Schmid-Akademie: Elterninitiative gibt auf
Die Eltern stellen ihre Rettungsaktion für die Privatschule ein, weil die Zeit zu knapp wird. Das Schulwerk der Diözese ist weiter im Rennen. Der Stadtrat stimmt für einen Kauf des Gebäudes, wenn sich kein privater Träger findet
Letztlich fehlte es der Elterninitiative „HSA-Rettung“an der Zeit. Am Donnerstag gaben sie bekannt, dass sie ihr Ziel, den Erhalt der Hermann-Schmid-Akademie (HSA) mit seinen vier privaten Berufs- sowie der privaten Realschule nicht weiterverfolgen werden. Bis zum 8. Mai hätten zahlreiche Bedingungen der Regierung von Schwaben und des Kultusministeriums erfüllt werden müssen. Christoph Kunz, dessen Tochter die private Realschule besucht, sagt: „Am Ende muss man ehrlich zu sich selber sein. Obwohl wir uns in den vergangenen sieben Wochen voll reingeworfen und viel erreicht haben, hätten wir diese Frist nicht geschafft.“
Das Konzept der Eltern sah vor, dass eine neue gemeinnützige Gesellschaft gegründet wird, die die Immobilie von einem privaten Investor pachtet – einen möglichen Geldgeber dafür hatten die Eltern gefunden. So sollten die Strukturen und Klassenverbände der Akademie erhalten bleiben – und Schülern und Lehrkräften weiterhin ein Platz. „Die Neugründung einer gGmbH hätten wir innerhalb von zwei Wochen nicht geschafft. Daneben hätten wir eine Übernahmevereinbarung mit den Eigentümern und einen Eintrag im Handelsregister vorweisen müssen“, erläutert Kunz. Der 8. Mai wurde als endgültige Frist von der Regierung von Schwaben und dem Kultusministerium genannt, weil auch der Freistaat die Planungen für das nächste Schuljahr vorantreiben müsse. Kommt keine Übernahme durch einen privaten Träger zustande, wird der Freistaat in die Bresche springen und den Erhalt der Realschule sichern.
Die bisherigen Betreiber der Akademie, die Familie Schmid, wollen den Schulbetrieb zum Ende des Schuljahrs einstellen. Sie argumentieren, die Schule sei in der Öffentlichkeit in ein schlechtes Licht ge
worden, deshalb fänden sich auch nicht mehr genug Lehrkräfte. Die Staatsanwaltschaft ermittelt derzeit gegen die Verantwortlichen der Akademie wegen des Verdachts auf Subventionsbetrug.
Mit der Entscheidung der Eltern, ihre Rettungsaktion einzustellen, ist auch der mögliche Erhalt der privaten Berufsschulen gescheitert. Die Elterninitiative spricht deshalb nur von einem „Teilerfolg“. Vor sieben Wochen habe als einzige Option die komplette Schließung und Zerschlagung der HSA zur Debatte gestanden. „Nun können zumindest die Schüler der Realschule in ihrem Klassenverband und in der gewohnten Umgebung bleiben“, sagt Kunz.
Die Elterninitiative unterstützt nun den verbleibenden Interessenten – das Schulwerk der Diözese Augsburg. Peter Kosak, der Direktor des Katholischen Schulwerks, bestätigte auf Anfrage, dass eine Übernahme von Teilen der HSA derzeit umfassend geprüft werde. „Kommende Woche wird der Stifrückt tungsrat tagen und eine Entscheidung treffen, ob wir ein Angebot abgeben“, sagt Kosak. Er stehe im engen Kontakt mit Thomas Klöckner von der Augsburger Firma Lecon, der im Auftrag der Familie Schmid die Verhandlungen führt. Klöckner betont, dass die Frist nicht von der Eigentümerfamilie gesetzt worden sei. „Damit unterstreicht die Regierung von Schwaben die Verantwortung, die sie trägt. Es geht um ein stabiles Angebot für die Schüler. Das hat oberste Priorität“, sagt er.
Die Firma Lecon ist unter anderem in der Insolvenzverwaltung von Unternehmen und der Unterstützung in Krisensituationen tätig. Klöckner: „Wir helfen Unternehmen in Situationen, die über die normale Geschäftstätigkeit hinausgeht. Das ist bei der Hermann-Schmid-Akademie der Fall, bei dem Vorwurf des Subventionsbetrugs und der anstehenden Schließung kann schließlich nicht von normaler Geschäftstätigkeit gesprochen werden.“
Sollte sich kein privater Schulträger finden, wird der Staat einspringen. Der Stadtrat hat am Donnerstag einstimmig beschlossen, in diesem Fall einen Kauf des Gebäudes der Hermann-Schmid-Akademie zu verfolgen. Das würde den Weg frei machen, dass der Freistaat dort eine dritte staatliche Realschule einrichtet. „Die Schuleinschreibungen stehen an und jetzt müssen Nägel mit Köpfen gemacht werden, zumindest was die Fortsetzung der Realschule betrifft“, sagte Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU). Vorrang habe aber eine mögliche Fortsetzung des Betriebs mit einem privaten Träger, bekräftigte Schulreferent Hermann Köhler (CSU).
Das Agieren der Stadt, die schon direkt nach dem Bekanntwerden des Aus für die HSA über einen Kauf laut nachgedacht hatte, hatte politisch für Widerspruch gesorgt. Im Stadtrat wurde das Thema kurz angesprochen. „Die Stadt hätte sich umsichtiger verhalten müssen“, hieß es von SPD-Fraktionschef Florian Freund. Man stärke nun auch die Position der HSA-Betreiber, die bei den Verhandlungen mit etwaigen privaten Trägern nun immer wissen, dass sie notfalls das Gebäude an die Stadt verkaufen könnten. Von Rainer Schaal (CSU) wurde kritisiert, dass beim Szenario eines Gebäudekaufs ein Realschulstandort in Lechhausen „auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben“werde. Gribl entgegnete, dass man diese Perspektive nicht aus den Augen verlieren werde.