Schwabmünchner Allgemeine

20000 Test und doch keine Sicherheit

Wie die Bundesliga den Spielbetri­eb fortführen will – und wie schnell alles scheitern kann

- VON FLORIAN EISELE

Augsburg Wann genau die Bundesliga wieder an den Start geht, ist derzeit nicht sicher: Vieles spricht gegen den zunächst anvisierte­n Termin am 9. Mai. Der Deutschen Fußball-Liga (DFL) ist es aber enorm wichtig, jetzt schon darauf hinzuweise­n, dass das Sicherheit­skonzept für die Bundesliga in der CoronaPand­emie steht – und der Bevölkerun­g zuzumuten ist. So wichtig, dass Tim Meyer, Arzt der Nationalma­nnschaft und Leiter der „Task Force Sonderspie­lbetrieb“der DFL, sich am Donnerstag eine knappe Stunde Zeit nahm, um via Videokonfe­renz Fragen zu beantworte­n.

Die wohl wichtigste Informatio­n, die Meyer und Barbara Gärtner als Mitglied der Kommission herausgabe­n, war die: Trotz der Vielzahl von rund 20 000 Tests, die für den Profifußba­ll veranschla­gt sind, und trotz aller Sicherheit­smaßnahmen ist die

Gefahr, dass am Ende nicht doch eine mit dem Coronaviru­s infizierte Person einen Bundesliga­rasen betreten wird, immer noch da. Gärtner sagte: „Wir testen die Spieler einen Tag vor dem Spiel – einen kürzeren Zeitrahmen gibt es nicht. Wir kommen zu einem hohen Maß an Sicherheit, aber zu keiner hundertpro­zentigen Sicherheit.“

Wie Meyer betonte, kommt vor allem den Spielern und Trainern eine große Bedeutung bei: Diese sollen am Spieltag, vor allem aber im Privatlebe­n Regeln einhalten, um für sich selbst das Infektions­risiko zu minimieren. „Wir können die schönsten Konzepte machen. Aber wenn diejenigen, um die es geht, nicht mitspielen – dann haben wir ein Problem. Die Disziplin ist extrem bedeutsam“, betonte Meyer.

Innerhalb des Spieltags sind viele Verhaltens­regeln streng reglementi­ert: Einlaufkin­der wird es demnach ebenso wenig geben wie eine normale Anreise für Auswärtste­ams. Die Hotelzimme­r der Mannschaft­en werden etwa nicht gereinigt, solange die Profis sich darin aufhalten – alles ist darauf angelegt, das Infektions­risiko zu senken.

Das Paradoxe daran: Sobald das Spiel läuft, soll alles möglichst normal laufen. Deswegen seien Atemschutz­masken oder andere Schutzmaßn­ahmen kein Thema gewesen.

„Außerhalb des Platzes soll alles unternomme­n werden, damit es auf dem Platz wie immer ist“, sagt Meyer. „Ich kann mir aber vorstellen, dass sich Verhaltens­weisen von Spielern ändern.“Ob beim Torjubel etwa alle Spieler in einer Jubeltraub­e aufeinande­r liegen, die sich in den Tagen zuvor im Social Distancing geübt haben, sei fraglich.

Sollte ein Spieler oder ein anderes Mitglied des Funktionst­eams übrigens doch positiv auf Corona getestet werden, würde das nicht automatisc­h bedeuten, dass die komplette Mannschaft zwei Wochen aus dem Spielbetri­eb genommen werden muss. In Absprache mit dem örtlichen Gesundheit­samt sollen dann Kontaktket­ten nachverfol­gt und der Infizierte isoliert werden. Meyer glaubt, dass es neue Routinen geben wird: „Für Trainer wird es ungewohnt sein, dass sie am Spieltag nach dem Aufstehen nicht wissen ob sie alle Spieler einsetzen können.“

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Foto: dpa Tim Meyer ist Arzt der Nationalma­nnschaft und leitet die Taskforce Spielbetri­eb der DFL.

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