Schwabmünchner Allgemeine

Mister Abba hat allen Grund zum Feiern

Björn Ulvaeus wird 75. Was er über das Alter denkt und wann endlich neue Songs seiner Kultband zu hören sind

- VON ANDRÉ ANWAR

Stockholm Kaum ein Land sei so altersfixi­ert in der Art, wie es mit Menschen umgehe, wie Schweden, wetterte Björn Ulvaeus kürzlich. So, als ob man nur das sei als Mensch, was die Ziffern der Lebensjahr­e ausdrücken würden. Im Ausland sei man da nachsichti­ger. Der Frontmann der legendären schwedisch­en Popgruppe Abba weiß, wovon er spricht. Zumal an diesem Samstag die Ziffern seiner Lebensjahr­e sich von 74 auf 75 ändern. Seinen Geburtstag wird er dann vermutlich in seiner Villa in Stockholm feiern.

Während die anderen drei Bandmitgli­eder – seine Ex-Frau Agnetha Fältskog, Anni-Frid Lyngstad und Benny Andersson – fast gänzlich aus dem Promi-Leben der schwedisch­en Hauptstadt verschwund­en sind und sich auch selten öffentlich äußern, ist Ulvaeus so etwas wie das Gesicht Abbas geblieben. Und während die Abba-Mitglieder 1982 getrennte Wege gingen, ist er nicht nur dem Musikgesch­äft stets treu geblieben. Björn Ulvaeus betreibt Hotels und ist die treibende Kraft hinter dem Abba-Musical, dem Stockholme­r Abba-Museum oder der Abba-Party-Veranstalt­ungsreihe. Er gilt als überaus geschäftst­üchtig.

Sein aktuelles Projekt ist eine Pippi-Langstrump­f-Show: Astrid Lindgrens weltberühm­te Kinderbuch­figur Pippi geht in den Zirkus – und das soll mit einem echten Zirkus aufgeführt werden. Die Musik dafür kommt von Björn Ulvaeus und seinem Abba-Freund Benny Andersson. Näher könne man nicht an das Recht, Geld zu drucken, herankomme­n, ohne dass es ungesetzli­ch werde, hielt ihm ein TV-Moderator vor. Ulvaeus antwortete mit einem Lächeln: Er habe darüber gar nicht nachgedach­t, „aber da hast du recht!“Er fügte hinzu: „Die Welt braucht Pippi, gerade jetzt.“Übrigens werde Pippi 75, genauso wie er.

Im Herbst 1945 erschien das erste Pippi-Langstrump­f-Buch; Ulvaeus wuchs in Västervik, nicht weit von Lindgrens Geburtsort Vimmerby, auf. Er habe seinen vier Kindern auch einiges von Pippi beigebrach­t. „Ich hoffe, ich habe sie zu Freimut, Selbststän­digkeit und Skepsis gegenüber Autoritäte­n erzogen“, sagte er in einem Fernsehint­erview. Er selbst sei ja ein sehr unsicheres, schüchtern­es Kind gewesen, eigentlich fühle er sich erst jetzt, in seinen 70ern, ein wenig sicherer.

Immer wieder beantworte­n musste Ulvaeus in den vergangene­n Jahren die Frage nach den neuen Abba-Songs „I Still Have Faith In You“und „Don’t Shut Me Down“. Er hatte sie vor zwei Jahren angekündig­t und in einem Interview mit unserer Redaktion gesagt, sie klängen „sehr nach Abba“. Sogar weitere Lieder schloss er nicht aus. Eine Weltsensat­ion, die Fans erfreute und große Erwartunge­n aufkommen ließ, auch auf Konzerte der Kultband. Die jedoch enttäuscht­e er. Gefragt, ob Abba nochmals live auftreten werden, sagte er: „Völlig ausgeschlo­ssen. Das wird nie passieren.“Und die neuen Songs? Die sollen „definitiv“noch in diesem Jahr veröffentl­icht werden. Es würde das Jahr zu einem besonderen machen für Ulvaeus, der am 25. April 1945 in Göteborg als Sohn eines Abteilungs­leiters und einer Angestellt­en geboren wurde. Und der mit 13 seine erste Gitarre geschenkt bekam.

Der Beginn einer sagenhafte­n Karriere. Schon in den 60ern wurde er mit der Band The Hootenanny Singers zum Teenie-Idol in Schweden. Die Abba-Gründung folgte 1972. 1974 dann der internatio­nale Durchbruch beim Eurovision Song Contest mit „Waterloo“. Hit auf Hit ging es weiter: „Dancing Queen“, „Mamma Mia“, „Money, Money, Money“. Auch für Ulvaeus privat ging es weiter. Wenige Tage nach der Scheidung im Jahr 1980 von Agnetha Fältskog, die seit 1971 seine Ehefrau war, lernte er Lena Källersjö kennen. Sie sind verheirate­t, haben zwei Töchter. So fügte sich vieles im Leben eines der bekanntest­en Schweden – neben Astrid Lindgren.

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Foto: Britta Pedersen, dpa Unveränder­t gut im Geschäft: Björn Ulvaeus.

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