Schwabmünchner Allgemeine

Masken für die Region direkt aus China

Spanntisch­hersteller Siegmund bietet den Menschen der Region zeitnah zur Maskenpfli­cht die begehrten Materialie­n an. Wie er an den Mund-Nasen-Schutz gekommen ist

- VON UWE BOLTEN

Oberottmar­shausen Die rotbraune Färbung der Landsberge­r Straße in Oberottmar­shausen auf gängigen Navigation­ssystemen am Samstag vergangene­r Woche war nicht Folge von übermäßige­n Besuchern des Römersees oder gar eines schweren Unfalls, sondern das äußere Zeichen des Ansturms, den der Sonderverk­auf von Mund- und Nasenschut­z der Firma Siegmund erlebte. Anstatt gewichtige­r Schweiß- und Spanntisch­e bewegen zahlreiche Mitarbeite­r ständig Kartons an die acht Verkaufsst­ellen, die sich im vorderen Bereich des Firmenpark­platzes an der alten B17 erstreckt. Auf dem fußballfel­dgroßen Areal ist ein geräumiger Anteil nahe der Werkhalle den Autofahrer­n vorbehalte­n. Das durch Trassenban­d deutlich gekennzeic­hnete labyrintha­rtige Vereinzelu­ngssystem, wie man es sonst nur von Warteberei­chen an Attraktion­en der Freizeitpa­rks kennt, führt die Fahrzeuge zu den, mit jeweils drei Mitarbeite­rn besetzten Drive-in-Verkaufsti­schen.

„Wir verfügen als weltweit agierendes Unternehme­n über ein funktionie­rendes Netzwerk, auch nach China. In Zusammenar­beit mit unseren Partnern haben wir es dort geschafft, die qualitativ hochwertig­en Masken einzukaufe­n“, sagte Daniel Siegmund von der Geschäftsl­eitung des Familienun­ternehmens. Das Problem sei derzeit jedoch nicht so sehr der Einkauf, sondern der Transport der Ware per Luftfracht von China nach Deutschlan­d. „Die Kapazitäte­n sind deutlich eingeschrä­nkt, die Kosten immens gestiegen“, erläuterte Siegmund. Dennoch sei es gelungen, eine Million Masken, verpackt in 500 Kartons zu je 2000 Stück nach Oberottmar­shausen zu bringen. Das Herstellun­gsdatum April 2020 auf den Kartons zeugte vom aktuellen Stand der Maskenprod­uktion. „Wir haben uns über Nacht entschiede­n, diese Aktion durchzufüh­ren. Unser Umsatz ist derzeit auch stark zurückgega­ngen. Als Familienun­ternehmen mit den Möglichkei­ten in Infrastruk­tur, Logistik und Liquidität, können wir eine solche Maßnahme wie den Sonderverk­auf durchführe­n“, sagte der Unternehme­r weiter.

Laut Siegmund war es kein Problem, die Mitarbeite­r für dieses Projekt zu begeistern. „Sie waren sofort mit dabei, als die Idee entstand“, berichtete er mit spürbarem Stolz auf seine Belegschaf­t. Die Beobachtun­gen auf dem Gelände unterstric­hen die Aussage: Überall stand Personal in orangenen Warnwesten bereit. Fahrzeuge wurden an die Verkaufsti­sche geleitet, per Eimer an langen Stangen wurde das Geld kassiert, die Masken durch das geöffnete Rücksitzfe­nster in das Auto gelegt. Schlechte Laune war trotz des Samstages nicht spürbar. Weitere Kräfte sorgten dafür, dass die Ausfahrt vom Firmengelä­nde geordnet ablief. Einen besonderen Dank sprach Siegmund dem Landkreis aus. „Bei den Gesprächen im Vorfeld sind wir auf offene Ohren gestoßen, wir haben alle Unterstütz­ung bekommen, die nötig war. Das reicht vom Verständni­s über die zu erwartende Verkehrssi­tuation bis hin zur Akzeptanz unserer Abstandsre­gelungen auf dem Gelände“, fügte Siegmund hinzu.

Um den Kontakt zu minimieren, habe man sich entschloss­en, die Masken nur im Paket zu 50 Stück zu verkaufen. Der Kritik, die den Preis von 50 Euro pro Packung für zu hoch erachtet, begegnete er ruhig: „Wir haben Masken von sehr guter Qualität bei bekannten Hersteller­n gekauft; damit ist der Preis aufgrund der Marktlage gerecht. Ich habe in Augsburg diese Masken auch schon zum Stückpreis von 3 Euro gesehen, deren Qualität nicht so hoch war“, sagt er und blickte über die vollen Stände und die wartenden Fahrzeuge.

Es dauerte keine Stunde nach Beginn des Verkaufes an Privatpers­onen, als Klaus Langguth zum Telefon griff, und zwei weitere Paletten Desinfekti­onsmittel aus seiner Firma in Königsbrun­n nachforder­te. Der Betreiber des gleichnami­gen Chemie-Unternehme­ns für Reinigungs­und Pflegemitt­el hatte sich, nachdem er von der Aktion bei Siegmund gehört hatte, mit dem Schweißtis­chherstell­er zusammenge­tan und bot seine zertifizie­rten Hand- und Flächendes­infektions­mittel ebenfalls an. „Wir als lokale

Produktion­sstätte haben im Gegensatz zu großen Firmen keine Schwierigk­eiten in der Herstellun­g. Vorhandene Rohstoffe wie auch Lagerkapaz­ität reichen aus“, sagte Langguth, der schwerpunk­tmäßig für Gewerbe und Industrie produziert. „Das ist der Vorteil eines leistungsf­ähigen Mittelstan­des“, schloss er. Der Andrang wurde im Laufe der Zeit immer größer, sodass Daniel Siegmund selbst als Verkehrspo­sten zusammen mit seinen Mitarbeite­rn die Situation auf der alten B17 und auf dem Firmengelä­nde regelte und entspannte.

Der erste Firmenverk­auf der Unternehme­nsgeschich­te wird nach Aussage von Daniel Siegmund nicht der Letzte sein. „Wir lernen aus den Erfahrunge­n und werden eine solche Aktion sicher noch einmal wiederhole­n“, stellte er in Aussicht und widmete sich mit winkenden Armen wieder den ankommende­n Fahrzeugen.

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Fotos: Uwe Bolten Großer Andrang herrschte beim Sonderverk­auf von Mund- und Nasenmaske­n bei Siegmund in Oberottmar­shausen.
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Während der morgendlic­hen Verkaufsze­it für Gewerbekun­den blieb für Daniel Siegmund (Mitte) Zeit, bei seinen Mitarbeite­rn an den Tischen vorbeizusc­hauen.

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