Schwabmünchner Allgemeine

Kurz ist so beliebt wie nie

Österreich­er vertrauen ÖVP und Grünen

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Wien „Das Beste aus zwei Welten“– so lautete das Motto zum Start der Regierung aus Konservati­ven und Grünen in Österreich. Die Probe, ob das langfristi­g klappt, steht noch bevor. Aktuell dreht sich alles um das Virus. Die Corona-Krise schweißt die ungleichen Partner zusammen. Und die Beliebthei­tswerte des konservati­ven Kanzlers Sebastian Kurz und seines grünen Vizes Werner Kogler geben ihnen recht. Doch spätestens bei der Bewältigun­g der wirtschaft­lichen Folgen könnte es vorbei sein mit der Harmonie.

Grünen-Chef Kogler fordert zur „gerechten Krisenfina­nzierung“eine Erbschafts- und Schenkungs­steuer. „Ich bin für einen rigorosen Beitrag von Millionen- und Milliarden­erben“, sagte der gelernte Ökonom jüngst der Tiroler Tageszeitu­ng.

Er hoffe, dass der Schock der Corona-Pandemie in Österreich zu einem Umdenken führe, fügte er hinzu – und meinte damit den konservati­ven Koalitions­partner ÖVP. Das sind Töne, die zu einer Belastungs­probe für das Bündnis werden können. Denn ÖVP-Chef und Kanzler Kurz gilt als Gegner neuer Lasten im Hochsteuer­land Österreich.

Ansonsten läuft es für die neue Regierung aus ÖVP und Grünen 100 Tage nach Amtsantrit­t gut. Das Krisenmana­gement und die forcierte Öffentlich­keitsarbei­t – zwischen 27. Februar und Karfreitag gab es 48 Pressekonf­erenzen der Regierung – werden mit Rekord-Umfragewer­ten honoriert. „Der aktuelle

Nach der Krise könnte der Kitt bröckeln

Vertrauens­index erbringt die höchsten Vertrauens­werte, die jemals gemessen wurden“, stellte das Meinungsfo­rschungsin­stitut OGM jüngst fest. Kurz erzielte in der aktuellen Erhebung mit 74 Prozent (plus 32 Prozentpun­kte) den bisher höchsten Wert in seiner politische­n Karriere. Gleich hinter ihm landete der sachlich und kompetent wirkende Gesundheit­sminister Rudolf Anschober von den Grünen.

Mit der nun anstehende­n langsamen und schrittwei­sen Rückkehr zur Normalität – an diesem Dienstag öffnen kleine Geschäfte und die Bau- und Gartenmärk­te wieder – dürfte die Koalition ebenfalls Punkte machen. Europaweit ist Österreich mit diesem Schritt weit vorn. Dennoch ist das Umfragehoc­h im Krisenmana­gement kein Garant für eine reibungslo­se Zukunft.

Das am 7. Januar vereidigte Kabinett, so weiblich und jung wie nie in Österreich­s Geschichte, war eine internatio­nal beachtete politische Premiere in der Alpenrepub­lik. Der Pakt von Konservati­ven und Grünen galt sofort als mögliches Vorbild auch in Deutschlan­d. „Es funktionie­rt im Dissens“, weist der Politikber­ater Thomas Hofer darauf hin, dass beide Parteien im Grundsatz einen völlig anderen Zugang zu vielen Themen haben. „Nach der Bewältigun­g der Gesundheit­skrise werden ganz klar auf breiter Front Dinge aus dem Koalitions­pakt infrage gestellt werden.“

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Foto: dpa Die Österreich­er stehen hinter ihrem Kanzler Sebastian Kurz.

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