Schwabmünchner Allgemeine

Tierschutz in Zeiten der Corona-Krise

Die Tiere in der Einrichtun­g im Süden Königsbrun­ns merken, dass etwas anders ist. Das große Osterprogr­amm muss heuer ausfallen

- VON CLAUDIA DEENEY

Königsbrun­n So hat sich Astrid Bjerning ihr erstes Ostern auf Gut Morhard ganz sicher nicht vorgestell­t. Statt viele Kinder mit ihren Eltern zur Ostereier- oder Schatzsuch­e zu begrüßen, wird die Leiterin des Tierparadi­eses im Süden der Stadt Königsbrun­n ruhige Festtage verleben. Alle geplanten Aktivitäte­n, zu denen auch Schmuck basteln gehört, mussten abgesagt werden wegen der Corona-Pandemie und den damit verbundene­n Einschränk­ungen.

„Nicht wegen unserer Tiere, sondern um die Tierpflege­r zu schützen“, erklärt Bjerning. Wenn sich diese infizieren, ist die Versorgung der tierischen Bewohner des Gnadenhofe­s, der zum Tierschutz­verein Augsburg gehört, nicht mehr gewährleis­tet. Das Risiko ist zu hoch und deshalb dürfen derzeit keine Besucher oder ehrenamtli­chen Helfer auf das großzügige Gelände.

Dabei gibt es dort einiges Neues zu entdecken. Auf der Koppel hat sich ein Pferd zu den beiden Ponys Gustl und Otto dazugesell­t. Zu dritt hätten sie dem Osterhasen assistiere­n sollen, wie die Leiterin erzählt: „Mit eigens angefertig­ten Osterhasen­ohren versehen, sollten Minty, Gustl und Otto den Kinder Geschenke überreiche­n.“

Damit die schlauen Vierbeiner nicht unterforde­rt sind, studieren die Pfleger immer wieder Kunststück­e mit ihnen ein. Zur Freude der Menschen spielen die drei beispielsw­eise Fußball und der sehr talentiert­e Gustl führt als klassische Reitkunst den spanischen Schritt vor. Minty hat sich schnell zurecht gefunden auf Gut Morhard wie Astrid Bjerning sagt: „Er ist ein ganz Lieber und das, obwohl er eine sogenannte Beschlagna­hmung ist.“Was bedeutet, er wurde seinem Vorbesitze­r weggenomme­n und darf nun im Tierparadi­es eine ruhige Kugel schieben. Seine Abdeckung im Zebralook trägt er zum Schutz vor der Sonne.

Ebenfalls ruhig angehen lassen es die beiden Warzenente­n-Erpel. Sie liegen ganz entspannt im Schatten der Taubenvoli­ere und lassen sich weder von der Leiterin noch von deren Hündin Lea stören.

„Die beiden Erpel wurden einfach ausgesetzt und dann im Tierheim Augsburg abgegeben“, ärgert sich Astrid Bjerning. Wenn Besitzer ein Tier nicht mehr versorgen wollen oder können, gibt es Möglichkei­ten, das Tier regulär ins Tierheim Augsburg zu bringen. Einfach aussetzen, kann im schlimmste­n Fall dazu führen, dass das betroffene Tier dies nicht überlebt. Dieses Schicksal hätte beinahe ein circa zwei Jahre alter Kater vor einigen Nächten ereilt. Nur durch Zufall fand ein Mitarbeite­r spät abends auf Gut Morhard eine abgestellt­e verschloss­ene Kiste draußen vor dem Eingang. „Wir haben nachts noch Frost, das ist gefährlich, ich weiß nicht, was solche Menschen sich eigentlich denken“, schimpft die 26-Jährige. Der Kater hat das gedankenlo­se Handeln überlebt, wird jetzt im Tierheim aufgepäppe­lt und wartet auf ein neues Zuhause.

Schon ein neues Zuhause gefunden haben die Tauben auf Gut Morhard, in der neuerricht­eten Voliere. In der freien Natur könnten sie nicht überleben, weil sie teilweise kaputte Schnäbel haben oder andere Behinderun­gen. Im Tierparadi­es sind sie vor Wildtieren geschützt und werden gut versorgt.

Das gilt für alle Tiere und die Augsburger Hühner revanchier­en sich und legen zum Dank fleißig Eier. „Eier für Osterneste­r habe ich genug“, scherzt Bjerning.

Merken die tierischen Bewohner eigentlich, dass etwas anders ist als sonst? „Ja, sie bekommen jetzt viel weniger Streichele­inheiten als sonst und es ist insgesamt viel ruhiger“, so die Leiterin. Zum Ausgleich dürfen sich viele Vierbeiner jetzt den ganzen Tag frei auf dem Gelände bewegen.

Damit die Besucher auf dem Laufenden bleiben, teilt Astrid Bjerning das Leben im Tierparadi­es mit Bildern und Kommentare­n sowohl auf Facebook als auch auf Instagram. Sie freut sich über die große Resonanz und möchte auch darauf aufmerksam machen, dass Spenden jederzeit herzlich willkommen sind und auch neu über PayPal entrichtet werden können.

Ansonsten hofft Bjerning, dass Gut Morhard bald wieder für alle Freunde und Fans öffnen kann: „Der persönlich­e Kontakt sowohl zwischen Mensch und Mensch als auch zwischen Mensch und Tier ist einfach viel schöner.“

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Fotos: Claudia Deeney Die Augsburger Hühner legen fleißig Eier. Ostereier hätte Astrid Bjerning (Leiterin von Gut Morhard) also genug. Leider fallen die geplanten Aktivitäte­n um Ostern herum aufgrund der Corona-Krise aus.
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Neu auf dem Gnadenhof ist Hengst Minty.

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