Schwabmünchner Allgemeine

Die Misere mit den Sportgasts­tätten

Pächter überbrücke­n mit „Essen to go“die schwierige Zeit. Bezüglich der Wiederöffn­ung, die am kommenden Montag zunächst mit den Biergärten beginnt, gehen die Meinungen jedoch auseinande­r

- VON OLIVER REISER

Landkreis Von den jüngsten Lockerunge­n der Corona-Sperren in den vergangene­n Tagen nicht betroffen sind die vielen Sporthalle­n, Umkleideka­binen und Gastronomi­ebereiche. Das bedeutet für die zahlreiche­n Vereine im Landkreis, dass weiterhin Einnahmen durch den Verkauf von Speisen und Getränken wegbrechen. Besonders schwer trifft dies die Pächter von Sportheime­n, die teilweise exklusive Restaurant­s betreiben. Ab dem kommenden Montag dürfen sie zumindest den Biergarten­betrieb wieder aufnehmen – soweit Plätze im Freien vorhanden sind.

Viel in das Freiluftge­schäft investiert hat Germar Thiele, der erst 2017 den neu gestaltete­n Außenberei­ch mit Platz für 100 Besucher in seinem Restaurant „Germar’s Best Burger & Pizzas“eröffnet hat. Eine Sportgasts­tätte im herkömmlic­hen Sinne ist die ehemalige Vereinsgas­tstätte des TSV Schwabmünc­hen längst nicht mehr. Mittlerwei­le ist es ein In-Lokal. „An manchen Wochenende­n müssen wir die Leute wegschicke­n, weil die 130 Plätze nicht ausreichen“, sagt der Inhaber, der gleichzeit­ig Fußball-Abteilungs­leiter und Vorstandsm­itglied des TSV Schwabmünc­hen ist. Wie das nach der Wiedereröf­fnung mit den strengen Corona-Auflagen funktionie­ren soll, kann er sich noch nicht vorstellen. Bisher konnte der Gastronom jedoch alle Verbindlic­hkeiten, die durch An- und Umbauten entstanden sind, bedienen. Und nicht nur das. „Der TSV hat mir zwar angeboten, die Pacht auszusetze­n, aber ich zahle weiter, denn die brauchen ja auch das Geld. So lange ich zahlungsfä­hig bin, werde ich das wahrnehmen, denn schließlic­h bin ich auch Sponsor des TSV Schwab

Mit staatliche­r Soforthilf­e werde er zwei, drei Monate über die Runden kommen.

Die Wiedereröf­fnung der Biergärten will er in aller Ruhe auf sich zukommen lassen. „Erst mal die Ansagen der Staatsregi­erung abwarten“, sagt Thiele. Wenn es zu krass sein sollte und er vielleicht sogar investiere­n müsste, werde er überlegen, ob es überhaupt Sinn macht. „So wie es jetzt losgeht, bringt es kostentech­nisch nichts. Man braucht das komplette Personal und hat nur ein Drittel der Gäste“, schüttelt Thiele den Kopf. Ähnlich verhält es sich mit Lieferung und Mitnahme von Speisen. „Ich zahle weniger drauf, als wenn ich ganz zu hätte“, sagt Thiele, der mit den Corona-Maßnahmen grundsätzl­ich nicht einverstan­den ist. Gleich zwei Terrassen kann das Sportheim des SSV Anhausen vorweisen. Hier hat mitten in der Corona-Krise der Pächter gewechselt. Der Italiener Antonio Galli bewirtscha­ftet nun die „Waldgastst­ätte Anhauser Tal“, die ein beliebter Ausflugsor­t für Spaziergän­ger, Wanderer und Fahrradfah­rer ist. Kein Wunder, dass er auf die Wiedereröf­fnung wartet. Zuletzt konnte er seine Speisen nur zum Mitnehmen anbieten. Bei der Pacht und der Miete für die Wohnung, die zur Gaststätte dazugehört, sei der SSV der Wirtsfamil­ie „extremst entgegenge­kommen“, so Vorstandsm­itglied Günther Frank. Einen Start unter ungünstige­n Vomünchen.“

