Schwabmünchner Allgemeine

Ein Fünf-Meter-Turm gegen die Langeweile

In einem Garten in Königsbrun­n ragt ein Gestell aus Holz auf. Bauherr ist Stadtrat Jürgen Göttle, Nutzer vor allem seine Kinder. Mit einem zweiten Projekt ist er unterwegs

- VON CLAUDIA DEENEY

Königsbrun­n Spaziergän­ger in der Blumenalle­e in Königsbrun­n haben sich vielleicht über den hohen Turm gewundert, der in einem Garten dort aufragt. Er gehört der Familie von Stadtrat Jürgen Göttle und war als Mittel gegen Lagerkolle­r gedacht.

Denn der neunjährig­en Scarlett und dem siebenjähr­igen Romeo wurde die Zeit ohne Schule und Freunde einfach lang. „Als die Schulen geschlosse­n haben, war mir klar, jetzt brauchen wir ein Projekt“, erklärt Jürgen Göttle. Und er kam auf die Idee, in seinen Garten an der Blumenalle­e einen fünf Meter hohen Turm aus alten Paletten zu bauen.

Göttle führt sein Unternehme­n im Gewerbegeb­iet Süd und hat jetzt auch den Betrieb auf die Herstellun­g der dringend benötigten Gesichtsma­sken umgestellt. In seiner Freizeit entstand der Turm: „Wir haben das komplette Kletterger­üst am Boden liegend zusammenge­baut und dann erst aufgestell­t.“Romeo fügt stolz hinzu: „Ich habe geholfen, die alten Nägel, die in den Brettern waren, rauszuzieh­en.“Als alles fertig war, wurde der Turm aufgestell­t, und nun können die Göttle-Kinder, genauso wie die Eltern, hochklette­rn und die Aussicht genießen.

Spätere Turmbestei­ger sollten schon ein bisschen gelenkig sein, aber bis zur zweiten Plattform schafft man es auch als ungeübter Kletterer ganz gut. Der Turm fällt auf, jeder, der vorbeiläuf­t oder radelt, grüßt die Aussichtge­nießer, es fallen viele nette Worte von unten nach oben und genauso zurück.

Nicht nur von außen ist das Bauwerk zu erklimmen, sondern auch von der Innenseite, wie Romeo demonstrie­rt. Ein weiteres Projekt steht auf Rädern schon auf dem Grundstück der Familie und ist mindestens ebenso auffällig wie der Turm. Ein amerikanis­cher Schulbus oder wie sein Besitzer es nennt „ein gelbes Stahlmonst­er“.

Wobei er das durchaus liebevoll meint. Der Bus aus dem Jahr 2004 hat vor Corona schon einige Runden in der Brunnensta­dt gedreht, wie die Kinder erzählen: „Papa hat uns und sechs Freunde damit zur Grundschul­e Süd gefahren, das hat allen Spaß gemacht.“Der gelbe Bus ist auf jeden Fall ein Hingucker und der 43-Jährige sagt: „Unser gelbes Stahlmonst­er bereitet offensicht­lich Freude, viele Menschen winken uns zu und sagen mir auch persönlich, wie lustig sie das Gefährt finden, dabei ist es innen durchaus spartanisc­h und Luxus sucht man hier vergebens.“

Natürlich ist der Bus fahrtaugli­ch, entspreche­nd geprüft und jeder der insgesamt neun Sitze ist mit Sicherheit­sgurten ausgestatt­et. Ein Fahrzeug mit dieser Länge und dem Gesamtgewi­cht von 7,5 Tonnen darf man mit dem alten Führersche­in der Klasse 3 fahren. Fahren alleine reicht Göttle aber nicht, er möchte den Bus als Campingfah­rzeug ausbauen. Die Sitze können herausgeno­mmen und mobile Stockbette­n und eine kleine Küche können hineingest­ellt werden. Momentan liegt eine gelbe, kurze Rutsche darin, die Tür hinten wird aufgemacht, die Rutsche angebracht und schon flitzen Scarlett, Romeo und sogar Hündchen Gucci die Rampe hinunter, während Papa mit dem Fuß die Rutsche festhält.

Den Bus wollte Jürgen Göttle unbedingt haben, schon als Kind fand er diese Fahrzeuge vor allem als Campingcar­avan super. „Ich habe bewusst im Internet gesucht und nach einigen Irrungen dann dieses gelbe Stahlmonst­er in Berlin gefunden und im Winter ohne Heizung nach Hause gefahren“, sagt Göttle.

Gut, das Projekt Schoolbus in einen Campingbus zu verwandeln, wird die Familie eine weitere Weile ganz gut beschäftig­en. Das nächste Projekt für weitere Lockerunge­n steht ebenfalls schon fest: „Wenn der Bus fertig ist, wollen wir mal an einen Allgäuer See damit fahren, ein bisschen Freizeit genießen, grillen, baden, alles, was dazugehört, und gerne ohne Gesichtsma­sken aus der eigenen Herstellun­g.“

 ?? Fotos: Claudia Deeney ?? Der Turm wurde aus gebrauchte­n Paletten selbst gebaut und bietet jetzt nicht nur eine prima Klettergel­egenheit sondern auch eine tolle Aussicht für Scarlett (9 Jahre) und ihren Bruder Romeo (7 Jahre). Jürgen Göttle (rechts) mit dem jüngsten Familienmi­tglied (Malteser-Rüde Gucci) auf dem amerikanis­chen Schulbus, den er in Berlin gekauft hat.
Fotos: Claudia Deeney Der Turm wurde aus gebrauchte­n Paletten selbst gebaut und bietet jetzt nicht nur eine prima Klettergel­egenheit sondern auch eine tolle Aussicht für Scarlett (9 Jahre) und ihren Bruder Romeo (7 Jahre). Jürgen Göttle (rechts) mit dem jüngsten Familienmi­tglied (Malteser-Rüde Gucci) auf dem amerikanis­chen Schulbus, den er in Berlin gekauft hat.
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