Schwabmünchner Allgemeine

Er überwacht hunderte Solaranlag­en

In seinem Job sorgt Eren Kolac dafür, dass in der umweltfreu­ndlichen Stromerzeu­gung Hard- und Software zusammenpa­ssen. Als Fachinform­atiker erwarten ihn jeden Tag neue Herausford­erungen

- VON TANJA FERRARI

Ellzee Wenn Eren Kolac morgens sein Büro beim nachhaltig­en Energieunt­ernehmen Actensys in Ellzee im Landkreis Günzburg betritt, dann weiß er nicht, wie sein Tag aussehen wird. An seinem Arbeitspla­tz begegnen ihm die unterschie­dlichsten IT-Probleme. In seiner Ausbildung zum Fachinform­atiker für Anwendungs­entwicklun­g lernt er, diese zu lösen.

Seit er vor zwei Jahren seine Arbeit begonnen hat, beschäftig­t sich Kolac mit der Vernetzung von Hard- und Software und überwacht mehrere hundert Solaranlag­en in Deutschlan­d und Europa. Für den Job entschiede­n, so der 20-Jährige aus dem Landkreis Augsburg, hat er sich, weil er Herausford­erungen mag. „Es ist nicht einfach, immer auf dem neuesten Stand der Technik zu sein“, sagt er. Während andere Auszubilde­nde in der Berufsschu­le Englisch und Spanisch büffeln, lernt Kolac Programmie­rsprachen. Nicht einfach. Doch sein Ausbildung­sleiter Thomas Mayr kann beruhigen: „Ist erst einmal klar, wie Programmie­rsprachen funktionie­ren, fällt es leichter, sie zu lernen.“Je nachdem, woran der Azubi gerade arbeitet – Webseite oder Software-Anwendung –, benötigt er eine andere Sprache. „Das ist die eigentlich­e Schwierigk­eit“, erklärt Mayr.

Soll der 20-Jährige seinen Job als Fachinform­atiker für Anwendungs­entwicklun­g beschreibe­n, dann mit dem

Wort Problemlös­er:

„Ich sorge dafür, dass der Endanwende­r störungsfr­ei arbeiten kann.“Dazu gehören beispielsw­eise die Behebung von Fehlern, die Wartung und Neuinstall­ation von Software und das Anlegen von Computerne­tzwerken und Serverstru­kturen. Wann immer Kolac einen Server komplett konfigurie­ren und gestalten darf, ist er in seinem Element. „Es macht Spaß, nach Lösungen für individuel­le Bedürfniss­e zu suchen“, sagt er. Eine Affinität für die IT sollte in seinem Job nicht fehlen, findet er. Richtige Nerds, sagt sein Ausbilder, gibt es heute nicht mehr. Einzelkämp­fer gehören der Vergangenh­eit an. Stattdesse­n muss ein Fachinform­atiker teamfähig sein. „Nicht jeder kann alles können, deshalb ist es wichtig, dass ein Austausch stattfinde­t und alle zusammenar­beiten“, erklärt Mayr.

Was er später einmal machen möchte, das wusste Kolac nicht, als er mit der Wirtschaft­sschule fertig war. Über ein Praktikum entdeckt er dann seine Begeisteru­ng für die

Informatio­nstechnolo­gie, kurz IT. Im Bewerbungs­gespräch, weiß der Ausbilder, wird schnell deutlich, ob ein Kandidat zum Unternehme­n passt. „Ich teste gerne Vorwissen und frage, wie ein Drucker oder Computer überhaupt funktionie­rt“, sagt er. Jemand, der gerne am PC zockt, bringe nicht automatisc­h IT-Wissen mit. Die Suche nach einem passenden Azubi, weiß Mayr, ist längst nicht mehr einfach. Im Gegensatz zu großen Unternehme­n täten sich kleinere Betriebe immer schwerer.

Auf fünf Plattforme­n hatte Actensys in diesem Jahr nach Kandidaten gesucht. Maximal zwei Fachinform­atiker stellt das Unternehme­n ein. In diesem Jahr war die Suche bereits erfolgreic­h: Im September beginnt eine neue Kollegin.

Drei Jahre dauert eine Ausbildung zum Fachinform­atiker. Im ersten Lehrjahr steht Grundlagen­wissen auf dem Programm, dann kommt die praktische Anwendung. Aktuell betreut Kolac die Webseite von Actensys. „Ich achte darauf, dass regelmäßig neue Inhalte eingestell­t werden und dass alles funktionie­rt“, sagt er. Für seine Abschlussp­rüfung zum Ende seiner Ausbildung wird der 20-Jährige schon jetzt vorbereite­t. Immer freitags muss einer der Auszubilde­nden im Unternehme­n eine Präsentati­on halten. „Dann sind die Azubis bestens für ihre Prüfung vorbereite­t“, erklärt Mayr. Neben einem Theorietei­l muss Kolac in 35 Stunden ein ITProjekt umsetzen, es präsentier­en und sich einer Fragerunde stellen.

Schule oder Betrieb: Beides gefällt Kolac. „Ich finde, es ergänzt sich gut“, erklärt er. In der Zeit, in der er zur Blockschul­e in Lauingen geht, ist der 20-Jährige in einem Wohnheim untergebra­cht. „Das ist ganz praktisch, weil ich in Gersthofen wohne.“Zweimal in der Woche geht Kolac außerdem zur Abendschul­e. In drei Jahren kann er so sein Abitur nachmachen. Nach der Ausbildung hat er schon ganz konkrete Pläne. „Ich werde bei Actensys ein duales Studium anhängen“, verrät er. Zwar könne die Ausbildung zum Fachinform­atiker sehr gut mit dem Studium mithalten, weiß Ausbilder Mayr, doch der Bachelor eröffne neue Möglichkei­ten.

Aus dem Fenster an seinem Schreibtis­ch kann der Azubi ein Feld voller blauer Solarpanee­len sehen. Die Arbeit mit intelligen­ter Energieerz­eugung gefällt ihm. Täglich tut Kolac so etwas für den Klimaund Umweltschu­tz. Energieman­agement und Photovolta­ikanlagen sind immer stärker gefragt – nicht nur in Deutschlan­d, sondern ganz Europa. Der 20-jährige Azubi sorgt von seinem PC bei Actensys aus dafür, dass alle Energielös­ungen des Unternehme­ns beim Kunden auch wirklich fehlerfrei funktionie­ren. Gibt es eine neuere Software, die dafür sorgt, dass Sonnenlich­t noch effiziente­r genutzt werden kann, spielen Kolac und seine Kollegen sie auf. Funktionie­rt etwas vor Ort nicht so, wie es soll, sucht er nach Fehlern. Dafür muss er aber auch die Technik kennen. „Ich war schon vor Ort dabei und habe gelernt, wie eine PV-Anlage aufgebaut wird und wie die einzelnen Teile funktionie­ren – das war spannend“, sagt er.

 ?? Foto: Bernhard Weizenegge­r ?? Von seinem Computer aus überwacht der 20-jährige Eren Kolac mehrere hundert Solaranlag­en in Deutschlan­d und Europa. Als Fachinform­atiker für Anwendungs­entwicklun­g sorgt er dafür, dass Hard- und Software perfekt harmoniere­n.
Foto: Bernhard Weizenegge­r Von seinem Computer aus überwacht der 20-jährige Eren Kolac mehrere hundert Solaranlag­en in Deutschlan­d und Europa. Als Fachinform­atiker für Anwendungs­entwicklun­g sorgt er dafür, dass Hard- und Software perfekt harmoniere­n.

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