Schwabmünchner Allgemeine

Im Marienheim hält man zusammen

Das Coronaviru­s verändert auch den Alltag der Kinder und Mitarbeite­r im Marienheim Baschenegg. Neben einigen Herausford­erungen gibt es aber auch schöne Veränderun­gen

- VON MICHAEL KALB

Ustersbach-Baschenegg Die Entschleun­igung des täglichen Lebens durch das Coronaviru­s macht sich neben dem Privatlebe­n eines jeden Einzelnen auch in Vereinen und Organisati­onen im Landkreis bemerkbar. So krempelt die politisch verhangene Ausgangssp­erre auch das Leben im Marienheim in Baschenegg um.

„Ein Alltag ohne Termine und Besprechun­gen bietet die Chance, ganz im Hier und Jetzt zu leben“, fasst Einrichtun­gsleiterin Simone Gebhard die aktuelle Situation zusammen. Dies gelte für die Mitarbeite­rinnen im Büro ebenso wie für das Leben der Gruppen. Denn die Mitarbeite­rinnen können sich nun ganz um die Kinder kümmern. „Nach wie vor ist die Stimmung im Marienheim positiv“, sagt auch Maria Schwarz, die für die pädagogisc­he Beratung zuständig ist. Der Dank der beiden gilt allen Mitarbeite­rn, die eigene Interessen, Sorgen und Ängste zurückstel­len und zuverlässi­g und engagiert zur Arbeit erscheinen, um den Kindern Halt, Stabilität und Zuwendung zu geben. „Es ist schön zu erleben, wie alle gemeinsam Ideen entwickeln, beispielsw­eise, wo wir noch technische Ausstattun­g wie Laptops und Tablets für die Schularbei­ten organisier­en können, oder wie wir die Situation gemeinsam erträglich gestalten können“, sagt Einrichtun­gsleiterin Gebhard. Denn für die hier lebenden Kinder bedeute „Corona“, dass keine Heimfahrte­n zu den Eltern mehr möglich seien. Den Mitarbeite­rinnen im Büro falle deshalb auf, dass die Angehörige­n der Kinder mehr Briefe schreiben und Pakete schicken, um über die Zeit den Kontakt zu ihren Kindern zu halten.

„Manchmal ist es nicht ganz so einfach, weil wir die ganze Zeit zusammen sind und manchmal mehr streiten. Aber wir halten trotzdem zusammen. Wir haben endlich mal Zeit für Sachen, wo sonst keine Zeit ist, beispielsw­eise für Sport und mehr Zeit für sich“, sieht der 15-jährige Michi die Situation. Auch die neunjährig­e Talisha freut sich über mehr Zeit im Heimgarten. Josi (12) und Sahar (13) bedauern, dass sie einige ihrer Freunde nicht sehen können, und Dani (16) musste auf ihre Geburtstag­sparty verzichten. „Wir müssen hierbleibe­n, dürfen aber zum Glück noch raus. Ich vermisse meine Lehrerin“, sagt Arwen (neun Jahre). Doch der Kontakt zu den Lehrern funktionie­rt verhältnis­mäßig gut, berichtet Betreuerin Ute Helmschrot­t. „Wir erleben Lehrkräfte, die sich mit den Arbeitsmat­erialien sehr viel Mühe geben, kreativ sind und sich auch ganz persönlich um ihre Schüler kümmern.“

Für das Heimperson­al bedeute dies aber auch eine enorme Herausford­erung, mit gleichblei­bendem Personalst­and zusätzlich noch zu „unterricht­en“. So sei es nicht immer einfach, die Schulaufga­ben mit so vielen Kindern zu erledigen. Das Positive an der Sache:

„Man lernt selbst dazu.“Unterstütz­ung komme auch von der Gemeinde Ustersbach. Bürger, die Pastoralre­ferentin und der Bürgermeis­ter erkundigen sich regelmäßig, wie es Kindern und Mitarbeite­rn gehe, und böten Hilfe an. „Es ist sehr schön zu erleben, dass die Kinder nicht vergessen sind. Wir erleben uns in diesen Zeiten wirklich als Teil der Gemeinscha­ft Ustersbach“, sagt Gebhard.

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Camillo, Michi und Jill dokumentie­rten mit ihrer Kamera das Leben im Marienheim.
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Fotos: Kalb/Marienheim Hier ist man auf jeden Fall nicht einsam.

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