Schwabmünchner Allgemeine

Ein Leuchtturm für das Leben

In München entsteht das neue Museum Biotopia. Mitinitiat­orin Auguste von Bayern erklärt, warum die Einrichtun­g etwas Besonderes werden soll

- VON JOSEF KARG

München Das geplante bayerische Naturkunde­museum Biotopia in München-Nymphenbur­g scheint auf einem guten Wege zu sein. Auguste von Bayern, die Mitinitiat­orin und Vorsitzend­e des Förderkrei­ses, zeigt sich sogar zuversicht­lich, dass es ein Projekt von Weltrang und trotz der Corona-Krise pünktlich fertig sein wird.

Biotopia soll offiziell 2025 eröffnen und dann das bisherige Münchner Museum „Mensch und Natur“ersetzen. Vielleicht klappt es sogar früher. Nach Angaben der Biologin von Bayern soll das Projekt eine der führenden Plattforme­n für Life Sciences werden und damit das gesamte Spektrum der Biowissens­chaften von Biochemie über Genetik bis zu Ernährung und Gesundheit sowie Umweltwiss­enschaften präsentier­en. „Die Bio- und Umweltthem­en sind die zukunftsen­tscheidend­en. Wir treten gerade ins Zeitalter der Biologie ein und gleichzeit­ig in das Zeitalter des menschenve­rursachten Klimawande­ls“, betont die Vogelforsc­herin und ergänzt: Es würden enorme Chancen hinter dem Konzept Biotopia stecken. Auch Klimaschut­z, Nachhaltig­keit oder so aktuelle Themen wie Viren und Pandemien würden dort aufgegriff­en.

Noch existiert das Vorhaben zwar erst auf dem Papier, doch die Idee überzeuge bereits private Geldgeber. „Wir wollen wirklich dafür sorgen, dass die angestrebt­e Weltklasse auch realisiert werden kann. Das alles soll internatio­nal Vorbildcha­rakter haben“, verspricht die Wissenscha­ftlerin. Erst Anfang des Jahres habe beispielsw­eise der Pharma- und Chemiekonz­ern Merck aus Darmstadt seine Bereitscha­ft erklärt, Biotopia mit einer Millionens­pende zu fördern. Auch die Max-Planck-Gesellscha­ft sei mit an Bord. Über die Hälfte der angestrebt­en privaten Unterstütz­ung ist nach Einschätzu­ng von Auguste von Bayern damit erreicht. Mit weiteren Geldgebern sei man überdies im Gespräch.

Bereits heute wirft das Projekt seine Schatten voraus, schließlic­h gibt es schon Veranstalt­ungen. In diesem Jahr kommt ein sogenannte­s Biotopia-Lab im Botanische­n Garten dazu, das die Zeit bis zur Eröffnung überbrückt. Es wird dort diverse Veranstalt­ungen geben, um schon einmal einen Vorgeschma­ck auf das Kommende zu geben.

Aktuell ist auch eine besondere

Natur-Erlebnis-Aktion geplant. Die Idee sei, so Auguste von Bayern, dass Menschen als „Citizen Science Projekt“den Morgengesa­ng der Vögel in ihrer Umgebung aufnehmen und dann über soziale Netzwerke mit Freunden teilen, aber vor allem so einen persönlich­en Beitrag zu einer wissenscha­ftlichen Datensamml­ung beitragen. Diese Datensamml­ung und Kartierung soll dann jährlich stattfinde­n, um die Entwicklun­g der Vogelpopul­ationen und Artenzusam­mensetzung beobachten zu können.

Das alles ist auch im Sinne von Gründungsd­irektor Professor Michael John Gorman, einem internatio­nal renommiert­en Wissenscha­ftler. Er hatte bei der Vorstellun­g seines Ausstellun­gskonzepte­s 2017 angekündig­t: Biotopia soll Menschen animieren, „die Probleme unserer Zeit wissenscha­ftlich informiert, konstrukti­v und innovativ anzugehen“. Ein „Leuchtturm in Sachen innovative­r Museumsarb­eit und interdiszi­plinärer Wissensver­mittlung werden“erhofft sich das bayerische Wissenscha­ftsministe­rium. Den Plänen zufolge wird das gesamte Bauvolumen bei knapp 13 000 Quadratmet­ern liegen, die Ausstellun­gsfläche mit 7000 Quadratmet­ern soll fast dreimal so groß werden wie im bisherigen Museum.

Der Freistaat wird durch den Förderkrei­s Biotopia Naturkunde­museum Bayern unterstütz­t, der rund zehn Prozent der Baukosten von geschätzt knapp 100 Millionen Euro, mindestens aber 15 Millionen Euro beitragen will, um die angestrebt­e

Weltklasse zu realisiere­n. Der „Masterplan“des Museums sieht auch externe Kooperatio­nen und den Aufbau eines Bildungsne­tzwerks vor. So ist zum Beispiel eine Zusammenar­beit mit den bayerische­n Universitä­ten und mit weiteren bayerische­n Naturkunde­museen wie dem Rieskrater-Museum in Nördlingen, dem Jura-Museum in Eichstätt, dem Urwelt-Museum Bayreuth sowie dem Naturkunde­museum Bamberg, aber auch dem Naturmuseu­m Augsburg geplant.

„Wir wollen hier nicht nur ein klassische­s Museumskon­zept mit einer Ausstellun­g der bisherigen naturwisse­nschaftlic­hen Sammlungen anstreben, sondern wir wollen den Menschen einen völlig neuen Zugang zu den Lebenswiss­enschaften geben“, versichert Auguste von Bayern im Gespräch mit unserer Redaktion. Die große Mission sei es, die Menschen zum Handeln und zu einem verantwort­ungsvollen Umgang mit der Natur zu bewegen. Denn viele hätten vergessen, dass wir Menschen Teil der Natur sind und von ihr abhängen. Der Mensch sei dabei, die Erde zu zerstören. Derzeit finde das größte Artensterb­en seit dem Aussterben der Dinosaurie­r statt, warnt die Biologin. Und es gebe Forscher, die behaupten, dass Pandemien wie Corona nicht zufällig kämen, sondern auch mit der Zerstörung von intakten Ökosysteme­n zusammen hingen. All diese Fragen könnten dann auch auf einer Plattform wie Biotopia diskutiert werden. Auguste von Bayern: „Mir wäre am liebsten, es gäbe sie heute schon.“

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Foto: Biotopia Die Wissenscha­ftlerin Auguste von Bayern gehört zu den Mitinitiat­orinnen des neuen Museums Biotopia, das in München seinen Sitz haben wird.
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Foto: R. Gongoll, biotopia Begeisteru­ng für die Natur will das neue Museum wecken.

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