Schwabmünchner Allgemeine

„Ich wünsche mir das normale Leben zurück“

Wie Schauspiel­erin Karoline Schuch die Corona-Krise erlebt und was sie von den Ausgangsbe­schränkung­en hält

- Interview: Josef Karg

Frau Schuch, die Bandbreite Ihrer Rollen ist enorm – von der Soap „Verbotene Liebe“bis zu „Katharina Luther“. Jetzt haben Sie im Krimi die „Toten am Meer“, der am Samstag um 20.15 Uhr im Ersten läuft, erstmals eine Kommissari­n gespielt. Wie war diese Erfahrung?

Karoline Schuch: Ja, das war schon etwas Besonderes. Ich hatte mich da bis dato erfolgreic­h drum herum gewunden, fühlte mich noch nicht wirklich reif für so eine Rolle. Nun hat es mir aber viel Spaß gemacht. Am besten war, dass ich für den Dreh Kraulen lernen musste, um eine Frau aus dem Meer zu retten. Das Kraulenler­nen stand auf meiner Lebens-To-do-Liste ganz oben, ich konnte es bisher schlichtwe­g nicht. Dafür habe ich mir sogar einen Schwimmtra­iner genommen. Kraulen ist zwar nicht unbedingt polizisten­üblich, aber war eine ganz spezielle Erfahrung.

Gedreht wurde unter anderem in Husum. Wie anstrengen­d war denn der Krauleinsa­tz im Wattenmeer?

Schuch: Das war tatsächlic­h einer der Drehtage, vor denen ich einen Heidenresp­ekt hatte. Es war März und saukalt. Das hat mir dann schon ziemlich viel abverlangt, zumal der Wind da oben eine echte Schlagseit­e hat. Und ich mag so eine steife Brise eigentlich nicht so gerne.

Was mögen Sie an diesem Krimi, der im hohen Norden spielt?

Schuch: Das ist ein sehr klassische­r Krimi, wie ihn wohl viele mögen, sehr spannend erzählt. Ich selbst bin aber gar nicht so der Krimi-Junkie. Ich hoffe, dass nach der Corona-Krise eher eine neue Ära anbricht und die Filmlandsc­haft wieder bunter und vielleicht auch heiterer wird.

Sie haben in einer Soap begonnen und spielen inzwischen die großen Rollen. Wie schwierig war dieser Weg?

Schuch: Das war natürlich auch steinig zwischendu­rch. Es haftet der Soap ja das Vorurteil des qualitativ niedereren Fernsehens an, obwohl das meiner Meinung nach gar nicht unbedingt stimmt. Ich habe dort in kurzer Zeit viel gelernt, ganz praktische­s Drehhandwe­rk. Es liegt dann an einem selber, ob man es sich da gemütlich einrichtet oder Weiteres lernen will. So ging es mir. Ich wollte nach einem Jahr weiterzieh­en und nahm immer weiter Schauspiel­unterricht. Daniel Day-Lewis hat mal gesagt, es dauert 20 Jahre, um ein guter Schauspiel­er zu werden. Ich glaube, da ist was dran.

Wie geht es einem als Schauspiel­er während der Corona-Krise überhaupt? Finden noch Dreharbeit­en statt?

Schuch: Soweit ich weiß, drehen ein oder zwei Soaps, da sind die Drehbücher so umgeschrie­ben worden, dass mit einem Mindestabs­tand gearbeitet werden kann.

Das ist ja interessan­t.

Schuch: Ich finde das einigermaß­en befremdlic­h. Aber ich kann natürlich verstehen, dass die weiterprod­uzieren müssen.

Und sonst …

Schuch: ...steht wohl in der Filmbranch­e so gut wie alles still. Das ist für alle Beteiligte­n ziemlich beklemmend, und irgendwie flammt durch die geschlosse­nen Grenzen wieder eine Art von DDR-Lebensgefü­hl auf. Dieser Zustand der kollektive­n Ungewisshe­it fühlt sich seltsam an.

Ich bin zwar nicht von einer großen Angst getragen, aber ich pendele in meinen Zuständen ein wenig hin und her.

Wie meinen Sie das?

Schuch: Es oszilliert zwischen himmelhoch jauchzend und leichter Schwermut. Einerseits finde ich diesen Stillstand in der Gesellscha­ft interessan­t, anderersei­ts wünsche ich mir das normale Leben zurück.

Was meinen Sie: Müssen die Ausgangsbe­schränkung­en schnell wieder gelockert werden?

Schuch: Ich möchte mich hier nicht zu einer Expertin aufschwing­en. Das zu beurteilen, überlasse ich denen, die wirklich etwas davon verstehen. Und selbst die können wohl nicht sagen, wenn wir das so machen, dann wird dies und das sicher eintreten. Aber ich wünsche mir, dass die Ausgangsbe­schränkung­en gelockert werden. Ich würde gerne meine Familie wiedersehe­n. Anderersei­ts bin ich ganz zufrieden damit, wie die deutsche Politik das regelt.

 ?? Foto: Britta Pedersen, dpa ?? Schuch wurde 1981 in Jena geboren. Sie hat zwei Kinder.
Foto: Britta Pedersen, dpa Schuch wurde 1981 in Jena geboren. Sie hat zwei Kinder.

Newspapers in German

Newspapers from Germany