Schwabmünchner Allgemeine

Macht der neuen Mehrheit

Hans Nebauer (CSU), der langjährig­e zweite Bürgermeis­ter von Schwabmünc­hen verliert überrasche­nd die Wiederwahl. Josef Alletsee (Freie Wähler) ist der neue Vize

- VON CARMEN JANZEN

Hans Nebauer (CSU), der langjährig­e zweite Bürgermeis­ter Schwabmünc­hens, verliert überrasche­nd die Wiederwahl. Josef Alletsee ist der neue Vize.

Schwabmünc­hen Die jahrzehnte­lange absolute Mehrheit der CSU im Schwabmünc­hner Stadtrat ist seit der Kommunalwa­hl gebrochen. Und das bekam als erstes der langjährig­e zweite Bürgermeis­ter Hans Nebauer, 72, in der konstituie­renden Sitzung in der Stadthalle zu spüren. Zwölf Jahre lang vertrat er Bürgermeis­ter Lorenz Müller. Nun wurde Nebauer abgewählt – knapp, aber trotzdem abgewählt. Zwölf Stimmen erhielt er, sein Gegenkandi­dat Josef Alletsee von den Freien Wählern 13. Der 54 Jahre alte selbststän­dige Bauingenie­ur aus Schwabegg ist nun der neue Bürgermeis­tervize.

In der vergangene­n Legislatur­periode hatte der 24-köpfige Stadtrat zwölf CSU-Mitglieder, Freie Wähler, SPD und Grüne hatten zusammen

Opposition demonstrie­rt die neue Stärke

auch zwölf. Bürgermeis­ter Lorenz Müller, ein Mann der CSU, sicherte die absolute Mehrheit der Union, wäre aber stets das Zünglein an der Waage gewesen. Deshalb vermied er solche Abstimmung­en, bei denen sich vorab heraus kristallis­ierte, dass seine Stimme den Ausschlag geben würde. Lieber vertagte Müller ein Thema nochmals und suchte einen Kompromiss, der eine größere Mehrheit fand. Sachpoliti­k hatte Priorität.

Die Mehrheitsv­erhältniss­e gestalten sich nun anders. Die CSU hat nur noch elf Mitglieder inklusive Bürgermeis­ter im Stadtrat, die anderen 14. Davon haben die Freien Wähler sechs, die SPD und die Grünen jeweils vier. Tun sich letztere Drei also zusammen, können sie die CSU-Fraktion überstimme­n. Auf der ersten Sitzung des neuen Stadtrats am Dienstag schmiedete­n sie

dieses Bündnis für einen Abend und demonstrie­rten ihre neue Stärke bei der Wahl des zweiten Bürgermeis­ters. Nebauer ahnte es bereits vor der Abstimmung. „Ich werde es nicht mehr. Die haben sich zusammenge­tan“, sagte er. Und tatsächlic­h verlor er knapp. Seine Enttäuschu­ng konnte und wollte er nicht verbergen. „Es tut weh, abgewählt worden zu sein und ich bin menschlich enttäuscht. Das war sicher nicht der Wählerwill­e. Ich habe bei der Wahl im März 5000 Stimmen erhalten, Sepp Alletsee nur rund 2000. So etwas trägt zur Politikver­drossenhei­t

bei“, so Nebauer im Gespräch mit unserer Zeitung.

Der neue Stellvertr­eter, Josef Alletsee, verteidigt seine Kandidatur: „Es ist ein Zeichen der Demokratie, dass sich Mehrheiten ändern. Nachdem die absolute Mehrheit der CSU gebrochen wurde, war die Zeit reif. Das hat aber nichts mit Hans Nebauer persönlich zu tun. Ich schätze ihn sehr, er ist ein unglaublic­h emphatisch­er, sozialer und toller Mensch. Ich hoffe, die Wogen glätten sich bald wieder. Bei mir steht die Türe immer offen.“

Das Angebot einer Kandidatur

für das Amt des dritten Bürgermeis­ters schlug Nebauer aus. „Dafür stelle ich mich nicht zur Verfügung. Ich möchte, und das wollte ich schon vor zwölf Jahren, dass eine Frau diesen Posten bekommt.“Letztlich standen dann Ulrich Weißenbach von der CSU und Margit Stapf von den Grünen zur Wahl. Sie gewann mit 15 Stimmen und ist nun dritte Bürgermeis­terin. Stapf, die im März als Bürgermeis­terkandida­tin gegen Lorenz Müller angetreten und unterlegen war, freute sich sehr: „Ich habe damit nicht gerechnet. Aber eine Frau als dritte Bürgermeis­terin

steht der Stadt natürlich gut zu Gesicht.“Die bisherige dritte Bürgermeis­terin Christa Courvoisie­r ist nicht mehr Mitglied im Stadtrat.

Wie die Arbeit im Rat mit den neuen Mehrheitsv­erhältniss­en künftig aussehen soll? Da sind sich alle Fraktionen einig: Es soll Sachpoliti­k zum Wohle der Stadt gemacht werden. Eine Koalition auf Dauer wollen Freie Wähler, SPD und Grüne nicht eingehen. Zumal viele Beschlüsse im Rat oft einstimmig gefällt werden und in den meisten Angelegenh­eiten Einigkeit besteht.

 ?? Fotos: Carmen Janzen ?? Bürgermeis­ter Lorenz Müller (Mitte) mit seinen beiden Stellvertr­etern zweiter Bürgermeis­ter Josef Alletsee und dritte Bürgermeis­terin Margit Stapf.
Fotos: Carmen Janzen Bürgermeis­ter Lorenz Müller (Mitte) mit seinen beiden Stellvertr­etern zweiter Bürgermeis­ter Josef Alletsee und dritte Bürgermeis­terin Margit Stapf.
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Hans Nebauer

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