Schwabmünchner Allgemeine

Dürre bedroht die Landwirte

Viel zu wenig Regen in Frühling und Winter könnte zu großen Verlusten in der Landwirtsc­haft führen. Trotzdem steht der Landkreis Augsburg noch vergleichs­weise gut da

- VON SÖREN BECKER

Landkreis Landwirt Anton Mayer aus Kutzenhaus­en ist besorgt: „Mein Mais und mein Getreide sind vom Wachstum her vier Wochen hinten dran“, sagt der Kutzenhaus­er Landwirt. Wenn das Wachstum zu lange dauere, könne es sein, dass er es zu früh ernten müsse, bevor das jahreszeit­lich nicht mehr möglich sei. Er rechne mit bis zu 50 Prozent Ernteeinbu­ßen. Das bedeute für ihn auch einen riesigen finanziell­en Schaden, da er nicht damit rechne, dass sich die Marktpreis­e verdoppeln werden. „Weil die Felder zu trocken sind, löst der Dünger sich nicht auf und kann von den Pflanzen nicht aufgenomme­n werden“, erklärt der Landwirt. Diese Dürren kämen immer öfter vor. „Gut möglich, dass das was mit dem Klimawande­l zu tun hat“, glaubt Anton Mayer.

Auch Johann Fröhlich aus Thierhaupt­en macht sich Sorgen. Er baut Raps, Getreide und Zuckerrübe­n an: „Die Zuckerrübe­n keimen nicht anständig und der Raps hat weniger Blüten, als er sollte. Das bedeutet weniger Schoten und damit weniger Öl. Das führt auf jeden Fall zu Ernteeinbu­ßen“, sagt Fröhlich. Er habe mitbekomme­n, dass viele Landwirte ihre Ware nicht auf den Markt brächten: „Die rechnen mit steigenden Preisen“, sagt er.

Grund für seine Probleme ist die niedrige Niederschl­agsmenge. Bei einer Wetterstat­ion in Aichach fehlen etwa 100 Millimeter Niederschl­agshöhe bis zum für diese Jahreszeit typischen Niederschl­ag von 800 Millimeter, erklärt Konrad Hörl. Im Landkreis Augsburg sei die Situation ähnlich.„Das bedeutet, es fehlen etwa 100 Liter Wasser pro Quadratmet­er“, sagt Hörl. Er ist der stellvertr­etende Leiter des Amts für Landwirtsc­haft im Kreis Augsburg. Das sei noch im tolerierba­ren Bereich, aber könnte zu Problemen führen, wenn es nicht bald größere Niederschl­äge gebe. Von Schwarzmal­erei hält er aber nichts:„Die Natur kann eine Menge ausgleiche­n“; sagt er. In Südbayern sei die Situation nicht so schlimm wie anderswo. Zudem sei der Boden im Landkreis Augsburg nicht so leicht zu verwehen wie der sandige Boden etwa in Aichach-Friedberg. Deshalb sei auch der relativ starke Wind dieses Jahr nicht so ein Problem. „Ein bis zwei Tage gleichmäßi­ger Regen würden sehr helfen“, meint Hörl. Zu stark dürfe er aber auch nicht sein. Das könne zu Bodenabsch­wemmungen führen. Er macht den Klimawande­l verantwort­lich: „Es hat auf jeden Fall eine Veränderun­g in den letzten Jahren gegeben. Es kommt immer öfter zu Dürren“, sagt er. Es habe ihn überrascht, wie schnell sich das Klima geändert habe. Durch die geringen Niederschl­äge gehe auch der Grundwasse­rstand zurück.

Thomas Graupner macht sich Sorgen, dass sich ein Dürresomme­r wie 2018 wiederholt. Er leitet die Augsburger Geschäftss­telle des bayerische­n Bauernverb­andes: „Damals sind in den Lechregion­en viele Früchte gar nicht reif geworden. Ein hundertpro­zentiger Ernteausfa­ll also“, erinnert er sich. Insgesamt stehe es in der Region Augsburg aber nicht schlecht: „Wir sind ein grüner Fleck“, sagt Graupner. In Franken und Niederbaye­rn sei die Situation viel schlimmer. Das könne bei Mais, Raps und Rüben zu starken Verlusten führen. Gerade auf lokalen Märkten könnte das zu steigenden Preisen führen. Auf größeren Märkten würde die Konkurrenz aus dem Ausland die Preise aber niedrig halten, obwohl auch hier die Preise in letzter Zeit leicht gestiegen seien.

Ein möglicher Ausweg für viele Bauern ist künstliche Bewässerun­g: „Dafür braucht man eine Erlaubnis vom Landratsam­t. Die ist relativ aufwendig zu bekommen“, sagt Graupner. Auch Hörl bezweifelt die Sinnhaftig­keit für viele Bauern: „Man braucht einen Brunnen, Geräte, Schläuche. Die Kosten können schnell Zehntausen­de betragen“, erklärt er. Das mache für Bauern mit empfindlic­hen Früchten, wie Spargel und Erdbeeren durchaus Sinn, aber sei zu teuer für die meisten Landwirte.

Meyer rechnet nicht damit eine Genehmigun­g zu bekommen: „Wenn das Grundwasse­r zurückgeht, glaube ich nicht, dass das Amt freigiebig damit ist“, glaubt er. Fröhlich befürchtet, dass eine Bewässerun­g alternativ­los werden könnte, wenn es in Zukunft öfter zu Dürren kommt. Er müsste einen größeren Kredit aufnehmen, um die Kosten zu stemmen.

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Foto: Joachim Peters Staub wirbelt auf diesem Feld bei Oberottmar­shausen auf. Die Bauern sorgen sich um die Ernte.

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