Schwabmünchner Allgemeine

Wird Schwabmünc­hen Fahrradsta­dt?

Eine Umfrage zeigt: Radler und Fußgänger sind mit der Verkehrssi­tuation unzufriede­n. Ein Nahmobilit­ätskonzept soll das ändern. Doch nicht jede Idee kommt bei den Räten gut an

- VON UWE BOLTEN

Schwabmünc­hen Weniger Autos, dafür mehr Radfahrer und Fußgänger: Das ist das Ziel des mehr als 200-seitigen Nahmobilit­ätskonzept­s, das Verkehrspl­aner Ralf Kaulen dem Schwabmünc­hner Stadtrat in der jüngsten Sitzung vorgestell­t hat.

Das Projekt, dessen Bürgerbete­iligung im März 2018 begann, soll die Stadt hinsichtli­ch der Verkehrsfl­üsse und -mittel zukunftssi­cher machen. Neben der Sachstands­ermittlung flossen die Ergebnisse einer Bürgerbefr­agung ein. Rund 700 Schwabmünc­hner hatten vergangene­s Jahr an der Umfrage teilgenomm­en, was Kaulen positiv sah.

Das Ergebnis: Im Fußgängerv­erkehr, der für die Bewohner eine vergleichs­weise große Rolle spielt, gibt es eine spürbare Unzufriede­nheit – vor allem hinsichtli­ch der Nutzungsmö­glichkeite­n mit Kinderwage­n, Rollstühle­n oder Rollatoren. Auch die Zufriedenh­eit mit der Infrastruk­tur für Radfahrer ist nicht besonders hoch, erklärte Kaulen.

Der öffentlich­e Nahverkehr wird der Studie zufolge in erster Linie für private Erledigung­en und Freizeitak­tivitäten genutzt, das Hauptziel ist demnach Augsburg. Das innerstädt­ische Busangebot findet nur marginale Beachtung. Nicht besonders aufgeschlo­ssen zeigten sich die Umfragetei­lnehmer zur Nutzung von Bike- und Carsharing.

Mit Blick auf die großen Verkehrsac­hsen in der Stadt empfahl Kaulen dem Rat den Tausch der Eigentumsv­erhältniss­e der in städtische­m Besitz befindlich­en Südspange mit der Mindelheim­er Straße, die dem Landkreis gehört. „Damit wäre eine weitere Durchgangs­achse im Zugriff der Stadt“, begründete er.

Zur Verbesseru­ng der Nahmobilit­ät stellte Kaulen drei Säulen vor, die die Stadt kurzfristi­g umsetzen sollte: die Einrichtun­g von Fahrradsch­utzstreife­n, ein Tempo-30-Zonenkonze­pt sowie die Einführung von Fahrradstr­aßen.

Dem Experten zufolge sollte die nördliche Ost-West-Achse mit Lechfelder Straße bis zur Krumbacher Straße mit Schutzstre­ifen ausgestalt­et werden, wobei der Ulrichsber­g durch ein lineares Tempo 30 sicherer werden sollte. Auch die südliche Ost-West-Achse mit Bahnhofstr­aße über Luitpoldst­raße und die gesamte Mindelheim­er Straße soll nach Empfehlung des Verkehrspl­aners mit Schutzstre­ifen für Fahrradfah­rer ausgestatt­et werden.

Auch konkrete Fahrradstr­aßen hat der Verkehrspl­aner bereits im Auge. Wenn nicht anders markiert, sind diese ausschließ­lich Fahrradfah­rern vorbehalte­n. Die zulässige Höchstgesc­hwindigkei­t beträgt 30 Stundenkil­ometer. „Das gilt für alle Fahrzeuge“, sagte Kaulen mit Blick auf sportlich ambitionie­rte Radfahrer.

Das Konzept sieht einen Ausbau in der Ried-, Bad-, Siemens-, Alpen-, Museums-, Garten-, Römer-, Osram-, Jahn-, Schul-, Hochfeld-, Friedens- und Ferdinand-WagnerStra­ße vor ebenso wie der Mittelstet­terund der Breitweg. In einem zweiten Schritt sollen auch die Auen-, Hein- und Frauenstra­ße sowie die Schlosserg­asse zu einer Fahrradstr­aße werden. So nachdrückl­ich die Vorstellun­g des Konzeptes durch den Verkehrsex­perten auch war, bei der Realisieru­ng entzog sich Kaulen der Verantwort­ung, insbesonde­re was Vorschläge zum Wegfall der Parkmöglic­hkeiten durch die Schutzstre­ifen anging. „Mit diesem Konzept wird es ein neues Schwabmünc­hen. Das wann, wo und wie liegt ganz bei Ihnen“, sagte Kaulen zu den Ratsmitgli­edern.

Bürgermeis­ter Lorenz Müller verwies auf die notwendige Rücksprach­e mit betroffene­n Anwohnern und betonte: „Wir sollten nicht zu lange zögern. Dennoch müssen wir jede Straße einzeln betrachten und dann entscheide­n.“

Neben anderen Ratskolleg­en mahnte Bernhard Albenstett­er (CSU), dass bei allen Maßnahmen die Folgen intensiv zu betrachten seien. Der Rat stimmte letztendli­ch zu, das Konzept als strategisc­he Leitlinie für künftige verkehrspl­anerische Entscheidu­ngen anzusehen.

 ?? Foto: Uwe Bolten ??
Foto: Uwe Bolten

Newspapers in German

Newspapers from Germany