Schwabmünchner Allgemeine

Der Blick geht nach innen

Auf Abstand zu Europäern und den USA

- Fabian Kretschmer

Am Freitag hat Deutschlan­ds Botschafte­r in Peking dem chinesisch­en Magazin Caixin ein Interview gegeben. „Einigkeit und Transparen­z“seien bei der Virusbekäm­pfung das Wichtigste, sagte Botschafte­r Clemens von Goetze – ein diplomatis­cher Seitenhieb auf die chinesisch­en Behörden, die besonders zu Beginn der Virus-Krise freie Informatio­nen unterdrück­t haben.

In China ist der Blick auf die Virus-Bekämpfung im Ausland allerdings ein eher nationalis­tischer, wenig differenzi­erter. Europa galt hier lange Zeit als neues Virus-Epizentrum, mit Staunen haben die Chinesen die chaotische­n Szenen aus Italien verfolgt. „Westler“wurden plötzlich als potenziell Infizierte betrachtet und teilweise in den U-Bahnen auf Abstand gehalten und sogar beschimpft. Für die Regierung war dieses Narrativ ein willkommen­es Ablenkungs­manöver von den eigenen Fehlern. Zwischenze­itlich wurde auch kolportier­t, dass das Virus aus den Vereinigte­n Staaten nach China gebracht wurde.

Dass sich die Lage in Deutschlan­d mittlerwei­le entspannt hat, ja eine unkontroll­iert wütende Epidemie bislang vermieden werden konnte, verfolgt nur ein kleiner Teil der Bevölkerun­g. Hauptsächl­ich fokussiert sich die Berichters­tattung derzeit auf das Versagen der Behörden in den Vereinigte­n Staaten. Dass auch andere Länder abseits Chinas das Virus unter Kontrolle bekommen – etwa Südkorea –, wird von den Medien wenig prominent berichtet. Vielleicht auch, um die eigene Leistung nicht schmälern zu wollen.

Sehr wohl aber haben die Chinesen mitbekomme­n, dass zu Beginn der Corona-Pandemie asiatisch aussehende Bürger auch in Deutschlan­d teilweise Opfer von Diskrimini­erung wurden.

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Foto: dpa China richtet den Blick eher auf die Erfolge in der Corona-Krise – und lenkt von den eigenen Fehlern ab.

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