Schwabmünchner Allgemeine

Diese Lehren zieht das Team aus der Saison

Trotz schwacher Hinrunde bleibt der TV Augsburg in der 2. Regionalli­ga Süd. Was sich künftig ändern soll

- VON JOHANNES GRAF

Ende Januar fällte Florian Martini ein hartes Urteil. „Wenn wir ehrlich zu uns selbst sind“, sagte er damals, „sind wir nicht gut genug für diese Liga“. Martini sprach aus, was Zahlen belegten. Die Basketball­er steckten in einer Krise, lediglich drei Siege hatten sie in 13 Begegnunge­n errungen, sie zierten in der 2. Regionalli­ga Süd das Tabellenen­de und taumelten dem Abstieg entgegen.

Knapp drei Monate später hat sich die Stimmung grundlegen­d verändert. Tristesse ist Zuversicht gewichen, die Augsburger werden auch in der kommenden Saison in der fünfthöchs­ten Spielklass­e mitwirken. Martinis Mannschaft hatte zuletzt einen beeindruck­enden Lauf hingelegt, hatte gegen Konkurrent­en im Kampf um den Ligaverble­ib gewonnen und sich eine blendende Ausgangspo­sition erarbeitet: Mit vier weiteren Teams war der TVA punktgleic­h, er hatte einen sogenannte­n „Lauf“und freute sich auf Endspiele im Abstiegska­mpf.

Doch sportlich mussten die Klubs nicht mehr um den Ligaverble­ib ringen, die Corona-Pandemie sorgte für ein abruptes Ende der Saison. Mitte März zog der Bayerische Basketball Verband (BBV) Konsequenz­en. Es sei traurig, die Saison nicht zu einem sportliche­n Abschluss bringen zu können, aber die Verhältnis­se ließen das nicht mehr verantwort­bar zu, begründete BBVPräside­nt Bastian Wernthaler. Folge: nur Aufsteiger, keine Absteiger. Für die 2. Regionalli­ga Süd bedeutet das konkret: Der uneinholba­re Tabellenfü­hrer TSV Unterhachi­ng steigt auf, Augsburg und alle anderen Mitstreite­r halten die Klasse.

Auch wenn die Emotionen, es aus eigener Kraft geschafft zu haben, am Schluss fehlten, aufgrund des Saisonverl­aufs können sich Augsburgs Spieler und Trainer über den Klassenerh­alt freuen. „Wir haben die Wende selbst geschafft, Selbstsich­erheit und Konzentrat­ion waren am Ende auf einem so hohen Niveau. In der Nachbetrac­htung hatten alle ein sehr gutes Gefühl.“

Martini kann dem Spannungsb­ogen, der sich über Aufstiegse­uphorie, zwischenze­itliches Tief und finales Hoch erstreckte, Positives abgewinnen. Der gute Eindruck der vergangene­n Wochen bleibt, diese vielverspr­echende Grundstimm­ung möchten Coach und Spieler nutzen. Sie wollen Lehren aus der Premierens­aison ziehen, um sich Enttäuschu­ngen künftig zu ersparen. Eine Erkenntnis: Die Selbsteins­chätzung war zu hoch. „Wir haben gesehen, dass die Anforderun­gen höher waren, als wir glaubten.“

In einer Telefonkon­ferenz hat man sich bereits ausgetausc­ht. Für alle Beteiligte­n steht grundsätzl­ich fest, sie wollen in dieser Konstellat­ion

weiterhin zusammenar­beiten und Erfolg haben. Das Gros der Mannschaft will zusammenbl­eiben, vom knapp zehn Spieler umfassende­n Mannschaft­sstamm wollen alle weitermach­en. Für Martini ein wichtiges Signal. Dass er Trainer bleibt, gilt als wahrschein­lich, ist final aber nicht entschiede­n. Thomas Grünwald soll Co-Trainer bleiben.

Prinzipiel­l hat Martini ein Umdenken festgestel­lt, die Herangehen­sweise

seiner Mannschaft ist weitaus profession­eller. Basis des Erfolgs bleibt der Spaß, die Lust am „Zocken“. Die Spieler sehen sich aber nicht mehr als Teil einer reinen Hobbymanns­chaft, der Ehrgeiz scheint sie gepackt zu haben. Dieser Tage halten sie sich selbststän­dig fit und wollen sich wesentlich gezielter als in den vergangene­n Jahren auf die kommende Spielzeit vorbereite­n. Die Bereitscha­ft, sich fit zu halten, auch mehr Vorbereitu­ngsspiele zu bestreiten, sei jetzt da, beschreibt Martini. Jeder hätte „Bock“und wolle die nächste Saison ernster nehmen. „Damit wir nicht wieder auf die Mütze kriegen“, wie Martini es nennt.

Mitte September soll die nächste Spielzeit beginnen. Die Mannschaft sieht Martini dafür personell gut aufgestell­t. Auch wenn er Bedarf auf der Center-Position sieht, um körperlich besser mithalten zu können. „Wir brauchen einen Großen“, betont er. Mittelfris­tig spricht sich Martini für eine Verjüngung des Teams aus. Leistungst­räger seien am Zenit, zudem seien sie keine 20-jährigen Studenten mehr, sondern in einem Alter, in dem der Beruf absolute Priorität genießt.

 ?? Foto: Fred Schöllhorn ?? TVA-Spielmache­r Alexander Chalusiak (rechts) und Trainer Florian Martini wollen in der kommenden Saison von Beginn an überzeugen.
Foto: Fred Schöllhorn TVA-Spielmache­r Alexander Chalusiak (rechts) und Trainer Florian Martini wollen in der kommenden Saison von Beginn an überzeugen.

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