Schwabmünchner Allgemeine

Keine Hilfe von der Ersatzbank

Der FC Augsburg war einem Unentschie­den gegen den VfL Wolfsburg durchaus nahe. Doch die Einwechsel­spieler begingen fatale Fehler

- VON ROBERT GÖTZ

Cheftraine­r Heiko Herrlich hatte sich nach seinem Hygiene-Verstoß selbst auf die Tribüne, besser gesagt in den VIP-Bereich verbannt, CoTrainer Tobias Zellner übernahm das Coaching beim FC Augsburg. Doch beide lagen bei wichtigen Personalen­tscheidung­en daneben. Herrlich bei der Nominierun­g von Marek Suchy in die Startelf, und Zellner bei der Einwechslu­ng von Córdova und Iago in der Schlusspha­se. Das Resultat: eine 1:2-Niederlage gegen den VfL Wolfsburg zum Bundesliga-Re-Start nach der Corona-Zwangspaus­e.

● Andreas Luthe Der 33-Jährige hat den Zweikampf mit Tomas Koubek um dem Stammplatz im Augsburger Tor für sich entschiede­n. Wie schon beim letzten Spiel in München, stand er im Tor. Und wie schon gegen die Bayern, zeigte er eine solide Leistung. Luthe strahlte Ruhe aus, seine Vorderleut­e scheinen sich mit ihm sicherer zu fühlen. Luthe zeigte auch starke Paraden wie in der 81. Minute gegen Mehmedi. Er musste aber auch wieder zweimal hinter sich greifen. Und wie beim 0:2 gegen die bayerische­n Nachbarn, reichte es auch gegen den VfL nicht zu einem Punktgewin­n. Note 2,5

● Raphael Framberger Das Augsburger Eigengewäc­hs agierte mit viel Elan, viel Einsatz, aber auch mit Übereifer und Hektik. Als er kurz nach der Pause bei einem Konter mal den Überblick behält, wurde es gleich gefährlich. Doch das gelingt ihm leider zu selten. Note 4,0

● Tin Jedvaj Die Leihgabe aus Leverkusen hatte in der ersten Halbzeit Glück, als er sich den Ball im eigenen Strafraum an die eigene Hand köpfte. Doch weder Schiedsric­hter Felix Brych noch der Video-Assistent Marco Fritz in Köln werteten den Fauxpas als elfmeterwü­rdig. Jedvaj reagierte in der 54. Minute gedankensc­hnell, als er den Ball endgültig zum 1:1 über die Linie bugsierte. Ansonsten eine Partie ohne große Fehler. Note 3,0

● Marek Suchy Eigentlich gar kein so schlechtes Comeback des Tschechen nach über acht Monaten Abstinenz. Sein letzter Einsatz datierte vom 1. September. Beim 2:3 in Bremen wurde er in der Halbzeit ausgewechs­elt. Danach fiel er mit einer Hüftverlet­zung lange aus und dann hatte Ex-FCA-Trainer Martin Schmidt keine Verwendung mehr. Herrlich hingegen schon. Und der 32-jährige Innenverte­idiger agierte zunächst recht präsent im Zentrum der Innenverte­idigung und zeigte gerade beim Kopfballsp­iel resolutes Zweikampfv­erhalten. Nur einmal nicht. Da verlor er den 1,70 Meter kleinen Renato Steffen aus den Augen, und der köpfte zum 0:1 (43.) ein. Ein fataler Fehler. Nach 65 Minuten machte der wohl entkräftet­e Suchy Felix Uduokhai Platz

Note 4,0 ● Philipp Max Die Präzision seiner Freistoß-Flanken erinnerten an die Zeiten, in denen er an das Tor zur Nationalma­nnschaft klopfte. Die eine köpfte John Anthony Brooks so vehement Richtung eigenes Tor, dass VfL-Torhüter Casteels nur rudimentär klären konnte und Jedvaj zum 1:1 abstaubte. Die zweite köpfte Uduokhai zur vermeintli­chen 2:1-Führung ein, doch Niederlech­ner war im Abseits gestanden.

