„Völliger Blödsinn“
In der Region sind viele Funktionäre nicht damit einverstanden, die Saison im September fortzusetzen
Landkreis Den Fußballfreunden blutet das Herz, wenn sie bei schönstem Frühlingswetter die verwaisten Fußballplätze sehen. Die Amateurfußballer waren nach der langen Winterpause wieder richtig heiß darauf, dass die entscheidende Phase der Saison 2019/20 ab Mitte März startet. Doch dann stoppte die rasante Ausbreitung des Coronavirus auch den Fußball von der Bundesliga bis hinunter zu den untersten Klassen und den Jugendbereich. So bedauerlich das auch ist, herrscht bei den Vereinen im südlichen Landkreis ganz klar die Einsicht, dass es wichtigere Dinge als den Fußball gibt und wesentlich existenziellere Bereiche ebenfalls brach liegen. Da wegen der Kontaktbeschränkungen nicht mal ein gemeinsames Mannschaftstraining möglich ist, können sich die Fußballspieler nur durch individuelles Lauf- und Konditionstraining fit halten und sich bestenfalls zu zweit den Ball zuspielen.
Während die erste und zweite Bundesliga ab Mai die unterbrochene Saison mit Spielen ohne Publikum nur als Fernsehereignis zu Ende bringen will, ist das für den Amateurbereich keine Option. Der Vorstand des Bayerischen Fußballverband (BFV) hat am Donnerstag einstimmig beschlossen, die unterbrochene Spielzeit 2019/20 im Freistaat bis zum 31. August 2020 auszusetzen und danach ab 1. September 2020 – wenn durch staatliche Vorgaben möglich – auf sportlichem Wege zu Ende zu bringen.
„Wir wollen keine Geisterspiele, wir wollen keine juristischen Streitigkeiten, wir wollen den fairen Wettbewerb und Entscheidungen auf dem Platz – nicht am grünen Tisch. Da aktuell aber niemand mit Gewissheit sagen kann, ob tatsächlich ab dem 1. September 2020 wieder gespielt werden kann, brauchen wir eine Lösung mit größtmöglicher Flexibilität. Für den BFV gibt es genau aus diesem Grund auch keine Alternative zum Vorschlag, die aktuelle Saison in jedem Fall zu Ende zu spielen, sobald das wieder möglich ist“, hatte BFV-Präsident Rainer Koch bereits im Vorfeld der Entscheidung angekündigt und für den Vorstands-Vorschlag geworben: „Die Zeit ist nicht einfach, weil wir wissen, dass sämtliche Lösungen im Umgang mit dieser Saison Nebenwirkungen mit sich bringen. Natürlich auch unser Weg. Wir sind aber nach wie vor davon überzeugt, dass das vorgeschlagene Modell unter Abwägung aller Fragen die bestmögliche Lösung darstellt.“Zuvor hatten sich mehr als zwei Drittel der Klubs, die an einer BFV-Umfrage teilgenommen hatten, für diesen Vorschlag ausgesprochen.
Ganz so eindeutig ist die Zustimmung bei den Vereinen im Landkreissüden aber nicht. Vor allem Manfred Bock, Sportlicher Leiter beim Bayernligisten TSV Schwabmünchen, sprach sich dagegen aus und bezeichnete die BFV-Entscheidung „völligen Blödsinn“. Zur Begründung nannte er vor allem wirtschaftliche Erwägungen. „Unsere Verträge mit den Sponsoren enden am 30. Juni und darin sind ja die nachzuholenden Spiele schon enthalten und bezahlt. Wir können also im September keine neuen Verträge abschließen, wie dies bei einer neuen Saison der Fall wäre“, erklärt Bock und verweist darauf, dass die derzeit ruhenden Zahlungen an die Trainer und Spieler ab der Vorbereitung im August wieder aufgenommen werden müssen.
Auch Klaus Refle von der Fußball-Abteilungsleitung des Bezirksligisten TSV Bobingen sagt: „Wir waren für den Abbruch der laufenden Saison und für einen Neustart der Saison 2020/21 im September. Vor allem für die Jugendmannschaften ist es aber wichtig, dass überhaupt wieder gespielt werden kann.“
Anderer Meinung ist Cüneyt Celik vom Vorstandsgremium des SV Türkgücü Königsbrunn. „Wir haben dem BFV-Vorschlag zugestimmt, weil es sportlich fair wäre, diese Saison auszuspielen und die erreichten Tabellenplätze nicht zu annullieren“, sagt er und verweist dabei auf den klaren Bezirksligatabellenführer SV Cosmos Aystetten, dessen Aufstiegschancen dann zunichte gemacht würden. Dies trifft auch für den Kreisligisten SpVgg Langerringen zu, der sich mit dem zweiten Tabellenplatz noch berechtigte Aufstiegshoffnungen machen kann. Fußballabteilungsleiter Thomas Baumgartner sagt: „Wir würden gerne im September wieder spielen, stellen uns aber eher darauf ein, dass die Saison erst im Frühjahr 2021 weiter geht“. Den anderen Kreisligisten SpVgg Lagerlechfeld, FC Königsbrunn und der Reserve des TSV Schwabmünchen wäre der Abbruch dieser Saison und der Beginn der Saison 2020/21 im September lieber. „Man könnte ja auch nur die Tabellenersten aufsteigen und niemanden absteigen lassen“, schlägt Manfred Bock vom TSV Schwabmünchen vor.