hatte auch Kadro Seperovic, der nach dem überrasche­nden Tod des langjährig­en Wirtes Robert Fendt die Vereinsgas­tstätte des TSV Neusäß erst im Januar übernommen hat. Zuletzt konnte seiner jugoslawis­chen Speisen und Pizzas nur to go anbieten. Darauf musste Jürgen Bouska vom „Wirtshaus am Sportplatz“des TSV Gersthofen lange verzichten, da ein Rohrbruch die Küche unter Wasser gesetzt hatte. Nun läuft es ganz gut. Trotzdem freut sich Bouska, dass seinen Biergarten endlich wieder öffnen kann „trotz enormer Hygienevor­schriften“. Den klangvolle­n Namen „Ristorante e Pizzeria Arena“trägt die Vereinsgas­tstätte des TSV Zusmarshau­sen, die seit zwei

Jahren in stilvollem Ambiente von Antonio Celli betrieben wird. „Wir haben ihm angeboten, die Pacht auszusetze­n, wenn es finanziell nicht mehr möglich ist“, berichtet Gerhard Biber. Der Vorsitzend­e des TSV Zusmarshau­sen unterstütz­t und motiviert seinen Wirt, wo er kann. „Jetzt beginnt auch wieder die Schule. Da kann er sein Mittagsang­ebot für die Schülerinn­en und Schüler des in unmittelba­rer Nähe liegenden Schulzentr­um wieder aufleben lassen“, zeigt sich Biber zuversicht­lich und geht davon aus, „dass auch die wunderschö­ne Terrasse ab Montag wieder bedient wird.“Aber auch alte Hasen hat der Lockdown voll erwischt. Seit 24 Jahren ist Tobias Glatt in der Gasrausset­zungen tronomie tätig. Von 1996 bis 2013 im „Schlosscaf­é“, das 2001 von der Meitinger Schlossstr­aße in die Ballspielh­alle zog, 2013 hat er das Sportheim des TSV Herbertsho­fen gepachtet, um dort seine Gäste als Wirt und Caterer mit Spezialitä­ten aus der „Zauberküch­e“zu verwöhnen. Das Restaurant ist kein typisches Sportheim. „Doch ich will und brauche den Verein“, sagt Glatt. Eine Situation wie die aktuelle hat der 51-Jährige noch nie erlebt. „Wie soll es einem gehen, wenn das komplette Geschäft weggebroch­en ist? Hochzeiten, Geburtstag­e – alles abgesagt“, beschreibt er die schwierige Situation. Der TSV Herbertsho­fen sei ihm in dieser Zeit der CoronaKris­e sehr entgegenge­kommen. Glatt: „Die Pacht wurde teilweise ausgesetzt und teilweise erlassen. Wir haben ein gutes Verhältnis.“In der Zwischenze­it hat er sich mit Speisenver­kauf to go über Wasser gehalten. „Man muss es machen, aber rentieren tut es sich nur, wenn man es ohne Personal macht“, will Tobias Glatt allerdings nicht meckern: „Da muss man durch!“

Dass er am kommenden Montag seinen Biergarten, der normalerwe­ise 80 Gästen Platz bietet, wieder unter Auflagen öffnen darf, sieht der „Zauberküch­en“-Wirt mit gemischten Gefühlen: „Wir werden uns an die Vorschrift­en halten und natürlich Mundschutz tragen“, sagt Glatt. „Aber ich weiß noch gar nicht, wie das alles gehandhabt wird. Ob ich entscheide­n muss, wer zu wem sitzen darf.“Auch wenn er sich über eine Wiederöffn­ung freut, wäre es ihm trotzdem es ihm lieber gewesen, wenn noch zwei Wochen alles geschlosse­n gewesen wäre „und dann Sicherheit geherrscht hätte, dass man das Coronaviru­s im Griff hat. Aber ich nehme es, wie es kommt!“

 ?? Archivfoto: Christian Kruppe ?? Eine Sportgasts­tätte im herkömmlic­hen Sinne ist die ehemalige Vereinsgas­tstätte des TSV Schwabmünc­hen längst nicht mehr. Mittlerwei­le ist das Burger-Restaurant von Germar Thiele ein In-Lokal.
Archivfoto: Christian Kruppe Eine Sportgasts­tätte im herkömmlic­hen Sinne ist die ehemalige Vereinsgas­tstätte des TSV Schwabmünc­hen längst nicht mehr. Mittlerwei­le ist das Burger-Restaurant von Germar Thiele ein In-Lokal.

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