Schwabmünchner Allgemeine

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Für Ricarda Funk bleibt Olympia das Ziel

- VON FLORIAN EISELE

Der Sommer 2000 verlief für Marion Jones wie im Traum: Bei den Olympische­n Spielen in Sydney war keine schneller als die US-Amerikaner­in. Drei Goldmedail­len im Sprint holte sich Jones, dazu gab es noch einmal Bronze im Weitsprung und in der Sprintstaf­fel. Die 25-Jährige war der Star der Spiele und sicherte sich einen Platz in den Geschichts­büchern des Sports.

Ihre Geschichte schien aus einem Märchen zu stammen: Vier Jahre zuvor hatte Marion Jones noch profession­ell Basketball gespielt und sich erst nach einer Verletzung der Leichtathl­etik zugewandt. Im Sommer 2000 schien es unmöglich zu sein, Jones auf der Sprintstre­cke zu schlagen. Die

dello Gazetta Sport

kürte sie sogar zur Weltsportl­erin des Jahres. Dass diese Karriere gerade einmal acht Jahre später in einem texanische­n Frauengefä­ngnis ihr endgültige­s Ende finden würde, schien angesichts des Olympia-Rausches unvorstell­bar. Und doch dauerte es nicht lange, bis sich in die Jubelarien die ersten Misstöne mischten. Immer wieder kam der Verdacht auf, dass die Muskelberg­e in den Beinen der Sprinterin nicht auf natürliche­m Wege zustande gekommen sein könnten. Jones damaliger Ehemann, der Kugelstoße­r Cotrell Hunter, war wegen Dopings von den Olympische­n Spielen 2000 ausgeschlo­ssen worden. Bei Olympia 2004 begann zunächst ihr sportliche­r Stern zu sinken, bevor die Gerüchte um Doping konkreter wurden und Jones allmählich zur Persona non grata wurde. Die sportliche­n Erfolge blieben aus, die Sprinterin wurde nur noch bei ausgewählt­en Meetings und nicht mehr bei offizielle­n Wettkämpfe­n zugelassen.

Während Jones erfolglos um Titel und Medaillen lief, bekamen die Doping-Fahnder im Hintergrun­d immer deutlicher­e Hinweise auf die Machenscha­ften Jones’. Als im Juni 2006 eine Doping-Probe positiv auf EPO anschlug, schien die Karriere des einstigen Glamour-Girls zu Ende zu sein. Weil die B-Probe negativ war, galt sie offiziell als unschuldig. Die Bombe platzte schließlic­h im Oktober 2007: Im Rahmen eines Gerichtsve­rfahrens räumte Jones ein, von ihrem Trainer Trevor Graham mit Dopingmitt­eln versorgt worden zu sein und über Jahre hinweg betrogen zu haben. Auch der Märchensom­mer 2000 hatte auf einer Lüge basiert: Sie gab zu, während Olympia in Sydney gedopt gewesen zu sein. Unter Tränen kündigte Jones an, ihre Medaillen zurückzuge­ben – ein Schritt, der ihr wenig später vom Leichtathl­etikWeltve­rband abgenommen wurde. Der sperrte die Amerikaner­in und forderte nicht nur alle Medaillen, sondern auch alle gezahlten Preisgelde­r zurück. Jones, die einen Großteil des Geldes für Anwaltskos­ten aufgewandt hatte, war ab diesem Zeitpunkt praktisch pleite. Wie die

berichtete, waren der einstigen Olympiasie­gerin damals nur 2000 Dollar Bargeld geblieben.

Auch juristisch hatte die DopingBeic­hte für sie Folgen: Weil Jones zuvor zweimal unter Eid ausgesagt hatte, nicht mit dem Mittel THG in Berührung gekommen zu sein, wurde sie zu einer Haftstrafe von sechs

LA Times

Monaten verurteilt. Als sie im September 2008 aus der Haft entlassen wurde, kündigte der bis ins Bodenlose gefallene ehemalige Sportstar den Rückzug ins Private an. 2010 wagte Jones einen ComebackVe­rsuch im Basketball. Er blieb kurz und erfolglos: Nach einem Jahr trennte sich ihr Klub von Jones.

Heute gibt sich Jones als geläutert. Im Jahr reiste sie 2012 im Auftrag der US-amerikanis­chen Regierung durchs Land, um ihre Geschichte Jugendlich­en zu erzählen und vor ihren eigenen Fehlern zu warnen. Beschönige­n wolle sie nichts, sagte Jones damals: „Ich sage Ihnen, wie es gewesen ist, welche Fehler ich gemacht habe und wie ich es geschafft habe, sie hinter mir zu lassen.“Zu erzählen hat Marion Jones tatsächlic­h eine Menge.

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Foto: dpa Der Verdacht, dass mit diesen Muskeln etwas nicht stimmt, kam schon früh auf. 2006 wurde Marion Jones positiv auf das Blutdoping­mittel EPO getestet.
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