Maibäume fallen wegen Corona heuer flach
Ausgelassene Feiern am geschmückten Baum wird es im Augsburger Land nicht geben. Fast alle Kommunen verzichten auf den Brauch. Für berüchtigte Scherze in der Freinacht gibt es klare Regeln
Landkreis Augsburg Das hat es wohl noch nie gegeben. Wo in der Mainacht normalerweise ausgelassen gefeiert wird, herrscht heuer gähnende Leere. Auch die Maifeiern werden wegen der aktuellen Corona-Regelungen abgesagt. Auf das Aufstellen von Maibäumen verzichten die allermeisten Gemeinden – auch, wenn das theoretisch möglich ist. Wie das Landratsamt mitteilt, dürfen die Bäume nur mit Kran und ohne Ansammlung von Menschen aufgestellt werden. Mit dem eigentlichen Brauch hat das allerdings nur noch wenig zu tun.
Deshalb verzichten die meisten Kommunen heuer ganz auf einen Maibaum. Weder in den Städten Bobingen, Schwabmünchen und Königsbrunn noch in fast allen Gemeinden wird heuer offiziell ein Maibaum aufgestellt. „Alles abgesagt“, hießt es aus den Rathäusern und Verwaltungsgemeinschaften.
Immerhin eine Mini-Lösung gibt es in Langerringen. Dort wird der große Maibaum am Rathaus zwar nicht aufgestellt, denn am Kran müssen mindestens fünf Leute vom Burschenverein bei der Befestigung im Bodenschacht mithelfen, was ja nicht zulässig ist. Es gibt allerdings einen Mini-Maibaum beim Kindergarten, der wie jedes Jahr vom Burschenverein angefertigt wird. Die Aufstellung erfolgt aber ohne jedes Aufsehen und ohne Zuschauer mit geringstem Personaleinsatz.
In Großaitingen wurde die Maifeier des Burschenvereins ebenso abgesagt wie die Maifeier am Rathausplatz in Graben. Hier wird der Maibaum nur alle drei Jahre aufgestellt, das wäre aber heuer der Fall gewesen. Der alte Maibaum wurde schon abgebaut, somit gibt es in diesem Jahr keinen Maibaum. In Königsbrunn wurde der alte Maibaum beim Sturm beschädigt und deshalb entfernt. Da keine Maifeier stattfinden darf, wird auch kein neuer Maibaum aufgestellt.
Auch in den Stauden gibt es keine Maifeiern. In Walkertshofen hätte es sogar eine Premiere geben sollen. Die freiwillige Feuerwehr wollte gemeinsam mit dem Verein für Gartenbau und Landespflege den Maibaum am neuen Standort neben dem umgebauten Lagerhaus in Walkertshofen aufstellen und mit einem großen Maifest feiern.
Besonders die Orte, in denen der Maibaum traditionell ohne große Maschinen aufgebaut wird, treffen die Corona-Regeln hart. Doch auch
wo seit Jahren mit einem Kran gearbeitet wird, verzichten die meisten Orte auf einen Baum. Zum Beispiel in Gablingen, erzählt Biobauer Franz Rotter. In seiner Lagerhalle wird der Maibaum traditionell geschnitzt und verziert. Abwechselnd halten die Menschen aus dem Ort Nachtwache und passen auf, dass der Baum nicht geklaut wird – so der Brauch. „Wir hoffen, dass diese Tradition nächstes Jahr wieder fortgeführt werden kann“, sagt Landwirt Rotter.
Weil es heuer kaum Maibäume zu bestaunen gibt, verzichtet die Schlossbrauerei Unterbaar auf ihren Wettbewerb. Schließlich mache die Corona-Krise eine gebührende Feier des Gewinners heuer unmöglich, teilt die Brauerei mit. Die Maibäume sind nicht der einzige Brauch im Augsburger Land, den der Erste Mai mit sich bringt. Die Freinacht wird traditionell zu allerlei Streichen genutzt. Kinder ziehen durch die Straßen und erlauben sich den ein oder anderen Spaß. So lange das im gesetzlichen Rahmen bleibt, spricht dagegen auch heuer nichts, betont eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Schwaben Nord. Dennoch gelten auch in der Mainacht die aktuellen Corona Regeln. Konkret heißt das: Eine Gruppe von Kindern, die nicht in einem Haushalt leben, darf auch in der Freinacht nicht um die Häuser ziehen. Sind hingegen nur zwei Kinder zusammen und mit Abstand unterwegs, sei das in Ordnung. Auch Familien können in der Mainacht – wie an jedem anderen Tag – gemeinsam einen Spaziergang machen. Wie jedes Jahr werde die Polizei in der Mainacht verstärkt unterwegs sein, sagt die Sprecherin. Im Fokus steht dabei auch das Eindort, halten der Ausgangsbeschränkungen. Wie man das beste aus den derzeitigen Einschränkungen machen kann, zeigt ein Blick nach Ehingen. Der Obst- und Gartenbauverein hat dort die Aktion „Masken nähen statt Maikränze binden“ins Leben gerufen. Die Vorsitzende des Vereins ist Handarbeitslehrerin und gibt Tipps. Die Masken werden den Bürgern dann kostenlos zur Verfügung gestellt.