Glücksbringer in der Corona-Krise
Vor einem Jahr begann eine Gersthoferin, bemalte Steine auszulegen. Mittlerweile sind im gesamten Augsburger Land die bunten Lechkiesel zu finden, und viele Menschen nutzen dies, um einfach mal Danke zu sagen
Landkreis Ein Spaziergang tut in der jetzigen Krisenzeit besonders gut. Viele Menschen sehnen sich nach frischer Luft und Abwechslung. Nicht nur in Gersthofen rund um den Lech und am Europaweiher gibt es dabei ausgezeichnete Chancen, bunt bemalte Steine zu sichten. Der weltweite Trend macht sich während der Corona-Krise im gesamten Augsburger Land breit.
Eva Leibacher aus Gersthofen beispielsweise ist viel mit ihrem Hund Luke unterwegs und legt nun schon seit einem Jahr – und somit lange vor der Pandemie – solch kleine Kunstwerke aus. „Die Idee kam mir, als ich letztes Jahr Urlaub auf Fehmarn machte, denn dort entdeckte ich in den sozialen Medien eine Steingruppe“, erzählt die kreative Hundebesitzerin. Nachdem sie mit ihrem Mischlingshund ohnehin täglich Gassi gehe, begann sie, größere und kleinere Kiesel vom Lech mitzunehmen, um diese zu Hause anzupinseln. „Es hat eine Weile gedauert, bis ich die richtigen Farben gefunden habe“, berichtet sie von ihren Experimenten.
Anfangs sei sie zaghaft gewesen mit dem Auslegen und habe genau geprüft, ob die Steine liegen bleiben oder mitgenommen werden: „Die Steine waren immer weg.“So kam es, dass sie regelmäßig etwa zehn Steine pro Woche auslegt. „In den
Lechauen liegen sie manchmal etwas länger, dann platziere ich sie um, und am nächsten Tag sind sie weg.“
Wenn ihr Mann Joachim Leibacher mit dem Hund rausgeht, dann
Luke ihm all die Stellen, an denen die Findlinge versteckt sind: „Luke weiß ganz genau, wo jeder einzelne Stein seinen Platz hat, und findet diese auch Tage später noch.“
Leibacher findet es klasse, wenn viele andere mitmachen. Gerade in den letzten Wochen werden in ihrer Facebook-Gruppe „Luke’s Steine“und auch in einer Gersthofer Grupzeigt pe vermehrt Fotos von den gefundenen Glücksbringern gepostet.
Ein Mitglied postete das Foto eines gefundenen Steines, auf dem Luke draufgemalt ist, und schrieb dazu: „Wurde in Herbertshofen beim Naturfreundehaus wieder ausgesetzt.“Genau das sei der Sinn und Zweck, freut sich Leibacher: „Die Leute freuen sich über so ein Fundstück, behalten es, schenken es ihren Enkelkindern oder lassen es reisen.“Ideal seien Stellen, die etwas erhöht sind. „Hunde sollten die bunten Schmuckstücke nicht markieren“, gibt die Hobbykünstlerin als Tipp für diejenigen, die es selbst ausprobieren möchten.
Im Internet findet man Anleitungen unter den Begriffen wie „Happy Stones“, „World Stones“, „Happy Steine“, „Glückssteine“, „Malsteine“oder eben „Wandersteine“. Luke dagegen sei inzwischen bekannt wie ein „bunter Hund“, lacht sein Frauchen: „Wenn ich ihn rufe, dann schauen die Leute gleich und fragen, ob das der Luke mit den Steinen ist.“Den Gersthofern scheint diese Idee unglaublich gut zu gefallen. Simone Roth von Buggy Fit hat entlang der Friedhofsmauer eine bunte Steinkette angefangen und ein Schreiben dazugelegt: „Malt doch zu Hause einen Stein an und legt ihn dazu. Mal sehen, wie lange unsere Schlange während der Corona-Zeit wird. Bitte bleibt gesund.“Innerhalb weniger Tage lagen schon um die 40 Steine dort und natürlich auch ein Stein von Luke, diesmal ein Glückskäferchen. In Zeiten der Ausgangsbeschränkung lässt man im Landkreis offensichtlich gerne die Steine sprechen.
Wer den Lechkanal von Gersthofen aus Richtung Stettenhofen auf der rechten Seite läuft, kommt an ein wahres Prachtwerk. Wie zu einem großen Osternest angeordnet finden sich dort knapp 30 liebevoll handbemalte Steine mit einer Botschaft, wie sie schöner nicht sein könnte: Einfach mal „Danke“sagen. Auf jedem Stein wird einer Berufsgruppe oder Menschen gedankt, die derzeit besonders viel leistet: Brummifahrer, Ärzte, Krankenschwestern, Sanis, Mamis, Papis, Zusteller, Pfleger. In der Gersthofer Facebook-Gruppe posteten daraufhin einige, wen sie noch vermissen, wie etwa die Erzieher, Lehrer, Aufzugsmonteure und andere. Der Kommentar einer Frau dazu: „Einfach dazulegen.“
Die Freude über dieses Werk ist riesig und bekam jede Menge Herzchen. Gleich in der Nähe ist eine Brücke. Dort haben sich Pärchen mit Liebesschlössern verewigt. Nun gesellen sich auch bunte Steine dazu. „Monster“-Steine werden ebenso gefunden. Diese versinnbildlichen laut Netz das Virus. Und dann gibt es noch die Regenbogensteine mit Sprüchen wie „Bleib gesund“, „Hoffnung“oder „Alles wird gut“.