Politik erlaubt Geisterspiele ab Mitte Mai
Bund und Länder beschließen weitere Lockerungen. FC Augsburg führt Fiebertests ein
Berlin/Augsburg Viele Fußballfans haben lange auf diese Entscheidung gewartet, umstritten ist sie gleichwohl: Ab Mitte Mai darf die Bundesliga die wegen der Corona-Krise unterbrochene Saison mit Geisterspielen fortsetzen. Gleichzeitig beschlossen Bund und Länder von der Öffnung aller Läden über großzügigere Besuchsregelungen bis zur Wiederaufnahme des Trainingsbetriebes im Breitensport noch eine Reihe weiterer Lockerungen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten halten die Fortsetzung des Spielbetriebs in der 1. und 2. Liga für die dort startberechtigten 36 Vereine auf eigene Kosten und ohne Publikum ab dem
15. Mai inzwischen für vertretbar. Das Präsidium der Deutschen Fußball Liga hat dieses Zuspiel gestern Abend noch aufgenommen und entschieden, die Saison tatsächlich am
15. Mai fortzusetzen.
Bund und Länder verweisen in ihrem Beschluss auf eine „Sonderstellung von Berufssportlerinnen und Berufssportlern“, die auch rechtlich eine „gesonderte Beurteilung“erfordere. Dabei hat die Politik aber nicht nur den Spaß am Sport im Blick. Es geht ihr auch darum, den „ansonsten entstehenden wirtschaftlichen Schaden“im Milliardengeschäft mit dem Fußball zu begrenzen. Den genauen Spielplan muss jetzt die Liga festlegen. Ob die Saison auch in der Frauen-Bundesliga und der 3. Liga zu Ende gespielt wird, ist noch unklar.
Die Bundesligisten in der 1. und
2. Liga können allerdings nicht frei aufspielen. Wohl auch angesichts der lockeren Handhabung der Hygieneregeln beim Erstligisten Hertha BSC Berlin müssen sich die Vereine an staatliche Ergänzungen zu dem von ihrem Ligaverband erarbeiteten Schutzkonzept halten. Dem Beginn des Spielbetriebs muss eine Quarantänemaßnahme vorweggehen – gegebenenfalls in Form eines Trainingslagers. Diese Quarantäne kann nach den Worten des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) allerdings kürzer sein als die üblichen zwei Wochen. Sollten Corona-Tests für den Spielbetrieb nötig sein, müssen die Profivereine überdies sicherstellen, dass aus dem Gesundheitswesen angemeldete Tests jederzeit mit Priorität behandelt werden können.
Der FC Augsburg misst zur Sicherheit seiner Spieler und Mitarbeiter in Zukunft am Eingang ins Hauptgebäude seiner Arena die Körpertemperatur. Wie der Verein mitteilt, können drei Personen pro Sekunde kontaktlos aus einer Entfernung von bis zu drei Metern gemessen werden. Die Toleranz betrage dabei maximal 0,3 Grad. Damit soll eine erhöhte Temperatur frühzeitig erkannt werden – eines der häufigsten Symptome bei Corona. „Als Verein sind wir in der Pflicht, bestmöglich für die Gesundheit unserer
Merkel: Wir müssen vorsichtig bleiben
Spieler zu sorgen“, betonte Geschäftsführer Stefan Reuter.
Söder hält den Kompromiss für eine Fortsetzung der Saison für „mehr als vertretbar“und hat die Beteiligten angesichts der Vorfälle bei Hertha BSC zu Vernunft aufgerufen. Spieler, die sich unvernünftig verhielten, müssten mit Konsequenzen rechnen. Die Bundesliga ruhen zu lassen, bis wieder Zuschauer in die Stadien dürfen, wäre für die Vereine „wirtschaftlich nicht durchzuhalten gewesen“, betonte der Geschäftsführer von Borussia Dortmund, Hans-Joachim Watzke. Merkel selbst sagte: „Wir können uns ein Stück Mut leisten, aber wir müssen vorsichtig bleiben.“Lesen Sie dazu auch den Kommentar
und den Was Kanzlerin und Ministerpräsidenten noch beschlossen haben, steht in der