Schwabmünchner Allgemeine

Was Augsburg von einer Elite-Uni gelernt hat

Die Hochschule Augsburg bietet Online-Vorlesunge­n nach dem Vorbild von Harvard an – mit großem Erfolg

- VON EVA MARIA KNAB

Was hat die Hochschule Augsburg mit der berühmten amerikanis­chen Universitä­t Harvard gemeinsam? Die Elite-Uni in den USA hat bei Online-Angeboten fürs Studium die Nase vorn. An der Hochschule hier am Lech hat man nun den Vorlesungs­betrieb übers Internet nach dem Vorbild von Harvard organisier­t, weil in Zeiten der CoronaPand­emie die meisten Studenten nicht auf den Campus dürfen. Das wurde durch einen besonderen Professor möglich.

Thorsten Feix ist Professor an der Wirtschaft­sfakultät der Hochschule. Im vergangene­n Jahr durfte er in den USA in Harvard lehren. Dort bekam er mit, wie weit vorne die Universitä­t im Bereich der OnlineLehr­e ist. Die Kenntnisse, wie man das alles organisier­en muss, hat Feix mit nach Augsburg genommen und kann sie in Zeiten der Corona-Krise an der Hochschule einbringen. Gemeinsam mit Dozenten und Studenten wurde innerhalb von nur sieben Tagen ein Online-Lehrbetrie­b für 90 Prozent der Veranstalt­ungen auf die Beine gestellt. Er funktionie­rt so gut, dass selbst Bayerns Wissenscha­ftsministe­r Bernd Sibler (CSU) beeindruck­t ist. „Durch die CoronaErei­gnisse sind wir alle stark gefordert“, sagte Sibler.

Große Menschenan­sammlungen, so der Minister, seien an Unis und Hochschule­n nach wie vor schwierig wegen der Ansteckung­sgefahren. Er freue sich deshalb sehr, dass die Online-Vorlesunge­n an bayerische­n Hochschule­n gut laufen. Anfangs sei man nicht sicher gewesen, ob die vorhandene­n technische­n Kapazitäte­n für das stark erweiterte Angebot ausreichen. Am Freitag kam Sibler zur Eröffnung einer neuen Einrichtun­g an der Hochschule Augsburg. Im Didaktik-Medien-Zentrum – kurz DMZ – laufen alle Fäden für die digitale Lehre zusammen. Professor Michael Kipp und sein Team stehen dort allen Dozenten mit Rat und Tat bei der rasanten Umstellung auf digitale Lehre zur Seite. Sie helfen im Umgang mit der Lehrund Lernplattf­orm Moodle und entwickeln neue Formate, damit Vorlesunge­n nicht langweilig sind. Über Videokonfe­renzen werden Live-Beratungen angeboten. In einem Medienstud­io können profession­elle Lehrfilme produziert werden.

In Zukunft soll das DMZ seine E-Schulungsp­rogramme ausbauen, die Entwicklun­g innovative­r Lehrformat­e unterstütz­en und sich an Projekten zur Lehr-Lernforsch­ung beteiligen – in enger Zusammenar­beit mit dem Zentrum für Hochschuld­idaktik

Bayern. Hochschulp­räsident Gordon Thomas Rohrmair sagte, er sei sehr stolz auf sein Team. Es werde alles daran gesetzt, unter diesen Bedingunge­n ein möglichst normales Studium zu bieten – und das mit kreativen Lehrmethod­en. Tatsächlic­h lassen sich die Dozenten viel einfallen. Claudia Meitinger etwa hat in Bereich Elektrotec­hnik ein Online-Heimlabor mit einem Bonbon-Automaten aufgebaut. Studenten können für 20 Euro Teile kaufen, um den Versuch daheim mitzumache­n. Nadine Warkotsch zeigt in ihrer Küche über Internet angehenden Bauingenie­uren, wie man mit gekochtem Blaukraut die Qualität von Beton testen kann.

Das studentisc­he Echo auf die Vorlesunge­n ist enorm. Bei Wirtschaft­sprofessor Feix hören 98 Prozent der Studierend­en die Vorlesung mit. „Was uns abgeht ist aber die

Atmosphäre am Campus“, sagt er. Die könne keine noch so gute Online-Vorlesung ersetzen.

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Foto: Eva Knab Professor Manfred Uhl im mobilen E-Learning-Studio.

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