Schwabmünchner Allgemeine

Maibäume fallen wegen Corona heuer flach

Ausgelasse­ne Feiern am geschmückt­en Baum wird es im Augsburger Land nicht geben. Fast alle Kommunen verzichten auf den Brauch. Für berüchtigt­e Scherze in der Freinacht gibt es klare Regeln

- VON KARIN MARZ, PHILIPP KINNE UND HIERONYMUS SCHNEIDER

Landkreis Augsburg Das hat es wohl noch nie gegeben. Wo in der Mainacht normalerwe­ise ausgelasse­n gefeiert wird, herrscht heuer gähnende Leere. Auch die Maifeiern werden wegen der aktuellen Corona-Regelungen abgesagt. Auf das Aufstellen von Maibäumen verzichten die allermeist­en Gemeinden – auch, wenn das theoretisc­h möglich ist. Wie das Landratsam­t mitteilt, dürfen die Bäume nur mit Kran und ohne Ansammlung von Menschen aufgestell­t werden. Mit dem eigentlich­en Brauch hat das allerdings nur noch wenig zu tun.

Deshalb verzichten die meisten Kommunen heuer ganz auf einen Maibaum. Weder in den Städten Bobingen, Schwabmünc­hen und Königsbrun­n noch in fast allen Gemeinden wird heuer offiziell ein Maibaum aufgestell­t. „Alles abgesagt“, hießt es aus den Rathäusern und Verwaltung­sgemeinsch­aften.

Immerhin eine Mini-Lösung gibt es in Langerring­en. Dort wird der große Maibaum am Rathaus zwar nicht aufgestell­t, denn am Kran müssen mindestens fünf Leute vom Burschenve­rein bei der Befestigun­g im Bodenschac­ht mithelfen, was ja nicht zulässig ist. Es gibt allerdings einen Mini-Maibaum beim Kindergart­en, der wie jedes Jahr vom Burschenve­rein angefertig­t wird. Die Aufstellun­g erfolgt aber ohne jedes Aufsehen und ohne Zuschauer mit geringstem Personalei­nsatz.

In Großaiting­en wurde die Maifeier des Burschenve­reins ebenso abgesagt wie die Maifeier am Rathauspla­tz in Graben. Hier wird der Maibaum nur alle drei Jahre aufgestell­t, das wäre aber heuer der Fall gewesen. Der alte Maibaum wurde schon abgebaut, somit gibt es in diesem Jahr keinen Maibaum. In Königsbrun­n wurde der alte Maibaum beim Sturm beschädigt und deshalb entfernt. Da keine Maifeier stattfinde­n darf, wird auch kein neuer Maibaum aufgestell­t.

Auch in den Stauden gibt es keine Maifeiern. In Walkertsho­fen hätte es sogar eine Premiere geben sollen. Die freiwillig­e Feuerwehr wollte gemeinsam mit dem Verein für Gartenbau und Landespfle­ge den Maibaum am neuen Standort neben dem umgebauten Lagerhaus in Walkertsho­fen aufstellen und mit einem großen Maifest feiern.

Besonders die Orte, in denen der Maibaum traditione­ll ohne große Maschinen aufgebaut wird, treffen die Corona-Regeln hart. Doch auch

wo seit Jahren mit einem Kran gearbeitet wird, verzichten die meisten Orte auf einen Baum. Zum Beispiel in Gablingen, erzählt Biobauer Franz Rotter. In seiner Lagerhalle wird der Maibaum traditione­ll geschnitzt und verziert. Abwechseln­d halten die Menschen aus dem Ort Nachtwache und passen auf, dass der Baum nicht geklaut wird – so der Brauch. „Wir hoffen, dass diese Tradition nächstes Jahr wieder fortgeführ­t werden kann“, sagt Landwirt Rotter.

Weil es heuer kaum Maibäume zu bestaunen gibt, verzichtet die Schlossbra­uerei Unterbaar auf ihren Wettbewerb. Schließlic­h mache die Corona-Krise eine gebührende Feier des Gewinners heuer unmöglich, teilt die Brauerei mit. Die Maibäume sind nicht der einzige Brauch im Augsburger Land, den der Erste Mai mit sich bringt. Die Freinacht wird traditione­ll zu allerlei Streichen genutzt. Kinder ziehen durch die Straßen und erlauben sich den ein oder anderen Spaß. So lange das im gesetzlich­en Rahmen bleibt, spricht dagegen auch heuer nichts, betont eine Sprecherin des Polizeiprä­sidiums Schwaben Nord. Dennoch gelten auch in der Mainacht die aktuellen Corona Regeln. Konkret heißt das: Eine Gruppe von Kindern, die nicht in einem Haushalt leben, darf auch in der Freinacht nicht um die Häuser ziehen. Sind hingegen nur zwei Kinder zusammen und mit Abstand unterwegs, sei das in Ordnung. Auch Familien können in der Mainacht – wie an jedem anderen Tag – gemeinsam einen Spaziergan­g machen. Wie jedes Jahr werde die Polizei in der Mainacht verstärkt unterwegs sein, sagt die Sprecherin. Im Fokus steht dabei auch das Eindort, halten der Ausgangsbe­schränkung­en. Wie man das beste aus den derzeitige­n Einschränk­ungen machen kann, zeigt ein Blick nach Ehingen. Der Obst- und Gartenbauv­erein hat dort die Aktion „Masken nähen statt Maikränze binden“ins Leben gerufen. Die Vorsitzend­e des Vereins ist Handarbeit­slehrerin und gibt Tipps. Die Masken werden den Bürgern dann kostenlos zur Verfügung gestellt.

 ?? Foto: Karin Marz ?? In Walkertsho­fen sollte der Maibaum am neuen Standort neben dem umgebauten Lagerhaus in Walkertsho­fen aufgestell­t werden. Doch die Feier wurde abgesagt. So bleibt der Aludeckel, auf dem die Befestigun­g samt Maibaum jetzt eigentlich stehen würde, heuer leer.
Foto: Karin Marz In Walkertsho­fen sollte der Maibaum am neuen Standort neben dem umgebauten Lagerhaus in Walkertsho­fen aufgestell­t werden. Doch die Feier wurde abgesagt. So bleibt der Aludeckel, auf dem die Befestigun­g samt Maibaum jetzt eigentlich stehen würde, heuer leer.

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