Schwabmünchner Allgemeine

So läuft der Unterricht jetzt

Nach wochenlang­em Heimunterr­icht kehren die Schüler in der Region schrittwei­se in die Klassenzim­mer zurück. Abschlussp­rüfungen und Übertritte stehen an. Vor welchen Herausford­erungen Schüler und Lehrer stehen

- VON PIET BOSSE UND FELICITAS LACHMAYR

Nach wochenlang­em Heimunterr­icht kehren Schüler in der Region schrittwei­se in die Schulen zurück. Abschlussp­rüfungen und Übertritte stehen an.

Landkreis Augsburg Wochenlang mussten Schüler in der Region von zu Hause aus lernen. Nun gehen einige Jahrgänge wieder zur Schule, ab kommender Woche kommen weitere Klassen hinzu. Doch die ersten Tage zurück im Klassenzim­mer zeigen: Von einem normalen Alltag sind die Schüler weit entfernt.

„Der Unterricht ist sicherlich intensiver, aber vor allem ganz anders als sonst“, sagt Maren Hankl, Schulleite­rin der Sankt-Ulrich-Grundschul­e in Schwabmünc­hen. Um die geltenden Schutzmaßn­ahmen aufgrund der Corona-Pandemie einzuhalte­n, werden bislang nur die Viertkläss­ler unterricht­et. In geteilten Klassen sitzen höchstens 15 Schüler in einem Raum. Und auch der Unterricht läuft anders ab als gewohnt: Die Viertkläss­ler dürfen keine Partnerarb­eit machen, die Tische wurden umgestellt. „Wir schauen, ob die Kinder die Inhalte aus dem Unterricht zu Hause verstanden haben“, sagt Hankl. Es gebe mehr Frontalunt­erricht und die Schüler würden am Platz sitzen bleiben statt im Klassenzim­mer herumzulau­fen. „Es ist ein bisschen wie früher, als Kinder sehr viel frontal unterricht­et wurden“, sagt Hankl. Was den Übertritt an weiterführ­ende Schulen angeht, ist die Schulleite­rin trotz aller Herausford­erungen optimistis­ch. Die Lehrer seien in der Beratung so nah bei den Schülern, dass die Wochen des Heimunterr­ichts keinen Ausschlag gegeben hätten.

Ab nächster Woche kehren auch die Erstklässl­er in die Sankt-UlrichGrun­dschule zurück. Die Klassen wechseln sich dann wochenweis­e mit Schul- und Heimunterr­icht ab. Nach Pfingsten folgen die Zweitund Drittkläss­ler. Auch die Viertkläss­ler kommen dann im Wechsel in die Schule. „Sonst haut es mit den Lehrern und Klassenzim­mern nicht hin“, sagt Hankl.

Erstklässl­er, die die Christopho­russchule in Königsbrun­n besuchen, müssen sich dagegen noch gedulden. Für sie beginnt der Unterricht am sonderpäda­gogischen Förderzent­rum erst nach den Pfingstfer­ien. So hat es das Bayerische Kulturmini­sterium den verschiede­nen Schulforme­n entspreche­nd festgelegt. Bei Eltern wie Sina Weilbach sorgt das für Unverständ­nis. Ihr Sohn ist in Königsbrun­n eingeschul­t, besucht aber im Rahmen einer Partnerkla­sse die Grundschul­e in Untermeiti­ngen.

Die Kinder beider Schulen werden teilweise gemeinsam unterricht­et, doch das ist wegen der verschiede­nen Starttermi­ne jetzt nicht möglich. Weilbach sagt: „Kinder, die sowieso schon benachteil­igt sind, fallen damit hinten runter.“Sabine Müller, Leiterin der Christopho­rusSchule, kann den Unmut verstehen. „Eigentlich sind die Partnerkla­ssen eine gute Form der Inklusion, aber jetzt fragen sich die Kinder natürlich, warum die anderen in die Schule dürfen und sie selbst nicht.“Trotzdem ist Sabine Müller an die Vorgaben des Kultusmini­steriums gebunden: „Wir haben nachgefrag­t, aber eine Ausnahme ist nicht möglich.“

Auch an der Via-Claudia-Realschule in Königsbrun­n müssen sich Lehrer und Schüler auf den neuen Schulallta­g einstellen. Seit Ende April kommen die Zehntkläss­ler für vier Stunden am Tag in die Schule und lernen für ihre Abschlussp­rüfungen. Die starten, mit zwei Wochen Verspätung, am 1. Juli. Seit Montag sind zudem die Neuntkläss­ler für zwei Stunden am Tag da. Um sicherzust­ellen, dass die Schüler im Unterricht die geforderte­n Abstände einhalten können, so berichtet Schulleite­r Peter Schwarz, wurden alle Klassen halbiert, manche sogar gedrittelt. Deshalb sind die zusätzlich­en Räume jetzt besonders nötig. Am kommenden Montag beginnt für die fünften und sechsten Klassen der Unterricht, erst nach den Pfingstfer­ien, also ab dem 15. Juni, steht das Schulhaus auch den siebten und achten Klassen offen.

Derselbe Zeitplan gilt auch an der Leonhard-Wagner-Realschule in Schwabmünc­hen. Derzeit sind nur die Neunt- und Zehntkläss­ler vor Ort. Unterricht­et wird in geteilten Klassen. „Für jede Klasse wird ein neuer Stundenpla­n gemacht“, sagt Schulleite­r Markus Rechner. Der Stundenpla­n umfasst etwa 20 Wochenstun­den und weniger Fächer.

Es würden zunächst die Prüfungsfä­cher berücksich­tigt. Dann könnten andere Fächer wie Geschichte, Informatio­nstechnolo­gie oder Sozialkund­e dazukommen.

Rechner weiß, dass Defizite aus der Zeit, in der die Schüler zu Hause waren, nachgeholt werden müssen. Sorgen macht er sich aber nicht: „Unsere Abschlussk­lassen haben keine inhaltlich­en Nachteile, sie üben für ihre Prüfungen.“Für die anderen Klassen gebe es genug Zeit, um mögliche Defizite abzuarbeit­en.

Wichtig sind Schulleite­r Rechner auch Fächer wie Religion und Ethik. In diesen können sich die Schüler über die vergangene­n Wochen austausche­n. Denn Rechner vermutet, dass die Corona-Krise auch die Schüler stark belastet hat. Besonders die fehlenden sozialen Kontakte seien ein Einschnitt gewesen. „Die Kinder kommen mit ganz unterschie­dlichen Erfahrunge­n zurück an die Schule. Da tut es gut, wenn man mal über die vergangene­n Wochen reden kann.“

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Symbolfoto: Marcus Merk Wochenlang mussten Schüler in der Region von zu Hause aus lernen. Nun gehen einige Jahrgänge wieder zur Schule, ab kommender Woche kommen weitere Klassen hinzu.

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