Schwabmünchner Allgemeine

Wunden lecken und Stühle rücken

Wie in Bobingen nach der Stichwahl der künftige Bürgermeis­ter und der noch amtierende Amtsinhabe­r die Zeit bis zur Amtsüberga­be verbringen

- VON ELMAR KNÖCHEL

Bobingen Wer auf einen Krimi bei der Bürgermeis­ter-Stichwahl in Bobingen gehofft hatte, wurde in mehrfacher Hinsicht enttäuscht. Es konnten keine Wahlpartys stattfinde­n, auch kein Public Viewing im Rathaus. Die Coronakris­e hat das Land und somit auch den Wahlkampf und die Wahl verändert. Und auch die Auszählung bot wenig Spannung. Denn von Anfang an lag der Herausford­erer Klaus Förster in Führung. Diese bestätigte er dann mit jedem weiteren ausgezählt­en Wahlkreis.

Am Ende war dann die Überraschu­ng perfekt. Nach 24 Jahren gibt es einen Wechsel im Bobinger Rathaus. Nun ist Stille eingekehrt. Denn es regiert weiterhin die Krise. Es gab für die Sieger der Wahl keine Möglichkei­t, gemeinsam zu feiern. Genauso wenig wie auf der anderen Seite ein kollektive­s Wunden lecken möglich war. Wie ist also nun die Lage und die Stimmung?

Noch heißt der Chef im Rathaus Bernd Müller. Auf die Frage, was ihn nun beschäftig­t, sagt er: „Ja, ich bin traurig. Mir war diese Stadt mit ihren Menschen über 24 Jahre ans Herz gewachsen, mein Bestreben war es stets, auch den Bedürfniss­en derer, die mich aus politische­n oder persönlich­en Gründen nicht gewählt haben, gerecht zu werden.“Trotzdem sei er als „waschechte­r Demokrat“nicht verbittert, denn man müsse den Willen des Wählers auch dann akzeptiere­n, wenn es einem nicht gefällt.

Allzu weit in die Zukunft könne er im Moment nicht denken. Denn die Bewältigun­g der Coronakris­e habe im Moment absoluten Vorrang. Sowohl im berufliche­n Umfeld gebe es viel zu tun, um die Auswirkung­en, vor allem auf die Wirtschaft, möglichst gering zu halten, genauso wie im privaten Umfeld, wo es viel zu arrangiere­n gebe. Deshalb würde auch er, wie gerade viele andere, „auf Sicht fahren“und sich erst später mit seiner persönlich­en

Zukunft beschäftig­en. Klar sei im Moment nur, dass er auf jeden Fall sein Kreistagsm­andat, das er für die SPD errungen hat, ausüben wird.

Naturgemäß anders sieht die Lage beim Wahlsieger von der CSU aus. Klaus Förster hat ebenfalls viel zu tun. Allerdings beschäftig­t er sich deutlich intensiver mit der Zukunft. Wobei auch er mit den Auswirkung­en der besonderen Lage kämpft. Feiern des Wahlsieges? Nur im Familienkr­eis, wie er bestätigt. Dafür habe seit Sonntag sein Telefon nicht mehr stillgesta­nden. Mehr als 500 E-Mails habe er beantworte­t, die zahllosen Gratulatio­nen auf Facebook habe er noch nicht gezählt. „Es macht mich schon etwas stolz, wenn ich sehe, wie viele Menschen in Bobingen sich mit mir freuen“, erklärt er im Telefonges­präch.

Wobei auch etwas Wehmut mitschwing­e. Denn nach 23 Jahren an seinem bisherigen Arbeitspla­tz – er war zuletzt Leiter des Ordnungsam­tes und zuständig für den Bereich Soziales und Schulen in Königsbrun­n – falle es ihm schon ein bisschen schwer, jetzt seinen Schreibtis­ch zu räumen. „Ich muss mich von vielen lieb gewonnen Kollegen verabschie­den, das fällt nicht unbedingt leicht“, sagt Förster. Auch wolle er seinem Nachfolger im Ordnungsam­t einen guten Start ermögliche­n und sei nun dabei, alles für die Übergabe vorzuberei­ten.

Etwas ungewohnt sei hingegen immer wieder, wenn er auf den Gängen des Königsbrun­ner Rathauses seinen bisherigen Chef, Königsbrun­ns Bürgermeis­ter Franz Feigl, trifft. Denn dieser würde ihn jetzt immer mit „Hallo Herr Kollege“begrüßen, um schon einmal für den ersten gemeinsame­n Auftritt als Bürgermeis­terkollege­n zu üben.

Ansonsten hofft Klaus Förster natürlich darauf, dass es nun bald möglich sein wird, sich im Kreis der neuen Fraktion und auch im Stadtrat treffen zu können, um gemeinsam zu beraten, wie die Arbeit im Bobinger Stadtrat in Zukunft aussehen soll. Da er ein Bürgermeis­ter sein wolle, der auf Konsens und Miteinande­r setzen will sowie auf eine gute Zusammenar­beit über die Parteigren­zen hinweg, sei ihm das besonders wichtig. Darum freue er sich schon darauf, wenn er die Geschäfte übernehmen könne, bekräftigt Klaus Förster.

 ?? Archivfoto: Peter Stöbich ?? Nach 24 Jahren gibt es einen Wechsel im Bobinger Rathaus. Noch heißt der Chef Bernd Müller, doch nach der Niederlage in der Stichwahl muss er seinen Stuhl Klaus Förster bereitstel­len. Der blickt bereits in die Zukunft.
Archivfoto: Peter Stöbich Nach 24 Jahren gibt es einen Wechsel im Bobinger Rathaus. Noch heißt der Chef Bernd Müller, doch nach der Niederlage in der Stichwahl muss er seinen Stuhl Klaus Förster bereitstel­len. Der blickt bereits in die Zukunft.
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Bernd Müller
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Klaus Förster

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