Ein Kraut, das Mut und Tapferkeit verleiht
Der Thymian kann mehr als Kartoffel- und Nudelgerichte wunderbar würzen, Serie 14
Zarte Schönheiten mit starker Wirkung – die Welt unserer heimischen Kräuter zu entdecken, ist eine spannende Sache. Genau dazu laden wir Sie ein. In unserer Serie stellen wir Ihnen in regelmäßiger Folge bayerische Pflanzen vor, die nicht nur durch ihren lieblichen Anblick das Auge erfreuen, sondern für Körper und Seele mehr tun können. Brigitte Walde-Frankenberger ist unsere Autorin. Heute erklärt sie, wie wertvoll Thymian ist.
Der Name Thymian stammt vom griechischen Wort Thymos, was Mut, Kraft und Stärke bedeutet. Kein Wunder also, dass römische Soldaten, bevor sie in den Krieg zogen, in Thymian badeten. Das Kraut kann aber noch viel mehr als Mut und Tapferkeit verleihen. Wegen seiner krampflösenden Eigenschaften
wurde der Thymian von Frauen als Tee während der Niederkunft getrunken. Die würzig duftenden Blüten streute man auf das Lager der Gebärenden.
Seine Herkunft liegt in der Wärme südlicher Länder. Im Mittelalter brachten Benediktiner-Mönche Thymian aus dem Mittelmeerraum in die Klostergärten. Der Thymian liebt den trockenen Boden. Er braucht Sonne und Wärme. Heute findet man den bis zu 35 Zentimeter hohen Zwergstrauch auch wild wachsend in unseren Breiten an warmen, sonnigen Böschungen, an Mauern und Wegrändern. Er wird auch „wilder Zimt“genannt. Und an heißen Sommertagen erfüllen die rosafarbenen blühenden Thymianpolster die Luft mit ihrem zimtigen, herb würzigen Geruch.
Das Kräutlein blüht von Juni bis September. Die Ernte erfolgt beim höchsten Sonnenstand im Monat Juni. Dann werden die oberen Teile der blühenden Pflanze abgeschnitten, getrocknet und gebündelt. Durch das Trocknen erhöht sich ihre Würzkraft. Anschließend werden sie in einem dunklen, gut verschließbaren Glasbehälter aufbewahrt.
Der Thymian ist auch seit mehr als 4000 Jahren als Gewürz und Heilmittel bekannt. Mit seinem hohen Gehalt an ätherischen Ölen, vor allem Thymol, gehört er zu den starken Heil-, Duft- und Würzkräuter des Sommers. Er hat eine stark desinfizierende Wirkung. Im alten Ägypten verwendete man ihn daher zur Wundbehandlung. Der Thymian wirkt krampf- und schleimlösend, nervenstärkend und antiseptisch, antibiotisch. Und er ist eine starke Heilpflanze bei allen Erkrankungen der Atmungsorgane.
In der Volksmedizin nutzt man ihn als Badezusatz zur Linderung rheumatischer Schmerzen. Und als Gurgelmittel nimmt man Thymian gerne bei Halsschmerzen und Heiserkeit.
Aber auch in der Küche findet er seit langem Verwendung. Dort ist Thymian als Gewürz in Kartoffelund Nudelgerichten, Braten und Soßen, Fisch und Lamm, Eier- und Käsespeisen, Gemüsesuppen und Salaten eine Bereicherung. Er ist verdauungsfördernd und regt den Appetit an. Und schließlich, was wären die Nürnberger Bratwürstchen ohne den typischen Geschmack von Thymian?