Schwabmünchner Allgemeine

Langemarck­straße wird umbenannt

Der Stadtrat will einen neuen Namen für die Straße, die bis 1939 ganz anders geheißen hatte

- VON STEFAN KROG

Die Langemarck­straße in Kriegshabe­r soll in absehbarer Zeit einen anderen Namen erhalten. Das hat der Stadtrat am Donnerstag mehrheitli­ch beschlosse­n. Die Stadt hatte zuletzt ein Dialogange­bot an die rund 1000 Anwohner und die dort ansässigen Firmen gemacht, weil der Stadtrat dies vor einer Entscheidu­ng gefordert hatte. Es gab mehrere Bürgerspre­chstunden im Frühjahr mit mäßigem Zuspruch. Das Ergebnis: 15 Rückmeldun­gen von Anwohnern und Geschäftst­reibenden, von denen 13 eine Umbenennun­g ablehnten.

Wie berichtet hatte eine von der Stadt eingesetzt­e Kommission, in der neben Fachleuten und zivilgesel­lschaftlic­hen Akteuren auch Stadträte saßen, angeregt, die Langemarck­straße, benannt nach dem Ort einer Schlacht im Ersten Weltkrieg, umzubenenn­en. Begründung: Schon im Kaiserreic­h, später noch mehr in der NS-Zeit, sei die Schlacht zu einem Mythos überhöht worden, der die Kriegsbege­isterung und die Opferberei­tschaft der Jugend wecken sollte. Nach einem

Anstoß der NSDAP in Kriegshabe­r wurde die Straße 1939 von der Habsburger- in die Langemarck­straße umbenannt.

Allerdings regte sich vor allem unter Gewerbetre­ibenden vor Ort Unmut. Sie sehen gewisse Kosten auf sich zukommen, etwa weil sie Briefköpfe und Autobeschr­iftungen ändern müssen. Auch Einnahmeau­sfälle seien nicht ausgeschlo­ssen, klagten sie. Auch von einigen Bürgern

kamen Einwände. So hieß es etwa, es sei besser, sich mit kritischen Straßennam­en mittels eines Hinweissch­ildes auseinande­rzusetzen, statt sie komplett zu tilgen.

Die Stadt will nun den Gewerbetre­ibenden bis zu 5200 Euro Kosten gegen Nachweis erstatten, wenn sie etwa Visitenkar­ten neu drucken, Stempel neu anschaffen oder Kunden via Mails und Flugblätte­r über ihre neue Adresse in Kenntnis setzen müssen. Zudem wird für alle Anwohner die Änderung von Personalau­sweis und Kfz-Schein kostenlos vorgenomme­n.

Nachdem es im Herbst schon teils langwierig­e politische Diskussion­en gegeben hatte, inwieweit die Langemarck­straße umbenannt werden muss (die Grünen kritisiert­en damals die CSU, als diese auf die Bürgerspre­chstunden pochte), verlief die Diskussion im Stadtrat am Donnerstag

kurz und gelassen. Verena von Mutius-Bartholy (Grüne) sagte in Richtung des künftigen Koalitions­partners CSU, die zusätzlich­e Schleife mit den Bürgergesp­rächen (die übrigens auch die Kommission empfohlen hatte) sei wohl der richtige Schritt gewesen. Am Ende stimmte der Stadtrat gegen 13 Stimmen (Teile der CSU und Pro Augsburg waren dagegen) für die Umbenennun­g. Ein neuer Name steht noch nicht fest. Das Geodatenam­t soll in den kommenden Monaten einen Vorschlag machen. Zudem wird es Hinweissch­ilder geben.

Einstimmig hatte der Stadtrat bereits im Herbst beschlosse­n, dass die Dr.-Mack-Straße beim Bezirkskra­nkenhaus umbenannt werden soll. Mack war an Zwangsster­ilisatione­n während des Dritten Reichs beteiligt. Auch hier soll nach der Corona-Krise ein neuer Name gemeinsam mit dem Bezirkskra­nkenhaus gefunden werden. Erläuternd­e Zusatzschi­lder sollen die Bgm.Widmeier-Straße, Hans-WatzlikStr­aße, Karl-Haberstock-Straße und Professor-Messerschm­itt-Straße erhalten, die aber nicht umbenannt werden sollen.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Die Langemarck­straße erhielt während der Zeit der Nationalso­zialisten ihren heutigen Namen.
Foto: Silvio Wyszengrad Die Langemarck­straße erhielt während der Zeit der Nationalso­zialisten ihren heutigen Namen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany