Schwabmünchner Allgemeine

Was bringen selbst gemachte Schutzmask­en?

Virologen raten in der Öffentlich­keit Mundschutz zu tragen, notfalls selbst gebastelt. Politiker denken sogar über eine Pflicht nach

- VON SÖREN BECKER

Landkreis Augsburg Das RobertKoch-Institut empfiehlt, in der Öffentlich­keit Masken zu tragen. Immer mehr Leute folgen dem Aufruf. Masken sind beim Einkaufen oder in Bus und Bahn ein normaler Anblick geworden. Aber was bringt der Mundschutz?

„In Ostasien ist Maske tragen seit Jahrzehnte­n ganz normal“, sagt Doktor Jakob Berger. Dort trägt man selbst bei einer Erkältung Mundschutz, um andere nicht anzustecke­n. Er hält das in Zeiten von Corona für sinnvoll: „Mit Stoff- und Papiermask­en kann man verhindern, dass man andere ansteckt. Ohne diese Masken kann ein Huster oder Nieser einen regelrecht­en Nebel verursache­n“, sagt der Arzt aus Meitingen. Der Träger werde zwar nicht nachhaltig geschützt, die Masken seien aber besser als nichts. Auch das Landratsam­t ist seiner Meinung: „Selbstgenä­hte MundNasens­chutze bieten der Umwelt Schutz vor einem selbst“, heißt es in einem Leitfaden des Landratsam­ts. Mit ihnen könne man verhindern, andere mit Speichel zu bespritzen. Man könne auch verhindern, dass man sich unbedacht ins Gesicht fasse. Auch wenn man keine Symptome von Covid-19 zeigt, kann es sein, dass man das Virus in sich trägt und ausscheide­t, sagen Experten. Selbst beim normalen Reden könne man infektiöse­s Material versprühen, erklärt das Gesundheit­sministeri­um. Auch selbst genähte Masken könnten andere Menschen schützen, sagt Berger: „Solange Mund und Nase bedeckt sind“, ergänzt der Meitinger. Welchen Stoff man benutze, sei nicht so wichtig. Er rät aber zu hautfreund­lichen Stoffen wie Baumwolle. „Stoffwinde­ln eignen sich besonders gut, weil sie auf sensible Haut ausgelegt sind“, empfiehlt Berger. Die selbst gemachten Masken müssten nicht besonders komplizier­t sein: „Ein Stück Stoff mit zwei Gummibände­rn macht schon eine Menge aus“, sagt er. Die Konstrukti­on könne man dann ein paar Stunden tragen. Etwas weniger, wenn man viel schwitzt, oder redet, weil sie nicht mehr angenehm zu tragen sei, wenn sie feucht wird. Das Landratsam­t empfiehlt sie im Anschluss bei 90 Grad zu waschen. Das erziele eine desinfizie­rende Wirkung.

Im Landratsam­t arbeitet man an einem Konzept, um ehrenamtli­che Initiative­n zum Maskennähe­n in die Lieferkett­en des Landratsam­ts einzubezie­hen. „Gemeinsam mit den Kommunen möchte Landrat Martin Sailer dafür sorgen, dass alle Bürger des Landkreise­s mit mehrfach verwendbar­en Schutzmask­en ausgestatt­et werden“, teilt die Pressestel­le des Landratsam­ts mit. Im Laufe der Woche wolle man ein Konzept erarbeiten, in das auch ehrenamtli­che Nähinitiat­iven und Einzelpers­onen eingebunde­n werden können. Landrat Sailer zählt auf die Solidaritä­t der Bevölkerun­g:„Die CoronaKris­e ist eine gesamtgese­llschaftli­che Aufgabe. Jeder kann mit Arbeit, Spenden und Hilfsberei­tschaft eine Menge bewirken“, sagt der Christsozi­ale.

Masken mit FFP2- oder FFP3-Zertifizie­rung seien für einen Normalverb­raucher nicht nötig. Sie schützen den Träger zwar zuverlässi­g vor Viren, aber sind knapp: „Sie werden in Arztpraxen und Krankenhäu­sern dringender gebraucht“, sagt Berger. Trotzdem werden sie häufig in Apotheken an Privatleut­e verkauft. In der Ägidius-Apotheke in Neusäß sind die Masken zum Beispiel für circa zehn Euro zu haben. „Das ist ungefähr der dreifache Normalprei­s“, sagt Doktor Alexander Stöckl vom Diabetesze­ntrum Diedorf. In normalen Zeiten könne man die Masken in großen Mengen für 1,50 Euro das Stück beziehen.

Berger hält eine Maskenpfli­cht an vielen öffentlich­en Orten für sinnvoll: „Mit Ausblick auf die Lockerung der Ausgangsbe­schränkung­en, macht das zum Beispiel in Bus und Bahn oder vielen Läden Sinn“, sagt der Arzt aus Meitingen.

Doch auch wer eine Maske trägt, muss sich an die Hygienereg­eln halten, warnt das Landratsam­t: „Es besteht die Gefahr, dass ein falsches Sicherheit­sgefühl entsteht.

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