Schwabmünchner Allgemeine

Das vergessene Lachen der Maria Schell

Vor 15 Jahren starb die beliebte Schauspiel­erin. Ihre Tochter Marie Theres Kroetz-Relin erzählt vom bitteren Ende des Weltstars, der wechselvol­len Beziehung zur Mutter und was sie trotz der Probleme an ihr bewunderte

- VON JOSEF KARG

Wasserburg am Inn Sie war zu ihrer Zeit einer der wenigen deutschen Weltstars. Das mitreißend­e Lachen war ihre Visitenkar­te. Sie brillierte in „Die letzte Brücke“und „Die Brüder Karamasow“. Ernest Hemingway gratuliert­e ihr persönlich, als er sie in einer TV-Verfilmung seines Romans „Wem die Stunde schlägt“sah. Am Ende starb Schauspiel­erin Maria Schell mit 79 Jahren schwer krank und verarmt auf einer Alm in Kärnten.

Um an die großartige Karriere der gebürtigen Österreich­erin zu erinnern, hatte ihre Tochter Marie Theres Kroetz-Relin zu ihrem 15. Todestag an diesem Sonntag eine Kino-Retrospekt­ive mit Krimis ihrer Mutter geplant, die aber nun wegen der Corona-Krise ins Wasser fällt. „Ich wollte, dass man Maria Schell noch mal anders als in den bekannten Filmen sieht“, sagt die 53-Jährige, die in München geboren wurde, ebenfalls Schauspiel­erin ist und heute in Wasserburg am Inn lebt. „Aber ich kann das ja zu ihrem 95. Geburtstag im kommenden Jahr noch mal versuchen.“

Das Verhältnis zur Mutter war nicht immer ungetrübt. „Als Kind war meine Mama mein Ein und Alles“, erzählt Marie Theres KroetzReli­n im Gespräch mit unserer Redaktion. Als sie selbst jedoch im Filmgeschä­ft zu einer Konkurrent­in geworden sei, habe sich die Beziehung abgekühlt. „Da kam bei ihr Eifersucht hoch, die sich so hochschauk­elte, dass mein Onkel Maximilian (Schell, und meine Mutter mir beispielsw­eise einmal erklärten, ich soll die ,Golde

Anm. d. Red.)

ne Kamera’ nicht annehmen, weil meine Leistungen nicht gut genug dafür gewesen sind.“Sie selbst habe damals geheult, hätte aber den Preis trotzdem entgegenge­nommen. Inzwischen sei sie mit ihrer Mutter wieder im Reinen, sagt die Ex-Frau des Dramatiker­s und Schauspiel­ers Franz Xaver Kroetz.

Maria Schell hatte nach Darstellun­g der Tochter zwei Seiten. „Einerseits war sie die tolle und glänzende Karrierefr­au, anderersei­ts war sie ein liebendes Weibchen, das sich ihren Männern untergeord­net hat.“Auch von Kroetz-Relins ExMann habe Maria Schell geschwärmt: „Wenn es den Franzl zweimal geben würde, tät’ ich einen davon heiraten.“Auch die letzten Worte, die sie von ihrer Mutter gehat, seien nicht an sie, sondern an Kroetz gerichtet gewesen. Am Telefon habe die Mama, als sie schon sehr krank war und seine Stimme hörte, gesagt: „Servus Schatzi, wie geht es dir?“

Sie selbst habe ihre Mutter in den letzten Tagen vor ihrem Tod noch im Krankenhau­s gefüttert und sie so weit hochgepäpp­elt, dass sie nochmals nach Hause durfte. Dort sei sie dann kurz darauf friedlich gestorben. „Ich glaube, es war gut so.“

Kroetz-Relin widerspric­ht Medienberi­chten, dass ihre Mutter zuletzt an Alzheimer erkrankt gewesen sei: „Da wurde viel verdreht.“Maria Schell sei allerdings seit langem manisch-depressiv gewesen. Diese furchtbare Krankheit habe sie letztendli­ch auch in den finanziell­en

Ruin getrieben. „Am Ende sind nur mehr Schulden da gewesen. Darum musste ich auch ihr Erbe ablehnen.“

Kaum jemand habe die Krankheit damals verstehen und erkennen können. Sie und Kroetz hätten diese Persönlich­keitsentwi­cklung zwar erkannt, seien aber angefeinde­t worden, weil sie Maria Schell für gehört schäftsunf­ähig erklären lassen wollten. Denn die Schauspiel­erin tätigte während ihrer manischen Phasen ungezügelt Einkäufe. Einmal habe sie beispielsw­eise für damals 16000 Mark einen Privat-Helikopter bestellt, weil sie zu einer Theatervor­stellung zu spät dran war. Hinterher ist die Wohnung der Tochter, wo Maria Schell zwischenze­itlich lebte, irrtümlich vom Gerichtsvo­llzieher leer geräumt worden. Im Zuge ihrer Erkrankung habe ihre Mutter 16 Schlaganfä­lle gehabt, sagt Marie Theres Kroetz-Relin. „Jeder hat ein Kerzchen bei ihr ausgelösch­t.“

Doch Maria Theres Kroetz-Relin erinnert sich nicht nur an die schwierige­n Seiten, sondern auch an die wunderbare Begabung ihrer Mutter. „Sie war eine großartige Nachkriegs­schauspiel­erin und hat auch deswegen eine so steile Karriere gemacht, weil sie den Menschen im damals zerstörten Deutschlan­d Hoffnung geben konnte.“Es sei schade, dass die öffentlich­e Erinnerung an sie langsam verblasse.

Kroetz-Relin selbst probt derzeit an einem Theaterstü­ck, produziert von der Komödie im Bayerische­n Hof in München, und plant ein weiteres Buch mit Anekdoten über ihre berühmte Familie.

 ?? Fotos: Wolfgang Kühn/United Archives/Imago Images, Armin Weigel/dpa ?? Das Verhältnis war nicht immer ungetrübt: Maria Schell mit ihrer Tochter im Jahr 1972 und Marie Theres Kroetz-Relin heute. Die 53-jährige Schauspiel­erin lebt in Wasserburg am Inn.
Fotos: Wolfgang Kühn/United Archives/Imago Images, Armin Weigel/dpa Das Verhältnis war nicht immer ungetrübt: Maria Schell mit ihrer Tochter im Jahr 1972 und Marie Theres Kroetz-Relin heute. Die 53-jährige Schauspiel­erin lebt in Wasserburg am Inn.
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