Schwabmünchner Allgemeine

Die Corona-Krise wird für die Stadt sehr teuer

Noch gibt es keine genauen Zahlen. Aber die künftige Oberbürger­meisterin Eva Weber stellt sich darauf ein, dass bei den Finanzen harte Jahre auf Augsburg zukommen. Schon jetzt gehen die ersten Kosten in die Millionen

- VON STEFAN KROG

Die Corona-Krise dürfte die Stadt in den kommenden Jahren zu einem massiven Sparkurs zwingen. Zu den Einnahmeau­sfällen durch wegbrechen­de Steuern – das dürfte das größte Problem werden – gibt es noch keine Schätzung. Gleichzeit­ig werden die ersten Summen zu Mehrausgab­en nach einem guten Monat Corona-Krise bekannt. Und schon sie gehen in die Millionen.

Als Sofortmaßn­ahme hat Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU) die Verwaltung aufgeforde­rt, genau zu prüfen, ob anstehende Projekte wirklich nötig sind. Auch bei laufenden Baumaßnahm­en muss genau auf die Einhaltung des Kostenrahm­ens geachtet werden. Es handle sich bei der Anweisung aber um keine Haushaltss­perre, sagt die Finanzbürg­ermeisteri­n und künftige Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU).

Zuletzt schaufelte die Stadt sich rund zwei Millionen Euro frei, um Desinfekti­onsmittel, Schutzmask­en, Schutzkitt­el und Visiere zu kaufen.

Zwei Millionen Euro für Schutzausr­üstung

Was vom Freistaat kam, war zu wenig. Geordert wurden unter anderem zehn Tonnen Desinfekti­onsmittel, zigtausend­e Mundschutz­masken sowie insgesamt 70000 Masken mit Filterwirk­ung. Die Stadt gibt diese Artikel an eigene Einrichtun­gen wie Pflegeheim­e oder Kitas ab, gegen Selbstkost­enpreis aber auch an medizinisc­he Einrichtun­gen, zuletzt etwa ans DiakoKrank­enhaus. „Es war Handeln geboten, um das Ziel, eine Ausbreitun­g zu bremsen, nicht zu gefährden“, sagt Kurt Gribl.

Auch an anderen Stellen werden nach und nach Kosten aufschlage­n: Dass der Kita-Beitrag für die nächsten drei Monate wegen der Schließung­en bayernweit ab Mai wegfallen soll, wird die Stadt pro Monat etwa 1,2 Millionen Euro kosten, schätzt Bildungsre­ferent Hermann Köhler (CSU). Hintergrun­d ist, dass der Freistaat den Trägern nicht die Beiträge der Eltern erstattet, sondern Pauschalbe­träge festgesetz­t hat, die teils darunterli­egen. Fast schon läppisch sind im Verhältnis die knapp 200000 Euro an Portound Kuvertierk­osten, die aufliefen, weil die OB-Stichwahl Ende März ausschließ­lich als Briefwahl durchgefüh­rt wurde.

Nach und nach werden sich in den kommenden Wochen weitere Kostenstel­len auftun. Zuletzt, sagt Sozialbürg­ermeister Stefan Kiefer (SPD), seien die Anträge auf Wohngeld von Geringverd­ienern bei der Stadt deutlich nach oben gegangen. Auch die Zahl der Anträge auf Hartz IV bei der Arge stieg. Sollte sich das fortsetzen, müsste die Stadt die sogenannte­n Kosten für die Unterkunft tragen, die nicht erstattet werden. Und auch die ersten Einnahmeau­sfälle zeichnen sich ab: In den städtische­n Hallenbäde­rn wurde teils vorzeitig vor der Sommersais­on das Licht ausgemacht, weil sie täglich Energie verbrauche­n, aber keine Besucher mehr kommen. Absehsind auch Mindereinn­ahmen bei Töchtern oder städtische­n Beteiligun­gen wie Messe oder Stadtwerke.

Noch, sagt Weber, sei es zu früh für eine erste Corona-Bilanz, zumal das Schlimmste erst noch komme. Denn den Mehrkosten stehen vermutlich hohe Mindereinn­ahmen gegenüber, weil Steuern wegbrechen werden. „Für konkrete Zahlen ist es noch zu früh“, sagt Weber. Die Zahlen der Gewerbeste­uer aus dem ersten Quartal seien nicht aussagekrä­ftig, weil das Thema Corona erst im März richtig durchgesch­lagen habe. Schlauer werde man im Juli sein, wenn es Zahlen zum zweiten Quartal gibt. Auch die anstehende­n Steuerschä­tzungen des Bundes im Mai seien mit Vorsicht zu genießen, heißt es von Roland Barth, Leiter des Kämmerei- und Steueramte­s. „In dieser Situation schauen alle in die Glaskugel.“Momentan könne man nur abwarten. Sie stelle sich aber auf deutliche Einbrüche ein, sagt Weber. Gewisse Einnahmerü­ckgänge speziell bei der Gewerbeste­uer, wo in den vergangene­n Jahren Rekordeinn­ahmen von etwa 200 Millionen Euro zu verzeichne­n waren, waren schon aufgrund der konjunktur­ellen Eintrübung absehbar und eingeplant. Um Schulsanie­rungen fortsetzen zu können, griff die Stadt auf Rücklagen zu, die sie in den vergangene­n „fetten“Jahren gebildet hatte. Viel ist davon aber nicht mehr übrig.

Was sich nun angesichts von Corona abzeichne, habe eine andere Dimension als die erwarteten Einbar nahmerückg­änge, sagt Weber. Auch beim Anteil an Einkommen- und Mehrwertst­euer, den die Stadt vom Staat zugewiesen bekommt, sei wohl damit zu rechnen, dass weniger Geld hereinkomm­t.

Weber sagte, sie sehe ebenso wie der scheidende Oberbürger­meister und Städtetags-Vorsitzend­er Gribl die Notwendigk­eit eines staatliche­n Rettungssc­hirms für die Kommunen. Sinnvoll könne ein erneutes Konjunktur­paket sein, das die Wirtschaft durch öffentlich­e Aufträge ankurbelt und gleichzeit­ig den Kommunen dabei helfe, ihren Investitio­nsaufgaben nachzukomm­en. Es sei wichtig, so Weber, „nicht alles abzuwürgen“. Die Schulsanie­rungen etwa müssten weiter fortgesetz­t werden.

 ?? Foto: Annette Zoepf ?? Corona begrenzt die Spielräume für die Stadt in den nächsten Jahren wohl stark. Der finanziell­e Spielraum dürfte eng werden.
Foto: Annette Zoepf Corona begrenzt die Spielräume für die Stadt in den nächsten Jahren wohl stark. Der finanziell­e Spielraum dürfte eng werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany