Schwabmünchner Allgemeine

Fachmann für die Energiewen­de

Munan Jungermann lernt mit 40 Jahren einen neuen Beruf. Er will der Umwelt etwas Gutes tun

- VON MICHAEL KERLER WELTBÖRSEN­MIMMÜBERBL­ICK

Zusmarshau­sen Erneuerbar­en, klimafreun­dlichen Strom erzeugen, zum Beispiel auf dem eigenen Hausdach. Und diesen nicht nur am Tag nutzen, wenn die Sonne scheint, sondern auch in der Nacht, wenn es stockfinst­er ist. Klappt nicht? Doch. Dass dies klappt, ist eine der Hauptaufga­ben von Munan Jungermann, 40, und seiner Kollegen. Der Auszubilde­nde installier­t derzeit zusammen mit seinem

Team fast jeden

Tag einen neuen Batteriesp­eicher bei einem Kunden in der Umgebung, meist für Privatleut­e, die daheim eine Photovolta­ikanlage betreiben. Diese Batteriesp­eicher erlauben es, den Strom vom Dach für die dunklen Stunden verfügbar zu machen. Zum Beispiel um abends zu kochen oder fernzusehe­n.

Munan Jungermann erlernt derzeit den Beruf des Elektronik­ers für Energie- und Gebäudetec­hnik. Er arbeitet für den Handwerksb­etrieb Solartechn­ik Hörmann aus Zusmarshau­sen im Kreis Augsburg. Das Unternehme­n mit 18 Mitarbeite­rn hat sich auf die Installati­on von Solaranlag­en und Batteriesp­eichern spezialisi­ert. Zudem stattet es Häuser mit intelligen­ter Technik aus, um Energie zu sparen. Smart Home heißt dies. Jalousien gehen dann automatisc­h auf und zu, die Temperatur wird geregelt. Die Firmeninha­ber und Gründer Rita und Markus Hörmann setzen zudem immer stärker auf die Rolle von Wasserstof­f, wenn es um erneuerbar­e Energien geht. Die Idee ist es, überschüss­igen Strom der Photovolta­ikanlage zur Produktion von Wasserstof­f zu nutzen und die Energie damit für den Herbst und den Winter zu speichern. Mit dem Wasserstof­f lassen sich dann zum Beispiel wieder Wärme und Strom erzeugen. Ein Haus, in dem dies bereits funktionie­rt, bewohnen die Firmengrün­der selbst. „Es macht Spaß, in einem innovative­n Umfeld zu arbeiten“, sagt Munan Jungermann. „Nicht jedes Unternehme­n ist so innovativ unterwegs wie Hörmann mit dem autarken Wasserstof­fhaus.“

Der Tag beginnt für den Auszubilde­nden um sieben Uhr. Gerätschaf­ten und Werkzeug werden in das Handwerksa­uto geladen, dann geht es mit den erfahrenen Kollegen zu den Kunden. Die Stromspeic­her werden meist bereits dorthin geliefert. Den Speicher aufzustell­en, ein ungefähr kühlschran­kgroßes Gerät, geht meist am schnellste­n, sagt Jungermann. Die eigentlich spannende

ist die Einbindung in die Elektronik im Haus. Hier werden Kabel verlegt und Leitungen gezogen. Knifflig kann es manchmal sein, den Speicher an den Verteilerk­asten anzuschlie­ßen. Denn dort geht es angesichts der vielen Sicherunge­n häufig bereits eng zu. „Dann sind Ideen gefragt, aber gerade das macht ja an der Arbeit Spaß“, freut sich Jungermann.

Munan Jungermann stammt ursprüngli­ch aus dem Westerwald, sein Elternhaus ist deutsch-französisc­h und sein Name norwegisch. Nach dem Wirtschaft­sabitur hat er am „Bayerische­n Hof“Hotelfachm­ann gelernt und acht Jahre in der Schweiz gearbeitet. Jetzt, mit 40, lernt er zum zweiten Mal einen Beruf. Mit seiner Frau lebt er in Augsburg, diese ist beruflich in der Region fest verankert. Vor allem dass sein neuer Beruf dem Umwelt- und Klimaschut­z dient, überzeugt den Auszubilde­nden. „Es ist mir wichtig, etwas Sinnvolles im Leben zu tun, eine Sinnhaftig­keit im Tun zu erkennen“, sagt er. „Mit den regenerati­ven Energien ist das der Fall. Immer mehr Menschen wird klar, dass Kohle und Atom keine nachhaltig­en Lösungen sind.“

Wer sich für den Beruf interessie­rt, der müsse schwindelf­rei sein, berichtet Elektromei­ster Felix Hörmann, der Ausbilder von Munan Jungermann und Sohn der FirmenAufg­abe gründer ist. Schließlic­h gehört es zum Beruf, auf dem Dach Solaranlag­en zu installier­en und auf einem Gerüst nach oben zu steigen. „Wir achten darauf, dass unsere Azubis praktisch veranlagt und handwerkli­ch geschickt sind“, sagt zudem Firmengrün­der Markus Hörmann.

Zwei Azubis bildet Hörmann Solartechn­ik derzeit aus. Zu Beginn der Ausbildung zum Elektronik­er für Energie- und Gebäudetec­hnik wird vor allem Elektro-Grundwisse­n vermittelt, später geht es vertieft hinein in Themen wie Gebäudetec­hnik, Hausautoma­tion oder Kommunikat­ionsanlage­n.

Normalerwe­ise dauert die Ausbildung dreieinhal­b Jahre, Munan Jungermann konnte sie auf 24 Monate verkürzen. Im Juli könnte er seine Abschlussp­rüfung machen. Er hofft, dass der Zeitplan angesichts der Corona-Epidemie zu halten ist. Denn derzeit fällt an der Berufsschu­le der Unterricht aus und Jungermann lernt zu Hause. Sich nach der Lehre weiterzubi­lden – zum Meister oder Techniker – ist für ihn eine verlockend­e Perspektiv­e. Aber bereits heute ist er hochzufrie­den, noch einen zweiten Beruf gelernt zu haben: „Die Arbeit gibt mir ein gutes Gefühl“, sagt er. „Die körperlich­e Arbeit wärmt auf – und dazu kommt das wärmende Gefühl, etwas für die Umwelt zu tun“, sagt er.

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Foto: mke Bald Elektronik­er für Energie- und Gebäudetec­hnik: Munan Jungermann.

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