig sind die Inhalte, die zusammenpa­ssen müssen.“Im Übrigen sei weder über Referatszu­schnitte noch über Personalie­n gesprochen worden. Dass man die Sondierung­sgespräche mit den Grünen nun vertiefen wolle, bedeutete im Übrigen keinesfall­s, dass die SPD als möglicher Bündnispar­tner außen vor sei, betont Ullrich. Auch in Richtung Freie Wähler sei die Tür nicht zugeschlag­en.

Wer in die CSU hineinhört, bekommt auch mit, dass ein schwarzgrü­nes Bündnis von manchen mit Skepsis betrachtet wird. Auch bei den Grünen dürfte Schwarz-Grün nicht nur Fans haben. Manchem Stadtrat aus der CSU wäre es wohl lieber, wenn die SPD als bisheriger Koalitions­partner oder die Freien Wähler noch mit im Boot wären, um sich nicht zu stark von den Grünen abhängig zu machen. Dies gilt auch als durchaus mögliche Option.

Mit 20 Sitzen ist die CSU die stärkste politische Kraft im neuen Augsburger Stadtrat. Zusammen mit den 14 Grünen-Sitzen reicht es für 34 Sitze zuzüglich der OB-Stimme im 60-köpfigen Stadtrat. Das macht eine Mehrheit von 35 Sitzen. Allerdings wäre es durchaus denkbar, dass es im Fall von SchwarzGrü­n Entscheidu­ngen geben könnte, bei denen manche CSUler oder manche Grüne nicht mitgehen wollen – die Mehrheit im Bündnis wäre dann sehr wacklig. Die SPD würde neun Sitze mitbringen, die FW drei Sitze.

Ullrich sagt, dass es im neuen Stadtrat nicht zuletzt aufgrund der Herausford­erungen bei der CoronaFolg­enbewältig­ung ein breites und stabiles Bündnis geben müsse. In welchen Konstellat­ionen das möglich sei, könne sich jeder selbst ausrechnen. Jedwede Zusammenar­beit mit der AfD (vier Sitze) schließt die CSU kategorisc­h aus.

SPD-Fraktionsc­hef Florian Freund erneuerte am Freitag die Bereitscha­ft, in einem Bündnis mit den Christsozi­alen mitzuwirke­n. Die bisherigen Gespräche seien gut verlaufen. „Wir stehen zur Verfügung und halten unsere Beteiligun­g für gerechtfer­tigt“, betont Freund. Bei den Themen Arbeit und Soziales, die nun infolge von Corona anstünden, habe seine Partei große Expertise, die man nutzen solle. Gleichwohl, so Freund, führe die SPD aber Gespräche in alle Richtungen.

Was sich auch abzeichnet ist, dass es abseits der Regierungs­koalition zu Zusammensc­hlüssen kommen könnte. Freie Wähler, Pro Augsburg und FDP sind etwa in Gesprächen, was die gemeinsame Bildung einer Fraktion betrifft, bestätigt Peter Hummel auf Anfrage. Es gebe inhaltlich „große Übereinsti­mmungen“. Noch sei aber nichts entschiede­n.

Denkbar ist auch, dass es innerhalb des linken Spektrums zu einem Zusammensc­hluss kommt. Hier gibt es neben Linken (zwei Sitze) eine Reihe von Einzelstad­träten, mit denen eine Zusammenar­beit potenziell denkbar wäre. Entschiede­n ist aber auch bei diesen Parteien und Gruppierun­gen noch nichts.

Unterdesse­n denken CSU, SPD, Grüne und Freie Wähler dem Vernehmen nach schon darüber nach, wie die Geschäftso­rdnung des nächsten Stadtrats aussehen könnte.

Nicht alle CSUler liebäugeln mit dieser Konstellat­ion

Themen dürften sein, ab wie vielen Stadträten man eine Fraktion ist (momentan vier Stadträte) oder wie Redezeiten und Antragswes­en zu gestalten sind. Mit 14 Gruppierun­gen und Parteien gibt es so viele Interessen wie noch nie im Augsburger Stadtrat.

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Foto: Silvio Wyszengrad Der Augsburger Stadtrat, hier der Sitzungssa­al im Oberen Fletz des Rathauses, hat 60 Sitze. Nach der Kommunalwa­hl läuft nun die Suche nach einem Regierungs­bündnis, das eine Mehrheit hätte.

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