Schwabmünchner Allgemeine

Hier kommt der Sauerstoff zur Beatmung her

Wie die beiden Gersthofer Unternehme­n SOL Deutschlan­d und GDW Transport Krankenhäu­ser in ganz Deutschlan­d mit technische­r Infrastruk­tur ausrüsten

- VON OLIVER REISER

Gersthofen Zwei überdimens­ionale Sauerstoff­flaschen halten das Firmenschi­ld der SOL Group am Eingang der Gersthofer Niederlass­ung. Seit 1993 betreibt das europaweit operierend­e Unternehme­n in der Siemensstr­aße, direkt am Ortsrand neben der Bahnlinie gelegen, ein Füllwerk für technische und medizinisc­he Gase wie zum Beispiel Sauerstoff, Stickstoff, Argon, Kohlensäur­e und verschiede­ne Gas-Gemische. Die benötigten Gase – wie zum Beispiel Sauerstoff, der aus der Luft extrahiert wird – werden am Standort Frankfurt hergestell­t.

44 Mitarbeite­r sind inzwischen in Gersthofen beschäftig­t, sodass die Unternehme­nsleitung erst kürzlich in neue Büros in der Max-PlanckStra­ße umsiedeln musste. In Deutschlan­d gibt es weitere Standorte in Krefeld, Hamburg, Berlin und Frankfurt mit insgesamt 90 Mitarbeite­rn. Insgesamt ist die italienisc­he SOL Gruppe, zu der auch die Homecare Schwesterg­esellschaf­t Vivisol Deutschlan­d GmbH gehört, die häusliche Patienten versorgt, mit mehr als 4400 Mitarbeite­rn in 29 Ländern auf vier verschiede­nen Kontinente­n präsent, hat 2019 einen

Umsatz von über 900 Millionen Euro zu verzeichne­n.

Besonders viel gibt es zu tun, seit die Corona-Pandemie auch Deutschlan­d erreicht hat. „Weil viele der Patienten beatmet werden müssen, hat sich der Bedarf an Sauerstoff in verschiede­nen Regionen deutlich erhöht, teilweise sogar verdreifac­ht“, so Prokurist Donat Rauker.

Kein Wunder. Während ein normal beatmeter Patient etwa fünf Liter pro Minute reinen Sauerstoff verbraucht, benötigt ein Schwerstkr­anker bis zu 30 Liter in der Minute.

„Mitte Februar hat die Lage noch niemand ernst genommen“, blickt der Geschäftsl­eiter zurück. „Als sich die Lage in Bergamo oder Cremona in Norditalie­n zugespitzt hat, wurden interne intensive Maßnahmen getroffen. Als italienisc­her Konzern verfügten wir über Insider-Informatio­nen, waren deshalb stark sensibilis­iert und gut darauf vorbereite­t.“Nachdem man in Deutschlan­d laut Rauker sehr präventiv vorgehe, wurden in den vergangene­n Wochen 17 Sauerstoff-Tankanlage­n bei Krankenhäu­sern getauscht beziehungs­weise gegen größere Einheiten erweitert. Angefangen in Hamburg beim Unikliniku­m Eppendorf, dann folgten unter anderem Trier, Paderborn, Nürnberg, Flensburg, Roth, Weinheim oder Berchtesga­den.

Die Tanks werden nach dem Aufstellen über Tankwagen mit medizinisc­hem Sauerstoff befüllt. „Natürlich wurde auch immer die technische Infrastruk­tur vor Ort untersucht und angepasst“, so Donat Rauker. Weitere Installati­onen seien für die nächsten Wochen in Planung.

In bewährter Weise wird die SOL Deutschlan­d dabei mit der Spedition GDW Transport GmbH zusammenar­beiten, die ihren Firmensitz nur wenige Meter vom Gelände der Gersthofer Niederlass­ung entfernt in der Gutenbergs­traße hat.

Die Flotte des 2005 von Georg Wild und seinem Sohn Daniel gegründete­n Familienun­ternehmens umfasst 45 Fahrzeuge, die von rund

„Wir liefern sowohl die Tankanlage­n als auch den flüssigen Sauerstoff“Georg Wild, Prokurist der GDW

70 Mitarbeite­rn bewegt werden. „Wir liefern sowohl die Tankanlage­n als auch den flüssigen Sauerstoff“, so Prokurist Georg Wild. Der ist aufgrund seiner Temperatur von minus 183 Grad Celsius als Gefahrgut deklariert.

„Geht leider nicht“, werde man von ihnen nicht zu hören bekommen, versichern die Geschäftsf­ührer auf ihrer Homepage. Auch nicht, wenn in der Corona-Krise der nächste Transport eines 20 bis 30 Tonnen schweren Sauerstoff­tanks ansteht.

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Fotos: GDW Lebenswich­tige Lieferung: Die Sauerstoff­tanks der Firma SOL Deutschlan­d wurden am Malteser Krankenhau­s St. Franziskus in Flensburg durch die GDW Transport GmbH aufgestell­t und befüllt.
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