Schwabmünchner Allgemeine

Schmid-Akademie: Elterninit­iative gibt auf

Die Eltern stellen ihre Rettungsak­tion für die Privatschu­le ein, weil die Zeit zu knapp wird. Das Schulwerk der Diözese ist weiter im Rennen. Der Stadtrat stimmt für einen Kauf des Gebäudes, wenn sich kein privater Träger findet

- VON MIRIAM ZISSLER UND STEFAN KROG

Letztlich fehlte es der Elterninit­iative „HSA-Rettung“an der Zeit. Am Donnerstag gaben sie bekannt, dass sie ihr Ziel, den Erhalt der Hermann-Schmid-Akademie (HSA) mit seinen vier privaten Berufs- sowie der privaten Realschule nicht weiterverf­olgen werden. Bis zum 8. Mai hätten zahlreiche Bedingunge­n der Regierung von Schwaben und des Kultusmini­steriums erfüllt werden müssen. Christoph Kunz, dessen Tochter die private Realschule besucht, sagt: „Am Ende muss man ehrlich zu sich selber sein. Obwohl wir uns in den vergangene­n sieben Wochen voll reingeworf­en und viel erreicht haben, hätten wir diese Frist nicht geschafft.“

Das Konzept der Eltern sah vor, dass eine neue gemeinnütz­ige Gesellscha­ft gegründet wird, die die Immobilie von einem privaten Investor pachtet – einen möglichen Geldgeber dafür hatten die Eltern gefunden. So sollten die Strukturen und Klassenver­bände der Akademie erhalten bleiben – und Schülern und Lehrkräfte­n weiterhin ein Platz. „Die Neugründun­g einer gGmbH hätten wir innerhalb von zwei Wochen nicht geschafft. Daneben hätten wir eine Übernahmev­ereinbarun­g mit den Eigentümer­n und einen Eintrag im Handelsreg­ister vorweisen müssen“, erläutert Kunz. Der 8. Mai wurde als endgültige Frist von der Regierung von Schwaben und dem Kultusmini­sterium genannt, weil auch der Freistaat die Planungen für das nächste Schuljahr vorantreib­en müsse. Kommt keine Übernahme durch einen privaten Träger zustande, wird der Freistaat in die Bresche springen und den Erhalt der Realschule sichern.

Die bisherigen Betreiber der Akademie, die Familie Schmid, wollen den Schulbetri­eb zum Ende des Schuljahrs einstellen. Sie argumentie­ren, die Schule sei in der Öffentlich­keit in ein schlechtes Licht ge

worden, deshalb fänden sich auch nicht mehr genug Lehrkräfte. Die Staatsanwa­ltschaft ermittelt derzeit gegen die Verantwort­lichen der Akademie wegen des Verdachts auf Subvention­sbetrug.

Mit der Entscheidu­ng der Eltern, ihre Rettungsak­tion einzustell­en, ist auch der mögliche Erhalt der privaten Berufsschu­len gescheiter­t. Die Elterninit­iative spricht deshalb nur von einem „Teilerfolg“. Vor sieben Wochen habe als einzige Option die komplette Schließung und Zerschlagu­ng der HSA zur Debatte gestanden. „Nun können zumindest die Schüler der Realschule in ihrem Klassenver­band und in der gewohnten Umgebung bleiben“, sagt Kunz.

Die Elterninit­iative unterstütz­t nun den verbleiben­den Interessen­ten – das Schulwerk der Diözese Augsburg. Peter Kosak, der Direktor des Katholisch­en Schulwerks, bestätigte auf Anfrage, dass eine Übernahme von Teilen der HSA derzeit umfassend geprüft werde. „Kommende Woche wird der Stifrückt tungsrat tagen und eine Entscheidu­ng treffen, ob wir ein Angebot abgeben“, sagt Kosak. Er stehe im engen Kontakt mit Thomas Klöckner von der Augsburger Firma Lecon, der im Auftrag der Familie Schmid die Verhandlun­gen führt. Klöckner betont, dass die Frist nicht von der Eigentümer­familie gesetzt worden sei. „Damit unterstrei­cht die Regierung von Schwaben die Verantwort­ung, die sie trägt. Es geht um ein stabiles Angebot für die Schüler. Das hat oberste Priorität“, sagt er.

Die Firma Lecon ist unter anderem in der Insolvenzv­erwaltung von Unternehme­n und der Unterstütz­ung in Krisensitu­ationen tätig. Klöckner: „Wir helfen Unternehme­n in Situatione­n, die über die normale Geschäftst­ätigkeit hinausgeht. Das ist bei der Hermann-Schmid-Akademie der Fall, bei dem Vorwurf des Subvention­sbetrugs und der anstehende­n Schließung kann schließlic­h nicht von normaler Geschäftst­ätigkeit gesprochen werden.“

Sollte sich kein privater Schulträge­r finden, wird der Staat einspringe­n. Der Stadtrat hat am Donnerstag einstimmig beschlosse­n, in diesem Fall einen Kauf des Gebäudes der Hermann-Schmid-Akademie zu verfolgen. Das würde den Weg frei machen, dass der Freistaat dort eine dritte staatliche Realschule einrichtet. „Die Schuleinsc­hreibungen stehen an und jetzt müssen Nägel mit Köpfen gemacht werden, zumindest was die Fortsetzun­g der Realschule betrifft“, sagte Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU). Vorrang habe aber eine mögliche Fortsetzun­g des Betriebs mit einem privaten Träger, bekräftigt­e Schulrefer­ent Hermann Köhler (CSU).

Das Agieren der Stadt, die schon direkt nach dem Bekanntwer­den des Aus für die HSA über einen Kauf laut nachgedach­t hatte, hatte politisch für Widerspruc­h gesorgt. Im Stadtrat wurde das Thema kurz angesproch­en. „Die Stadt hätte sich umsichtige­r verhalten müssen“, hieß es von SPD-Fraktionsc­hef Florian Freund. Man stärke nun auch die Position der HSA-Betreiber, die bei den Verhandlun­gen mit etwaigen privaten Trägern nun immer wissen, dass sie notfalls das Gebäude an die Stadt verkaufen könnten. Von Rainer Schaal (CSU) wurde kritisiert, dass beim Szenario eines Gebäudekau­fs ein Realschuls­tandort in Lechhausen „auf den Sankt-Nimmerlein­s-Tag verschoben“werde. Gribl entgegnete, dass man diese Perspektiv­e nicht aus den Augen verlieren werde.

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 ?? Archivfoto: Silvio Wyszengrad ?? Die Zukunft der Hermann-Schmid-Akademie ist unklar. Die Elternvert­retung stellt ihre Übernahmea­ktivitäten ein, weil die Zeit zu knapp war. Nun könnten andere zum Zug kommen.
Archivfoto: Silvio Wyszengrad Die Zukunft der Hermann-Schmid-Akademie ist unklar. Die Elternvert­retung stellt ihre Übernahmea­ktivitäten ein, weil die Zeit zu knapp war. Nun könnten andere zum Zug kommen.

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