Schwabmünchner Allgemeine

Durchsagen für die Nachbarsch­aft

Nach 14 Jahren wird FCA-Stadionspr­echer Rolf Störmann erstmals ein Spiel verpassen

- Interview: Florian Eisele

Herr Störmann, seit 14 Jahren sind Sie Stadionspr­echer des FC Augsburg. Seitdem haben Sie kein FCA-Heimspiel verpasst. Das Geisterspi­el gegen Wolfsburg wird ohne Stadionspr­echer stattfinde­n, also auch ohne Sie ...

Rolf Störmann:

Monate dauernde Elternzeit habe ich so gelegt, dass ich zum ersten Saisonspie­l des FC Augsburg wieder da war. Ich war auch nie schlimmer krank, da habe ich Glück gehabt. Aber was mir tatsächlic­h immer mal wieder passiert ist, dass ich träume, ein Heimspiel zu verpassen. Ich war im Traum dann immer im Urlaub und komme zwei Stunden zu spät am Stadion an – zu diesem Zeitpunkt ist das Spiel schon längst vorbei. Auf dem Weg ins Stadion kommen mir dann alle Leute entgegen und fragen mich:

Wo warsch denn?

(lacht)

Ein Stück dieses Albtraums wird jetzt aber wahr, oder?

Störmann: Na ja, es geht. Es liegt jetzt nicht in meiner Hand, deswegen ist es auch nicht ganz so schlimm.

Gibt es eigentlich eine WhatsappSe­lbsthilfeg­ruppe für Stadionspr­echer,

denen es ähnlich geht?

Störmann: Das nicht. Aber ich habe zuletzt schon Kontakt gehabt mit ein paar Kollegen, die ich besser kenne. Mit Dirk Oberschult­e-Beckmann zum Beispiel, der beim FC Schalke der Stadionspr­echer ist. Das ist für die meisten genauso hart wie für mich, weil alle mit dem Herzen dabei sind.

Wo werden Sie denn das Spiel am Samstag verfolgen?

Störmann: Bei mir zu Hause – da sehe ich mir auch fast alle Auswärtssp­iele an. Ich glaube übrigens, dass ich in den 14 Jahren auch kein Auswärtssp­iel des FCA verpasst habe. Selbst im Urlaub habe ich es immer geschafft, die Spiele zu sehen.

Und wenn dann ein Tor für Augsburg fällt – gibt es dann die Durchsagen für die Nachbarn?

Störmann: Ja, das plane ich zumindest. Wenn das Wetter passt, stellt mein Nachbar den Fernseher in den Garten und ich werde dann die Torschütze­n verkünden. Also: Wenn am Samstag jemand im Augsburger Stadtteil Firnhabera­u herumschre­it – nicht wundern: Das bin dann ich.

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