Wie aus griechischem Olivenöl Seife wird
In der „Seiferei“im Kreuzviertel erhält man bio-vegane Reinigungsmittel und einen besonderen Einblick
Bisher war das Grandhotel Cosmopolis vor allem bekannt für sein besonderes Konzept: ein Hotel im selben Gebäude wie eine Flüchtlingsunterkunft. Seit Januar gibt es im zweiten Stock auch einen kleinen Laden, die „Seiferei“. Ein Raum, Regale an den Wänden, Sofa, Schreibtisch. Auf dem Regalbrett liegt eine Seife, Duftnote Kräuter. Auf dem Etikett steht: Olivenöl, Palmöl, Kokosöl, Rizinusöl, Mandelöl,
Kräuterextrakt. Keine Fachbegriffe aus der Chemie, keine Ziffern oder Abfolgen von Großbuchstaben. So minimalistisch wie die Liste der Inhaltsstoffe ist auch die Verpackung: weißes Seidenpapier, das Etikett aus Pappe, umwickelt mit einer Kordel aus Jute. In den anderen Fächern stehen Kanister mit Geschirrspülmittel, Waschmittel und Weichspüler mit ähnlich kurzen Inhaltslisten. Dass hier Wert auf Nachhaltigkeit gelegt wird, ist sichtbar. Doch das eigentlich Besondere an der Seiferei ist die Produktionsweise der Ware. Sie stammt von Vio.Me, einer griechischen Kooperative aus Thessaloniki.
Während der griechischen Wirtschaftskrise ging die Baufirma, auf deren Grund Vio.Me heute produziert, pleite. Die Inhaber zahlten keine Löhne mehr, die Verzweiflung unter den Angestellten war groß. Sie wollten weiterhin arbeiten, Geld verdienen – und weigerten sich, einfach aufzugeben. Gemeinsam besetzten sie das Gelände und überlegten, was sich mit den vorhandenen Mitteln produzieren ließe. Die Lösung: Seife und Reinigungsmittel, mit Olivenöl aus der Umgebung. Vio.Me operiert als Kollektiv: Alle Entscheidungen werden zusammen getroffen, alle verdienen gleich viel, es gibt keine Chefs, keine Hierarchie.
„Das ist ein gutes Beispiel, dass auch alternative Produktionssysteme qualitativ hochwertige Produkte herstellen können“, erklären die Gründer der Seiferei stolz. Auch sie organisieren sich als Kollektiv, allerdings ohne ein Gehalt. Ihr Engagement ist ehrenamtlich, die Seiferei betreiben sie nach der eigentlichen Arbeit: „Wir möchten mit dem Betrieb der Seiferei vor allem Vio.Me unterstützen.“
Deshalb ist sie, sobald die Corona-Einschränkungen erst wieder gelockert sind, auch nur zweimal pro Woche geöffnet: Mittwoch, 16 bis 19.30 Uhr, und Samstag, 14 bis 19 Uhr, im Springergäßchen 5, zweiter Stock.