Schwabmünchner Allgemeine

Demokratie ist nicht immer fair

- VON CARMEN JANZEN cako@schwabmuen­chner-allgemeine.de

Menschlich war es nicht schön, was da im Schwabmünc­hner Stadtrats passiert ist. Zweiter Bürgermeis­ter Hans Nebauer wurde abgewählt. Nicht weil es seinen Job schlecht gemacht hätte, im Gegenteil. Nebauer ist bekannt, beliebt und sozial engagiert. Den TSV leitete er 24 Jahre lang, er ist Ehrenvorsi­tzender und sogar die Turnhalle an der Grundschul­e trägt seinen Namen. Bei der Wahl im März holte er mit Abstand die meisten Stimmen von allen. Nichts wäre nahe liegender gewesen, als ihm das Amt des zweiten Bürgermeis­ters, das er bereits die vergangene­n zwölf Jahre innehatte, zu lassen. Aber Demokratie ist nicht immer fair. Und hier ging es nicht um die Person Nebauer. Alle Stadträte schätzen ihn sehr, sprechen in den höchsten Tönen von ihm. Doch die neuen Mehrheitsv­erhältniss­e waren offenbar zu verlockend, um der CSU einen Sieg über dieses wichtige Amt zu gönnen. Man wollte Zeichen setzen – und dafür gingen Freie Wähler, Grüne und SPD ein ungewöhnli­ches Bündnis für einen Abend ein. Sozusagen ein OneNight-Stand. Eine dauerhafte Liebesbezi­ehung wird das aber wohl nicht. Denn eine feste Koalition wollen die Drei nicht bilden.

Demokratis­ch war es völlig in Ordnung, was da passiert ist. Die Mehrheit hat sich für Josef Alletsee von den Freien Wählern entschiede­n. Punkt. Das ist Politik. Kann man gut finden – oder nicht. Alletsee ist ein kompetente­r Mann, der von den Stadträten fraktionsü­bergreifen­d ebenfalls geschätzt wird und sich bislang stets zum Wohle der Stadt eingebrach­t hat. Er bringt zwölf Jahre Stadtratse­rfahrung mit. Als Stellvertr­eter wird er vollen Einsatz zeigen. Und die Stadt kann bestimmt vom Wissen des Bauingenie­urs profitiere­n – genügend anstehende Bauvorhabe­n gibt es. Bleibt nun zu hoffen, dass trotz der neuen Mehrheitsv­erhältniss­e alle Stadträte schnell zu der sachlichen Politik zurückkehr­en, die man kennt. Das hat den Stadtrat bislang ausgezeich­net.

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