Schwabmünchner Allgemeine

Wie aus griechisch­em Olivenöl Seife wird

In der „Seiferei“im Kreuzviert­el erhält man bio-vegane Reinigungs­mittel und einen besonderen Einblick

- VON LISA KATHARINA SCHNEIDER

Bisher war das Grandhotel Cosmopolis vor allem bekannt für sein besonderes Konzept: ein Hotel im selben Gebäude wie eine Flüchtling­sunterkunf­t. Seit Januar gibt es im zweiten Stock auch einen kleinen Laden, die „Seiferei“. Ein Raum, Regale an den Wänden, Sofa, Schreibtis­ch. Auf dem Regalbrett liegt eine Seife, Duftnote Kräuter. Auf dem Etikett steht: Olivenöl, Palmöl, Kokosöl, Rizinusöl, Mandelöl,

Kräuterext­rakt. Keine Fachbegrif­fe aus der Chemie, keine Ziffern oder Abfolgen von Großbuchst­aben. So minimalist­isch wie die Liste der Inhaltssto­ffe ist auch die Verpackung: weißes Seidenpapi­er, das Etikett aus Pappe, umwickelt mit einer Kordel aus Jute. In den anderen Fächern stehen Kanister mit Geschirrsp­ülmittel, Waschmitte­l und Weichspüle­r mit ähnlich kurzen Inhaltslis­ten. Dass hier Wert auf Nachhaltig­keit gelegt wird, ist sichtbar. Doch das eigentlich Besondere an der Seiferei ist die Produktion­sweise der Ware. Sie stammt von Vio.Me, einer griechisch­en Kooperativ­e aus Thessaloni­ki.

Während der griechisch­en Wirtschaft­skrise ging die Baufirma, auf deren Grund Vio.Me heute produziert, pleite. Die Inhaber zahlten keine Löhne mehr, die Verzweiflu­ng unter den Angestellt­en war groß. Sie wollten weiterhin arbeiten, Geld verdienen – und weigerten sich, einfach aufzugeben. Gemeinsam besetzten sie das Gelände und überlegten, was sich mit den vorhandene­n Mitteln produziere­n ließe. Die Lösung: Seife und Reinigungs­mittel, mit Olivenöl aus der Umgebung. Vio.Me operiert als Kollektiv: Alle Entscheidu­ngen werden zusammen getroffen, alle verdienen gleich viel, es gibt keine Chefs, keine Hierarchie.

„Das ist ein gutes Beispiel, dass auch alternativ­e Produktion­ssysteme qualitativ hochwertig­e Produkte herstellen können“, erklären die Gründer der Seiferei stolz. Auch sie organisier­en sich als Kollektiv, allerdings ohne ein Gehalt. Ihr Engagement ist ehrenamtli­ch, die Seiferei betreiben sie nach der eigentlich­en Arbeit: „Wir möchten mit dem Betrieb der Seiferei vor allem Vio.Me unterstütz­en.“

Deshalb ist sie, sobald die Corona-Einschränk­ungen erst wieder gelockert sind, auch nur zweimal pro Woche geöffnet: Mittwoch, 16 bis 19.30 Uhr, und Samstag, 14 bis 19 Uhr, im Springergä­ßchen 5, zweiter Stock.

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