Ein Fünf-Meter-Turm gegen die Langeweile
In einem Garten in Königsbrunn ragt ein Gestell aus Holz auf. Bauherr ist Stadtrat Jürgen Göttle, Nutzer vor allem seine Kinder. Mit einem zweiten Projekt ist er unterwegs
Königsbrunn Spaziergänger in der Blumenallee in Königsbrunn haben sich vielleicht über den hohen Turm gewundert, der in einem Garten dort aufragt. Er gehört der Familie von Stadtrat Jürgen Göttle und war als Mittel gegen Lagerkoller gedacht.
Denn der neunjährigen Scarlett und dem siebenjährigen Romeo wurde die Zeit ohne Schule und Freunde einfach lang. „Als die Schulen geschlossen haben, war mir klar, jetzt brauchen wir ein Projekt“, erklärt Jürgen Göttle. Und er kam auf die Idee, in seinen Garten an der Blumenallee einen fünf Meter hohen Turm aus alten Paletten zu bauen.
Göttle führt sein Unternehmen im Gewerbegebiet Süd und hat jetzt auch den Betrieb auf die Herstellung der dringend benötigten Gesichtsmasken umgestellt. In seiner Freizeit entstand der Turm: „Wir haben das komplette Klettergerüst am Boden liegend zusammengebaut und dann erst aufgestellt.“Romeo fügt stolz hinzu: „Ich habe geholfen, die alten Nägel, die in den Brettern waren, rauszuziehen.“Als alles fertig war, wurde der Turm aufgestellt, und nun können die Göttle-Kinder, genauso wie die Eltern, hochklettern und die Aussicht genießen.
Spätere Turmbesteiger sollten schon ein bisschen gelenkig sein, aber bis zur zweiten Plattform schafft man es auch als ungeübter Kletterer ganz gut. Der Turm fällt auf, jeder, der vorbeiläuft oder radelt, grüßt die Aussichtgenießer, es fallen viele nette Worte von unten nach oben und genauso zurück.
Nicht nur von außen ist das Bauwerk zu erklimmen, sondern auch von der Innenseite, wie Romeo demonstriert. Ein weiteres Projekt steht auf Rädern schon auf dem Grundstück der Familie und ist mindestens ebenso auffällig wie der Turm. Ein amerikanischer Schulbus oder wie sein Besitzer es nennt „ein gelbes Stahlmonster“.
Wobei er das durchaus liebevoll meint. Der Bus aus dem Jahr 2004 hat vor Corona schon einige Runden in der Brunnenstadt gedreht, wie die Kinder erzählen: „Papa hat uns und sechs Freunde damit zur Grundschule Süd gefahren, das hat allen Spaß gemacht.“Der gelbe Bus ist auf jeden Fall ein Hingucker und der 43-Jährige sagt: „Unser gelbes Stahlmonster bereitet offensichtlich Freude, viele Menschen winken uns zu und sagen mir auch persönlich, wie lustig sie das Gefährt finden, dabei ist es innen durchaus spartanisch und Luxus sucht man hier vergebens.“
Natürlich ist der Bus fahrtauglich, entsprechend geprüft und jeder der insgesamt neun Sitze ist mit Sicherheitsgurten ausgestattet. Ein Fahrzeug mit dieser Länge und dem Gesamtgewicht von 7,5 Tonnen darf man mit dem alten Führerschein der Klasse 3 fahren. Fahren alleine reicht Göttle aber nicht, er möchte den Bus als Campingfahrzeug ausbauen. Die Sitze können herausgenommen und mobile Stockbetten und eine kleine Küche können hineingestellt werden. Momentan liegt eine gelbe, kurze Rutsche darin, die Tür hinten wird aufgemacht, die Rutsche angebracht und schon flitzen Scarlett, Romeo und sogar Hündchen Gucci die Rampe hinunter, während Papa mit dem Fuß die Rutsche festhält.
Den Bus wollte Jürgen Göttle unbedingt haben, schon als Kind fand er diese Fahrzeuge vor allem als Campingcaravan super. „Ich habe bewusst im Internet gesucht und nach einigen Irrungen dann dieses gelbe Stahlmonster in Berlin gefunden und im Winter ohne Heizung nach Hause gefahren“, sagt Göttle.
Gut, das Projekt Schoolbus in einen Campingbus zu verwandeln, wird die Familie eine weitere Weile ganz gut beschäftigen. Das nächste Projekt für weitere Lockerungen steht ebenfalls schon fest: „Wenn der Bus fertig ist, wollen wir mal an einen Allgäuer See damit fahren, ein bisschen Freizeit genießen, grillen, baden, alles, was dazugehört, und gerne ohne Gesichtsmasken aus der eigenen Herstellung.“