„Alle ziehen an einem Strang“
Die Patienten des Schwabmünchner Gesundheitshauses Reichart sind froh, dass ihnen wieder geholfen wird
Schwabmünchen Jede Notlage, auch wenn sie noch so schlimm ist, hat ihre guten Seiten. So auch Corona. Das stellten die Chefs des Gesundheitshauses Reichart in Schwabmünchen auf ganz besondere Art fest.
Der 13. März bedeutete für das Gesundheitshaus wie auch für viele andere Betriebe einen tiefen Einschnitt. Es musste alle Arbeit am Patienten einstellen und hoffen, dass sich bald die Beschränkungen wieder lockern, die Vorgaben für ihren Arbeitsbereich ändern. Das taten sie dann auch. Unter anderem der Physio-, Ergo- und Logo-Therapiebereich wurde für systemrelevant erklärt.
„Das war im Sinne unseres Gesundheitssystems auch dringend notwendig“, erläutert Jürgen Reichart. „Wir haben viele Patienten, die unterbrechungslos Anwendungen benötigen, weil sie ansonsten psychisch und physisch sehr schnell kränker werden als sie ohnehin schon sind.“Er berichtet von Menschen, die frisch operiert seien, die Spastiken und/oder Schmerzen hätten, die unbehandelt zu Ängsten und schlimmen Bewegungseinschränkungen führten. „Sie können den Alltag zur Tortur werden lassen“, betont Reichart.
Als die Regelungen für Physiotherapie und andere Behandlungen gelockert waren, konnte beim Gesundheitshaus Reichart wieder mit der Arbeit begonnen werden, auch weil dadurch die Krankenhäuser und das Gesundheitssystem entlastet werden konnten. Denn abgebrochene Behandlungen, die Wochen später wieder neu beginnen müssten, kosten unnötig viel Geld. Ganz davon abgesehen, dass manche nicht durchgeführte Behandlung zu dauerhaften körperlichen Schäden und Problemen führen kann.
„Die Solidarität unserer Mitarbeiter zur Firma in diesen schweren Tagen war und ist großartig. Alle ziehen an einem Strang“, betont Evi Reichart. Hunderte von Patienten wurden angerufen. Über 50 Prozent von ihnen freuten sich, dass sie wieder ins Gesundheitshaus kommen und die Therapeuten auch wieder zu Hause behandeln dürften. „Wir haben viele, die so glücklich über die Therapie-Fortsetzung oder -Aufnahme waren, dass sie geweint haben. Zum Beispiel brachte eine Patientin sogar einen großen gut gefüllten Osterkorb.“
Solche oder ähnliche Erfahrungen machten die Reicharts einige und finden sie „fantastisch, aufwühlend, extrem anerkennend. Wir haben die Dankbarkeit und Wertschätzung der Patienten noch nie so stark gefühlt wie momentan“, so die Reicharts.
Dass die Patienten kommen, ist für das Gesundheitshaus auch eine Überlebensfrage. „Mehr als drei Monate Stillstand hätten wir finanziell nicht überstanden.“
Nicht alle Patienten wagen den Gang in die Praxis oder können ihn wagen. Vor allem für LogopädiePatienten richtete das Gesundheitshaus Video-Therapien ein. „Wir können in vielen Fällen Face to Face arbeiten. Das klappt prima“, so Evi Reichart.
Nicht nur die Dankbarkeit der Patienten beflügelt das Ehepaar und ihre Mitarbeiter. „Wir haben auch die Hoffnung, dass nach der Corona-Krise die Menschen sich vielleicht wieder etwas mehr auf die wichtigen Dinge des Lebens besinnen.“