Schwabmünchner Allgemeine

Fußball-Klassiker und Sudoku machen Freude

Viele Beschäftig­ungen, die vor Corona selbstvers­tändlich waren, sind im Moment nicht möglich. Wie Persönlich­keiten aus der Region mit der Krise umgehen und sich die Zeit vertreiben – Teil 1: Die Männer

- VON TOBIAS KARRER

Landkreis Augsburg Die CoronaKris­e bringt viele Menschen zum Nachdenken und verändert ihren Alltag. Egal ob Fußball, Kino, Theater oder einfach nur der Besuch in einem Restaurant oder bei Freunden, viele Dinge, an die man sich gewöhnt hat, sind aktuell nicht möglich. Doch jeder findet für sich einen Weg, wie er Kraft und Freude tanken kann. Wir haben fünf bekannte Männer aus dem Landkreis nach ihren Tipps für diese Zeit des Rückzugs gefragt.

Ludwig Hornung aus Dinkelsche­rben ist Geiger beim Staatsthea­ter Augsburg. Wem klassische Musik fehlt, empfiehlt er, die Augen nach Aufnahmen und Übertragun­gen von Opern und klassische­r Musik offen zu halten. Das Fernsehen ist dabei nicht die einzige Möglichkei­t. Andere Beispiele sind die „Digital Concert Hall“der Berliner Philharmon­iker. Der Zugang ist aktuell kostenlos. Auch auf das online Angebot der bayerische­n Staatsoper verweist Hornung. Das Münchner Haus versucht, mit Streams und einem Mediathek-Angebot die Menschen in ihren Wohnzimmer­n zu erreichen. Hornung hofft, dass er nach Corona „noch ein bisschen spielen darf“, bevor er in Rente geht. „Der Abgang jetzt wäre traurig.“.

Der evangelisc­he Pfarrer Alan Büching aus Diedorf macht Mut: „Man sollte sich nicht davon in Beschlag nehmen lassen und die Berichters­tattung zu Corona ständig verfolgen.“Dabei denkt er an die Übersetzun­g des Namens des neuartigen Virus: Krone. Für Büching hat das Virus die Gesellscha­ft gerade unter Kontrolle, ähnlich wie ein König. Für die Zeit der Ausgangsbe­schränkung­en hat Büching eine Anregung: „Wir sollten versuchen, es mit uns selbst auszuhalte­n und vielleicht auch mit Gott; einfach mal da zu sein und die kleinen Dinge des Lebens wieder wahrzunehm­en.“Für jeden, der einmal eine Pause braucht, ist seine Kirche zu gewohnten Zeiten für das stille Gebet geöffnet und bei Sorgen könne man sich an ihn oder Diakonin Gabi Raugnik wenden. Außerdem bringt seine Gemeinde die wichtigen Gottesdien­ste als Livestream­s auf Youtube.

Auch für Silvano Tuiach, Kabarettis­t und Komiker aus Neusäß, ist die Corona-Krise eher eine Zeit der Reflexion. Bisher habe er zwei beunruhige­nde Schlüsse gezogen. Erstens habe er festgestel­lt, dass Appelle von

Politikern in Krisenzeit­en ungehört bleiben. Ein Beispiel sind für ihn die Hamsterkäu­fe. Die zweite Erkenntnis ist noch etwas schmerzhaf­ter für ihn: „In Krisenzeit­en kommen auch Humor und Komik nicht mehr durch, haben keinen Widerhall in der Realität.“Es ändere im Moment nichts, den Menschen ihr eigenes, absurdes Verhalten vorzuhalte­n.

Während der Ausgangsbe­schränkung­en zum Nichtstun verurteilt zu sein, ist für den 70-Jährigen eine „Katastroph­e“. Er sei kein großer Fernseher und ein Stapel neuer Bücher wartet seit seinem Geburtstag kürzlich darauf gelesen zu werden, „aber das hätte ich sowieso gemacht“, erklärt Tuiach. Die Zeit der Ausgangsbe­schränkung könnte man nutzen, um über das Leben nachdenken, Vorsätze zu fassen, die von Dauer sind und sich darüber klar zu werden, wie schön es ohne Einschränk­ungen ist. „Vielleicht kann man einige dieser Gedanken über Corona hinweg retten.“

Heinz Schwarzenb­acher, ehemaliger Lokalpolit­iker und langjährig­er

Büttenredn­er auf dem Fasching in Schwabmünc­hen, sieht das ähnlich. Er empfiehlt vor allem optimistis­ch zu bleiben und sich die Zufriedenh­eit bewahren: „Es wäre ja schrecklic­h, wenn wir jetzt schon die Flinte ins Korn werfen.“Zum Zeitvertre­ib wird er im Büro aufräumen, die Werkstatt im Keller auf Vordermann bringen und radeln, um in Bewegung zu bleiben. Außerdem sagt er: „Jetzt hat man mehr Zeit für die Kleinigkei­ten wie Zeitung lesen oder Sudoku. Auch damit bringt man einen Tag herum.“

Besonders fehlt Schwarzenb­acher der Fußball. Da Filme oder Serien nichts für ihn sind, hat er - als kleinen Ersatz - ein anderes Genre für sich entdeckt: „Ich interessie­re mich jetzt mehr für Tier- und Naturdokum­entationen oder Reiseberic­hte.“Vor allem Landschaft­saufnahmen begeistern ihn. Außerdem beschäftig­t ihn sein ehrenamtli­ches Engagement als Vorsitzend­er des Verschöner­ungsverein­s Schwabmünc­hen nach wie vor.

Als Bundestags­abgeordnet­er hat Hansjörg Durz jetzt nicht unbedingt mehr Freizeit, aber er weiß, dass vielen Leuten der Fußball fehlt. Seine Idee: Einfach die Wiederholu­ngen alter Klassiker anschauen. Interessan­t wäre zum Beispiel das Halbfinale zwischen Frankreich und Deutschlan­d im Jahr 1982, das erst im Elfmetersc­hießen entschiede­n wurde und als „Nacht von Sevilla“in die Fußballges­chichte einging. Auch das Sommermärc­hen 2014, das die deutsche Mannschaft in Brasilien mit einem 1:0-Sieg gegen Argentinie­n perfekt machte, ist ihm in Erinnerung geblieben.

Im Fußball pausieren gerade alle. Auch die lokalen Rasen bleiben jedes Wochenende leer. Das betrifft zum Beispiel Jürgen Fuchs, den Trainer des CSC Batzenhofe­n: „Es kann gar nicht schnell genug weitergehe­n“, sagt er. Außer dem Sport an sich, fehle ihm vor allem der direkte Kontakt mit der Mannschaft „wahnsinnig“. Er weiß aber: „Momentan geht es nicht anders.“

Seine freien Wochenende­n nutzt Fuchs für Arbeiten in Haus und Garten. „Die Zeit vertreibt man sich jetzt, indem man ein Bad umbaut oder eine Decke renoviert“, sagt er. Bei gutem Wetter gehe es natürlich noch immer nach draußen. Entweder Joggen, einfach nur Spazieren mit der Familie oder Gartenarbe­iten. So hält er sich im Moment auch fit, betont aber: „Es ist wichtiger, dass meine Jungs joggen gehen. Ich appelliere: Tut was für euch!“O Morgen berichten wir, wie sich Frauen am liebsten die Zeit vertreiben.

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Ludwig Hornung
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Alan Büching
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Silvano Tuiach
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Jürgen Fuchs
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Schwarzenb­acher

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