Schwabmünchner Allgemeine

Wie Augsburgs Bevölkerun­g sich verändert

Die Stadt hat ihr neues Zahlenwerk zur Entwicklun­g der Stadtbezir­ke vorgestell­t. Es gibt nicht nur überrasche­nde Details preis, sondern ermöglicht auch einen vorsichtig­en Blick in die Zukunft

- VON JONAS VOSS

Der kleinste Bezirk der Stadt ist zugleich der mit den ältesten Bewohnern: Nur 95 Menschen lebten 2019 in Siebenbrun­n, 13 davon waren 80 Jahre und älter. Diese und hunderte andere Fakten findet man im aktuellen Demografie­monitoring der Stadt Augsburg, das vor Kurzem veröffentl­icht wurde. Und es gibt einige spannende Details.

● Wachstum Die Daten des Monitoring­s sind nicht ganz aktuell: Im Zahlenwerk ist die 300 000-Einwohner-Marke noch nicht geknackt, die Stadt geht noch von 299 620 Augsburger­n aus. In Wirklichke­it durchbrach Augsburg die magische Grenze bereits vergangene­n Dezember. 64 Jahre hat es gedauert, um von 200000 auf 300000 Menschen zu wachsen. Nach einer Prognose des städtische­n Statistika­mtes wird der Anstieg auch anhalten – allerdings nicht so rasant wie in den vergangene­n Jahren, als Augsburg jährlich um rund 5000 Menschen zulegte. Bis 2038 prognostiz­iert man aktuell knapp 325 000 Einwohner.

Jens Kundinger, Mitarbeite­r im Statistika­mt, erklärt, wie so eine Prognose zustande kommt: Die realen Daten aus den Meldeämter­n bildeten im langjährig­en Mittel die Rechenbasi­s, auf denen eine Prognose fuße. Auch künftige Neubauvorh­aben spielten eine Rolle. Allerdings sei eine Krise wie die jetzige nicht zu ahnen gewesen – welche Auswirkung­en Corona auf die demografis­che Entwicklun­g habe, sei derzeit nicht berechenba­r.

● Altersstru­ktur Die Stadt wird älter werden. Die Entwicklun­g der Bevölkerun­gsstruktur lässt erkennen: Das aktuelle Durchschni­ttsalter von 41,9 Jahren wird sich nicht halten lassen. Der Anteil der 45- bis über 80-Jährigen an der Bevölkerun­g betrug 2019 fast 48 Prozent. Nimmt man die 30- bis unter 45-Jährigen hinzu, landet man bei knapp 69 Prozent. Letztere Gruppe hat mit 21,5 Prozent derzeit den größten Anteil an der Bevölkerun­g, gefolgt von den 45- bis unter 60-Jährigen mit 20 Prozent. Ihr Anteil an der Gesamtbevö­lkerung ging im Vergleich zu 2018 um 0,1 Prozent zurück.

Dafür wuchs der Anteil der über 80-Jährigen um 0,2 Prozent, der Anteil der 65- bis unter 80-Jährigen schrumpfte um 0,2 Prozent. Diese

könnten mittelfris­tig die Bevölkerun­gspyramide der Stadt deutlich stärker prägen.

● Zuzüge 2019 kamen 1437 Menschen mehr in Augsburg an, als Personen die Stadt verließen. Die waren im Durchschni­tt 30 Jahre alt.

● Migrations­hintergrun­d Der Anteil der Augsburger mit Migrations­hintergrun­d ist von 2018 auf 2019 um 0,8 Prozent auf 140 115 Menschen angewachse­n. Der Anteil der Ausländer beträgt mittlerwei­le 23,2 Prozent, ein Wachstum um 0,7 ProAltersk­ohorten zent im Vergleich zum Vorjahr. Interessan­t ist dabei die Zusammense­tzung: Die Anzahl der Türkeistäm­migen nimmt seit Jahren ab. Noch sind sie mit 11 355 Angehörige­n die größte Ausländerg­ruppe, vor sechs Jahren waren es jedoch rund 1000 Menschen mehr. Die zweitstärk­ste Gruppe an Ausländern sind Rumänen mit 8332 Menschen, 2014 waren es etwa halb so viele. Die Zahl der Kroaten hat sich bis 2019 – 5227 leben in Augsburg – sogar mehr als verdoppelt. Ein gewichtige­r Grund für diese Zunahmen dürfte die uneingesch­ränkte Arbeitnehm­erfreizügi­gkeit sein, die seit einigen Jahren gilt.

● Stadtbezir­ke Auch zu den Stadtbezir­ken bietet das Monitoring interessan­te Einblicke. Das jüngste Durchschni­ttsalter hat GöggingenO­st. Die Bewohner sind im Schnitt 35,9 Jahre – vor sechs Jahren waren es noch 34,4 Jahre. Im Gegensatz zu vielen Bezirken in der Innenstadt oder auch Teilen Lechhausen­s ist Göggingen-Ost seit 2014 im Durchschni­tt sukzessive älter geworden. Den größten Anteil in diesem Bezirk haben die Bürger zwischen 30 und 45 Jahren. Der schrumpft aber. 2019 betrug er 26,8 Prozent, 2014 waren es 28,7. Im gleichen Zeitraum wuchs die Bevölkerun­g um 1107 Menschen auf 3496 Einwohner.

Wo liegen also die Zuwächse? Vor allem bei den 25- bis unter 30-Jährigen und den 45- bis unter 60-Jährigen Der Anteil an Singlehaus­halten ist seit 2014 stark gestiegen: Von 37,8 auf 42,6 Prozent. Damit liegt er exakt zehn Prozent unter dem Anteil der Gesamtstad­t.

Im Stadtbezir­k mit dem zweitältes­ten Durchschni­ttsalter, der Firnhabera­u, lebten im vergangene­n Jahr 5169 Menschen. Das Durchschni­ttsalter lag bei 47,8 Jahren, 2014 noch bei 47,4 Jahren. Die größte Altersgrup­pe bilden die 45- bis unter 60-Jährigen, ihr Anteil ist seit 2014 rückläufig.

Dafür wächst der Anteil der über 80-Jährigen in der Stadt, er beträgt mittlerwei­le 9,6 Prozent. Im Vergleich zur Innenstadt gibt es in der Firnhabera­u wenig Singlehaus­halte: 34,1 Prozent der Einwohner leben allein. Seit 2014 wächst der Anteil leicht, damals betrug er 33,6 Prozent.

Das Statistika­mt veröffentl­icht regelmäßig Mitteilung­en zur demografis­chen und strukturel­len Entwicklun­g Augsburgs. Wie Kundinger erklärt, ermöglicht­en die Veröffentl­ichungen im Zusammensp­iel eine Fülle an Informatio­nen über die Stadt.

 ?? Archivfoto: Alexander Kaya ?? Augsburg wächst – und das seit vielen Jahren. Das neue Demografie­monitoring des Statistika­mtes zeigt, wie sich díe Bevölkerun­g in den Stadtviert­eln entwickelt.
Archivfoto: Alexander Kaya Augsburg wächst – und das seit vielen Jahren. Das neue Demografie­monitoring des Statistika­mtes zeigt, wie sich díe Bevölkerun­g in den Stadtviert­eln entwickelt.

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