Schwabmünchner Allgemeine

Glücksbrin­ger in der Corona-Krise

Vor einem Jahr begann eine Gersthofer­in, bemalte Steine auszulegen. Mittlerwei­le sind im gesamten Augsburger Land die bunten Lechkiesel zu finden, und viele Menschen nutzen dies, um einfach mal Danke zu sagen

- VON DIANA ZAPF-DENIZ

Landkreis Ein Spaziergan­g tut in der jetzigen Krisenzeit besonders gut. Viele Menschen sehnen sich nach frischer Luft und Abwechslun­g. Nicht nur in Gersthofen rund um den Lech und am Europaweih­er gibt es dabei ausgezeich­nete Chancen, bunt bemalte Steine zu sichten. Der weltweite Trend macht sich während der Corona-Krise im gesamten Augsburger Land breit.

Eva Leibacher aus Gersthofen beispielsw­eise ist viel mit ihrem Hund Luke unterwegs und legt nun schon seit einem Jahr – und somit lange vor der Pandemie – solch kleine Kunstwerke aus. „Die Idee kam mir, als ich letztes Jahr Urlaub auf Fehmarn machte, denn dort entdeckte ich in den sozialen Medien eine Steingrupp­e“, erzählt die kreative Hundebesit­zerin. Nachdem sie mit ihrem Mischlings­hund ohnehin täglich Gassi gehe, begann sie, größere und kleinere Kiesel vom Lech mitzunehme­n, um diese zu Hause anzupinsel­n. „Es hat eine Weile gedauert, bis ich die richtigen Farben gefunden habe“, berichtet sie von ihren Experiment­en.

Anfangs sei sie zaghaft gewesen mit dem Auslegen und habe genau geprüft, ob die Steine liegen bleiben oder mitgenomme­n werden: „Die Steine waren immer weg.“So kam es, dass sie regelmäßig etwa zehn Steine pro Woche auslegt. „In den

Lechauen liegen sie manchmal etwas länger, dann platziere ich sie um, und am nächsten Tag sind sie weg.“

Wenn ihr Mann Joachim Leibacher mit dem Hund rausgeht, dann

Luke ihm all die Stellen, an denen die Findlinge versteckt sind: „Luke weiß ganz genau, wo jeder einzelne Stein seinen Platz hat, und findet diese auch Tage später noch.“

Leibacher findet es klasse, wenn viele andere mitmachen. Gerade in den letzten Wochen werden in ihrer Facebook-Gruppe „Luke’s Steine“und auch in einer Gersthofer Grupzeigt pe vermehrt Fotos von den gefundenen Glücksbrin­gern gepostet.

Ein Mitglied postete das Foto eines gefundenen Steines, auf dem Luke draufgemal­t ist, und schrieb dazu: „Wurde in Herbertsho­fen beim Naturfreun­dehaus wieder ausgesetzt.“Genau das sei der Sinn und Zweck, freut sich Leibacher: „Die Leute freuen sich über so ein Fundstück, behalten es, schenken es ihren Enkelkinde­rn oder lassen es reisen.“Ideal seien Stellen, die etwas erhöht sind. „Hunde sollten die bunten Schmuckstü­cke nicht markieren“, gibt die Hobbykünst­lerin als Tipp für diejenigen, die es selbst ausprobier­en möchten.

Im Internet findet man Anleitunge­n unter den Begriffen wie „Happy Stones“, „World Stones“, „Happy Steine“, „Glücksstei­ne“, „Malsteine“oder eben „Wanderstei­ne“. Luke dagegen sei inzwischen bekannt wie ein „bunter Hund“, lacht sein Frauchen: „Wenn ich ihn rufe, dann schauen die Leute gleich und fragen, ob das der Luke mit den Steinen ist.“Den Gersthofer­n scheint diese Idee unglaublic­h gut zu gefallen. Simone Roth von Buggy Fit hat entlang der Friedhofsm­auer eine bunte Steinkette angefangen und ein Schreiben dazugelegt: „Malt doch zu Hause einen Stein an und legt ihn dazu. Mal sehen, wie lange unsere Schlange während der Corona-Zeit wird. Bitte bleibt gesund.“Innerhalb weniger Tage lagen schon um die 40 Steine dort und natürlich auch ein Stein von Luke, diesmal ein Glückskäfe­rchen. In Zeiten der Ausgangsbe­schränkung lässt man im Landkreis offensicht­lich gerne die Steine sprechen.

Wer den Lechkanal von Gersthofen aus Richtung Stettenhof­en auf der rechten Seite läuft, kommt an ein wahres Prachtwerk. Wie zu einem großen Osternest angeordnet finden sich dort knapp 30 liebevoll handbemalt­e Steine mit einer Botschaft, wie sie schöner nicht sein könnte: Einfach mal „Danke“sagen. Auf jedem Stein wird einer Berufsgrup­pe oder Menschen gedankt, die derzeit besonders viel leistet: Brummifahr­er, Ärzte, Krankensch­western, Sanis, Mamis, Papis, Zusteller, Pfleger. In der Gersthofer Facebook-Gruppe posteten daraufhin einige, wen sie noch vermissen, wie etwa die Erzieher, Lehrer, Aufzugsmon­teure und andere. Der Kommentar einer Frau dazu: „Einfach dazulegen.“

Die Freude über dieses Werk ist riesig und bekam jede Menge Herzchen. Gleich in der Nähe ist eine Brücke. Dort haben sich Pärchen mit Liebesschl­össern verewigt. Nun gesellen sich auch bunte Steine dazu. „Monster“-Steine werden ebenso gefunden. Diese versinnbil­dlichen laut Netz das Virus. Und dann gibt es noch die Regenbogen­steine mit Sprüchen wie „Bleib gesund“, „Hoffnung“oder „Alles wird gut“.

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 ?? Fotos: Diana Zapf-Deniz ?? Eva Leibacher und ihr Hund Luke sind ein eingespiel­tes Team. Jeden Tag sind sie draußen unterwegs. Dabei verteilen sie mehrmals die Woche bunt bemalte Steine.
Fotos: Diana Zapf-Deniz Eva Leibacher und ihr Hund Luke sind ein eingespiel­tes Team. Jeden Tag sind sie draußen unterwegs. Dabei verteilen sie mehrmals die Woche bunt bemalte Steine.
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