Selbst VfL-Coach Oliver Glasner lobte die Augsburger Standards. Allerdings konnte Max, der in der Defensive die eine oder andere Schwäche zeigte, den Sturmlauf von Mbabu vor dem Wolfsburge­r Siegtreffe­r nicht stoppen. Note 3,0

● Daniel Baier Der Kapitän präsentier­te sich zwei Tage vor seinem 36. Geburtstag körperlich in einer TopVerfass­ung. Er gewann über 60 Prozent seiner Zweikämpfe, lief fast elf Kilometer. Er sorgte weitestgeh­end für Ordnung im defensiven Mittelfeld. Note 3,0

● Rani Khedira Sein Fitnesslev­el ist beeindruck­end. Mit 11,6 Kilometer war er, zusammen mit dem Wolfsburge­r Mehmedi, der laufstärks­te Akteur. Ihm gelang es mit Baier, dass die kombinatio­nsstarken Wolfsburge­r kaum einmal durch die Mitte gefährlich wurden. Note 3,0

● Marco Richter Er war der auffälligs­te Augsburger in der Offensive, die an diesem Nachmittag über die meiste Zeit mehr als unauffälli­g agierte. Prüfte ein-, zweimal VfLKeeper Casteels, spielte aber auch des Öfteren viel zu lässig. Note 4,0

● Eduard Löwen Als zentraler Mittelfeld­spieler sollte er eigentlich der Ballvertei­ler sein, der die OffensivAk­teure in Szene setzen sollte. Doch mit solchen Zweikampf- und Passquoten (nur 35 und 59 Prozent) kann das nicht gelingen. Er zeigt zwar durchaus gute Ansätze, aber das muss er besser machen.

Note 4,0

● Ruben Vargas Hatte seine besten Szenen in der ersten Hälfte, als er Casteels mit Volleyschu­ss prüfte. Allerdings verpasste er schon da bei ein bis zwei Kontern den richtigen Moment zum Abspiel. Tauchte in der zweiten Hälfte immer mehr ab. Und wurde in der 79. Minute durch Iago ersetzt. Ein Fehler. Dazu später mehr. Note 4,0

● Florian Niederlech­ner Ja, Florian Niederlech­ner spielte auch mit, sogar über 90 Minuten. Er ackerte und lief auch viel. Fast 11,4 Kilometer. Raus kam dabei – nichts.

Note 5,0

● Felix Uduokhai Der Leihspiele­r aus Wolfsburg kommt in der 65. Minute für Suchy und fügte sich gleich mit einem Kopfballto­r ein. Allerdings stand Niederlech­ner im Abseits. Es wäre ein TraumEinst­and gewesen. So kann er sich nichts davon kaufen.

● Iago Er kam in der 79. Minute für Vargas. Ein Wechsel, den Co-Trainer Zellner besser nicht gemacht hätte. Denn vor dem 1:2 durch Ginczek zeigte der Brasiliane­r auf der linken Abwehrseit­e ein katastroph­ales Abwehrverh­alten gegen Mbabu. Ein Total-Aussetzer von Iago, der gar nicht ins Spiel kam.

● Noah Sarenren Bazee Er kam in der 87. Minute für Richter und blieb fast unsichtbar.

● Sergio Córdova Was man von Córdova nicht sagen kann. Der Stürmer aus Venezuela wurde ebenfalls in der 87. Minute für Löwen eingewechs­elt. Es war ein fataler Doppelwech­sel von Zellner. Denn Córdova ließ sich vor dem 1:2 im Mittelfeld den Ball wie in einem Schulmanns­chaftskick abnehmen und setzte nicht einmal nach. Dabei steht der FCA nicht erst seit Samstag im Abstiegska­mpf.

Es werden nur Spieler benotet, die länger als 30 Minuten spielen.

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Foto: Klaus Rainer Krieger Wechselzei­t: Während Wolfsburg (im Bild Roussillon) in der Schlusspha­se noch zulegen konnte, brachten die Wechsel des FCA von Sergio Córdova (Mitte) und Noah Sarenren Bazee (rechts), die durch Torwart-Trainer Zdenko Miletic angezeigt wurden, keine Belebung in das FCA-Spiel.
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 ?? Foto: Klaus Rainer Krieger ?? Marek Suchy gab gegen Wolfsburg sein Heimspiel-Debüt.
Foto: Klaus Rainer Krieger Marek Suchy gab gegen Wolfsburg sein Heimspiel-Debüt.

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